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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Pech, gegen eine Rolltrage zu laufen, glücklicherweise unbelegt, und sie mit einem kräftigen unfreiwilligen Stoß in Bewegung zu setzen, so dass sie gegen eine Wand krachte. Tiefrot vor Verlegenheit eilte er hinterher, um sie zurückzuholen, während er sich unablässig und wortreich entschuldigte. Eine der Jungfrauen in gestärktem Kittel stürzte sich auf ihn und fauchte: »Die Räder wurden gerade erst geölt!«
    »Keine Sorge, Sergeant«, sagte Frazer mit einem Blick über die Schulter zu dem gedemütigten Morris und grinste. »Wir sind bei der Armee. Wenn es sich nicht bewegt, streich es an. Wenn es sich bewegt, öle es.«
    »Es überrascht mich, Ladys bei der Arbeit als Krankenschwestern zu sehen«, bemerkte ich.
    Fast hätte ich »ehrbare Frauen« gesagt, doch ich hatte mich in letzter Sekunde korrigiert. Ich wusste selbstverständlich, dass in den Krankenhäusern von London immer mehr »ausgebildete« Krankenschwestern auftauchten. Sie unterschieden sich sehr von den unbelesenen Schlampen und den ständig betrunkenen Vetteln, die den größten Teil meines bisherigen Lebens die pflegende Schwesternschaft abgegeben hatten. Diese brandneue Sorte von Schwestern folgte jenen tapferen Frauen nach, die zusammen mit Florence Nightingale auf der Krim gewesen waren. Anständige junge Ladys, die ihr Handwerk in der von Miss Nightingale gegründeten Schwesternschule lernten.
    »Wir hatten das Glück, einige von ihnen überreden zu können, vom St. Thomas Hospital in London zu uns zu kommen. Doch wir haben unser eigenes Ausbildungsprogramm ins Leben gerufen«, informierte uns Frazer, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. »Wir orientieren uns an dem System, das Miss Nightingale im Jahre 1860 am St. Thomas Hospital eingeführt hat. Sie hat uns zahlreiche wertvolle Anregungen gegeben.«
    Ich fühlte mich verpflichtet, eine intelligente Frage zu stellen. Er war so unübersehbar und mit Recht stolz auf sein Hospital. »Wie viele Patienten können Sie hier gleichzeitig behandeln?«
    »Bis zu tausend, mindestens. Wenn es sein muss, auch noch einige mehr, doch ich wage zu behaupten, dass Miss Nightingale sehr darauf bedacht ist, das Hospital nicht zu stark überzubelegen. Wir haben einhundertachtunddreißig Krankensäle. Die Queen höchstpersönlich, Gott segne sie, hat 1856 den Grundstein gelegt. Ah, da wären wir.«
    »Einige der Patienten scheinen unverletzt zu sein«, bemerkte ich.
    Frazer drehte sich um und wechselte einen Blick mit Dr. Lefebre. »Nicht alle Verletzungen sind körperlicher Natur, Inspector. Einige betreffen den Geist.«
    Damit war ich ein zweites Mal an meinen Platz gewiesen worden.
    Es war zugleich eine mögliche Erklärung, wie der Leichnam von Brennan hier hatte landen können. Lefebre, als Spezialist für Krankheiten des Geistes, war im Hospital bekannt und imstande gewesen, eine Gefälligkeit zu erbitten. Ich war nicht sicher, ob mir das gefiel, doch die einheimische Polizeistation schien es gutzuheißen. Erneut wurde mir bewusst, dass ich in mehr als nur einer Hinsicht ein Fremder war. Ich war weit von meinem eigenen »Revier« entfernt mit seinen vertrauten Wegen und bekannten Bösewichtern. Die beruflichen und gesellschaftlichen Bande dieser Gegend waren im Lauf vieler Jahre geknüpft worden. Ihre oberste Priorität war nicht notwendigerweise die Wahrheit, sondern der Erhalt des Status quo. Und der Tod eines unbedeutenden umherziehenden Rattenfängers war nichts, das diesen Status quo erschüttern durfte. Das war der Grund, aus dem ich, ein Außenseiter, hergeschickt worden war. Auf der einen Seite war ich immun gegen jedwede Einflüsse, die von lokalen Parteien ausgeübt werden konnten. Auf der anderen Seite war ich kein Mitglied ihres Clubs. Ich hatte mich nicht mehr so fremd gefühlt seit meiner Ankunft inLondon aus Derbyshire im zarten Alter von achtzehn Jahren. Vielleicht war Lizzie der einzige Mensch, dem ich in dieser fremden Welt vertrauen konnte.
    Wir waren angekommen.
    Ich hatte in meiner Zeit bei der Londoner Polizei einige Leichenschauhäuser und Sezierzimmer gesehen, doch noch niemals etwas wie dieses hier. Einige der Orte, an denen ich Leichen in Augenschein genommen hatte, waren nicht mehr als Schuppen gewesen, dreckig und erfüllt vom Gestank nach Blut und verwesendem Fleisch. Hier jedoch lag der verstorbene Jed Brennan auf einem sauberen Tisch, bedeckt von einem weißen Laken, in einer saubereren Umgebung, als er sie zu Lebzeiten je bewohnt hatte. Sämtliches Blut und andere

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