NeuGier
Ton, als Jill ihr einen skeptischen Blick zuwarf. »Sex mit Fremden kann ich nichts abgewinnen. Solcher Sex ist einfach nicht gut, denn er hat keinerlei Basis. Keiner weiß, wie der andere es gern mag, was den anderen reizt und im Endeffekt befriedigt. Man vögelt einfach nur vor sich hin. Selbst wenn es für den Moment okay ist, so beschert es einem danach ein mieses Gefühl.«
Die Freundin zeigte sich wenig beeindruckt. »Wann hast du diese Erfahrungen gemacht? Vor zehn Jahren? Mit irgendwelchen Discoboys?«
Kate legte das Besteck auf den nicht mal halb gelehrten Teller und schob ihn ein Stück beiseite. Kopfschüttelnd wandte sie sich an Jill. »Welche Bedeutung misst du dem Sex nur bei?«
Sie musste nicht lange überlegen. »Vielleicht eine zu große. Aber du, Darling, unterschätzt diese Sache entweder oder du belügst dich.«
***
Mit fortschreitender Stunde füllte sich das Seven Seas . Bald war jeder der Tische besetzt, und rund um die Bar warteten weitere Gäste auf Plätze.
Nach dem Essen wechselten Kate und Jill in die separate Billardlounge. Beim Spiel erzählte Jill von einem Auftrag, den ihre Werbeagentur erhalten hatte.
Kate, die ständig verlor, wurde müde. »Wie sieht’s aus, rufen wir uns ein Cab?«
Jill sah sich im Restaurant um. Nur noch wenige Tische waren besetzt und die Billardlounge teilten sie lediglich noch mit einer anderen Gruppe. Sie legte die Kugeln in das Dreieck und rollte es an die entsprechende Stelle.
»Lass uns weiterspielen!«, schlug sie vor.
»Ach Jill, komm schon. Du bist doch auch müde.«
»Kein bisschen. Also gib dir einen Ruck!«
Kate beobachtete Jills Anstoß. Die Kugeln schossen über den grünen Stoff. Die Elf rollte in eine Tasche. »Irgendwie hab ich den Eindruck, wir warten auf etwas.«
»Tun wir auch«, entgegnete Jill ohne aufzuschauen, peilte die günstig liegende Dreizehn an und lochte sie ein.
»Worauf warten wir?«
»Worauf schon ...« Über den Lauf ihres Queues blickte Jill den Männern nach, die den Nachbartisch gerade verlassen hatten. »Darauf, dass sie abschließen. Und das tun sie erst, wenn alle«, sie korrigierte sich, »fast alle Gäste gegangen sind. Allzu lange wird das nicht mehr dauern.«
Jill vergeigte den Stoß und Kate war an der Reihe. Sie verschaffte sich einen Überblick über ihre Kugeln und überhörte Jills ironischen Hinweis, der sie daran erinnerte, dass die Acht zuletzt eingelocht werden musste.
»Und wenn ich jetzt gehen will?« Sie beugte sich über den Tisch, peilte die Vier an und schoss sie sogar in die Tasche.
»Deine Wahl«, lautete Jills knapper Kommentar. Darauf begrüßte sie einen Mann, der sich zu ihr gesellte. Sein dunkles Haar war noch feucht von der Dusche.
Er kam zu Kate herum, stellte sich als Ben vor und gab ihr, wie zuvor Jill, einen Kuss auf die Wange. Der Duft seines frisch aufgetragenen Aftershaves machte sie nervös, und um sich davon abzulenken, nahm Kate ihre nächste Kugel ins Visier.
»Hey miteinander! Wo ist Finn?«, ertönte es neben ihnen.
Es war Max, der Barkeeper.
»Noch oben.« Ben korrigierte Kates Griff um den Queue. »Er kommt aber gleich.«
Dass Max sich an ihre andere Seite stellte, schürte Kates Nervosität. In ihrem Nacken kribbelte es, weil sich die Härchen aufrichteten. So gut dies möglich war, blendete sie die Nähe der Männer aus, konzentrierte sich auf die Zwei und lochte sie ein.
»Gut gemacht«, lautete Max’ Kommentar.
Kates Lächeln gefror auf ihren Lippen, als er mit der Fingerspitze über ihren Arm strich. Zwar war die Berührung nur sachte, doch hinterließ sie ein Brennen unter ihrem dünnen Shirt.
»Klappt das auch, wenn du abgelenkt bist?«, fragte er. »Versuch die Fünf. Die schaffst du von hier aus.«
Die Fünf hätte sie nicht als nächstes angespielt, dennoch veränderte sie ihre Position ein wenig und visierte die Kugel an. Hitze schoss in ihre Wangen, als Max seine Hände auf ihre Schultern legte. Seine Berührung wurde fester, je tiefer er gelangte. Bald strich er über ihre Seiten, wobei seine Finger die Rundungen ihrer Brüste berührten. Darauf umfasste er ihre Taille und zog ihren Po gegen sein Becken.
Mit viel zu viel Tempo schoss die Fünf über das Grün, prallte weit neben der Tasche ab und kickte andere Kugeln von ihren Posten.
Ben und Max ließen unisono einen Laut des Bedauerns hören.
Kate setzte sich in einen der Sessel. Jill kam um den Tisch herum und bedeutete den Männern, dass sie Platz brauchte, den sie ihr gewährten.
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