NeuGier
in Santa Cruz, das mit einer Dusche begonnen hatte. Beinahe drei Wochen waren inzwischen vergangen. Kate hatte das Gefühl, als sei es sowohl erst gestern gewesen als auch schon Jahre her. Ihr war, als kannte sie Jackson eine kleine Ewigkeit, als sei er zu einem Teil ihres Lebens geworden. Zu einem Teil von ihr. Das war er wohl wirklich, gestand sie sich, allerdings nicht in Jahren oder einer Ewigkeit und auch nicht gestern, sondern in zehn Wochen.
Prustend strich sie die Haare zurück, winkelte die Arme über dem Kopf an und blieb in dieser Position – alle Sinne auf Empfang geschaltet. Die Tropfen perlten über ihre Haut wie seine Küsse. Der Wasserdampf streichelte sie wie sein Atem. Langsam strichen ihre Hände über ihren Hals zu ihren Brüsten und kneteten sie so fest, wie er es getan hatte. Ihre Finger zwirbelten die Spitzen, bis sie hart wurden und das Ziehen in ihrem Unterleib nicht mehr dadurch zu stillen war, dass sie die Schenkel zusammenpresste.
Kates Hand legte sich um ihre Kehle, die andere glitt über die nasse Haut in ihren Schritt. Sie seufzte, als ihr Finger die Perle fand, so schnell wie Jacksons Zungenspitze sie gefunden hatte. Sie wand sich unter dem Wasser wie unter seinen Berührungen, keuchte unter den heißen Wellen, die sie durchfluteten, als sei er es, der sie auslöste. Sie stützte sich gegen die Fliesen, ließ den Kopf nach vorn fallen, das Wasser über ihren Rücken prasseln und massierte sich so fordernd, wie sie es von ihm gelernt hatte.
Sie war ihm gefolgt auf den Grat zwischen Leid und Lust und hatte gemeinsam mit ihm an der schmalsten Stelle eine Ekstase erfahren, von der sie geglaubt hatte, dass sie in ihre Träume gehörte. Doch sie war real, so real wie Jackson, so real wie das, was sie erlebt hatten und was sie verband – mehr als Sex.
Sie würde einen Teufel tun, das zu ignorieren. Vielleicht würde sie ihn für immer und endgültig verlieren, doch sie konnte nicht länger stillschweigend in seine Feigheit einstimmen.
Kate kam mit einem Zucken, einem Keuchen und ballte die gegen die Fliesen gestützte Hand zur Faust. Ihr Körper bebte, und mit der von Verzweiflung und Sehnsucht gespickten Erlösung sackte sie zusammen. Sie sank auf den Boden der Dusche, umschlang ihre Beine und ließ das Wasser weiter prasseln, bis Ruhe in ihr eingekehrt war. Ruhe. Aber keine Befriedigung.
***
In ein Badetuch gewickelt, die Haare noch nass, setzte sich Kate an den Laptop. Wann immer sich die Unsicherheit meldete, schob sie sie beiseite und verbot sich jedes Grübeln über die Vernunft ihrer Handlung. Sie gab einen Suchbegriff ein, klickte ein paar Mal und nahm eine Buchung vor.
Danach schrieb sie Jackson eine SMS.
Liebe mich – absolut, wie du es ohnehin längst tust. Ich bin so frei, dir gleichermaßen antworten zu können. Natürlich können wir die Zeit wirken lassen, so lange, bis nichts mehr von uns übrig ist, und darauf warten, dass uns jemand Zweitbestes begegnet. Aber das ergibt keinen Sinn für mich. Was kann schon passieren, Honey? Außer, dass es uns gut geht? Außer, dass es uns erfüllt und glücklich macht? Außer, dass wir das Risiko eingehen, verletzt zu werden? Tut man das nicht immer, wenn man fühlt? Ich würde nicht mehr leben wollen, könnte ich nicht mehr fühlen. Lass es einfach zu. Oder lass mich gehen. Wenn du mich lieben willst, dann komm am Freitagabend in das Haus am Strand.
Zwanzig
Kate wollte vor Jackson da sein und erreichte Santa Cruz eine Stunde eher als das Mal zuvor. Auf ihre SMS hatte er nicht geantwortet, was sie nicht zu werten versuchte.
Er würde kommen, beschwor sie sich, als sie das Haus aufschloss und eintrat, anderenfalls hätte er sie das wissen lassen, um ihr zumindest die Reise und das Warten zu ersparen.
Kate hatte sich über die Ankünfte aus San Francisco auf dem Watsonville-Airport erkundigt. Die Maschine, die er vor drei Wochen genommen hatte, würde in fünfzehn Minuten landen. Eine zweite und letzte an diesem Tag kam um einundzwanzig Uhr an. Sie hoffte, dass er den ersten Flug genommen hatte, denn die Vorstellung, fünf doch ungewisse Stunden an diesem Ort zu verbringen, behagte ihr gar nicht.
Die Minuten vergingen schleppend. Kate versuchte, sich abzulenken, indem sie die Kissen auf dem kleinen Sofa neu arrangierte und durch die Fernsehsender zappte, aber sie war im Geist immer bei Jackson. Sie stellte sich vor, wie er das Terminal betrat, in ein Cab stieg, und so lauschte sie auf jedes Motorengeräusch vor dem Haus, auf
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