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Neuland

Neuland

Titel: Neuland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskhol Nevo
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Warum so etwas nicht in Israel errichten?
    Das ist unmöglich, Dori. Jede Organisation, die du im Ursprungsland gründest, wird in den Wirkungsbereich einer anderen, schon bestehenden eindringen und deshalb sofort auf Ablehnung stoßen und Feinde haben. Und außerdem – sein Vater sprach weiter, noch bevor Dori es schaffte, die in ihm aufsteigenden Zweifel in Worte zu fassen – sind diese jungen Traveller in Südamerika genau im richtigen Moment ihres Lebens hier, um sich auf etwas Neues einzulassen. Wie hat Herzl gesagt? Für große Projekte braucht man manchmal ein bisschen Verzweiflung.
    Dann willst du mit den Leuten hier das »Exil Neuland« aufbauen? Du weißt, was Mama dazu gesagt hätte, nachdem sogar das Goldene Zeitalter in Spanien –
    Die Juden von dort vertrieben wurden, ich weiß. Wenn es dir besser gefällt, kannst du uns als die Futuro verstehen, jenes Schiff von Herzl mit Dutzenden von Intellektuellen, Forschern und Gelehrten, oder als den Sanhedrin von Javne, jenen hohen Rat, um den aufzubauen Rabbi Jochanan ben Sakkai sich aus dem belagerten Jerusalem hinausschmuggeln ließ und aus dem nach der Zerstörung des Tempels ein neues Judentum entstand, geistiger und befreit von dem furchtbaren Joch der Belagerung.
    Aber –
    Du bist es doch, der sich jedes Jahr weigert, seine Schüler nach Polen zu begleiten, oder? Du sagst doch immer, diese Märsche weckten in den Kindern nur Angst und Misstrauen. Wir versuchen hier, genau das Gegenteil zu tun: junge Leute auf eine Reise der Bildung und Weltoffenheit einzuladen.
    Sein Vater stellte das Buch zurück, und Dori hakte nach: Bildung und Weltoffenheit sind ja schön und gut, aber wie passt das zu der Befragung, der uns dieser Durchgeknallte, dieser David, bei der Ankunft unterzogen hat, bevor er Inbars Telefon beschlagnahmt hat?
    Das ist okay, Junge, sagte sein Vater und nahm ein anderes Buch aus dem Regal, es ist ganz natürlich, dass du das noch nicht verstehst. Auch Herzls Vision haben die Leute nicht auf Anhieb verdaut, und auch das hat er übrigens vorausgesehen. Schau, was im Nachwort von Altneuland steht – Herzl formuliert hier einen Rat an sein Buch, bevor er es in die Welt entlässt: »Durch Feindschaften und Entstellungen hindurch wirst du deinen Weg nehmen müssen, wie durch einen finsteren Wald. Wenn du aber zu freundlichen Leuten kommst, so grüße sie von deinem Herrn Vater.« Und genau das ist mir passiert, sagte er. Ich habe das Glück gehabt, dass meine Vision zu diesen guten Leuten gefunden hat, die jetzt hier bei mir sind.
    Und warum schreibt ihr auf dem Informationsblatt »zum gegenwärtigen Zeitpunkt«? Kann es sein, dass Neuland einmal etwas anderes sein will? Dass der Kleinneulandplan nur die Coverstory für den Plan von Großneuland ist?
    Sein Vater schloss die Augen und schwieg lange, zu lange. In dieser Zeit hätte Dori am liebsten die Holzstange zum Vertreiben von Heuschrecken genommen und auf ihn eingeschlagen. Jetzt antworte schon, Mensch! Er sollte wieder so mit ihm reden wie vorhin, als sie in seinem Zimmer zusammensaßen.
    Endlich machte sein Vater die Augen auf, blickte auf die Uhr und sagte, die Pause ist um. Inbar und du, ihr könnt eine Mitfahrgelegenheit in die Dörfer nehmen und von dort aus zu Hause anrufen.

Der Wandernde Jude
    Kann ich den Beachballschläger nehmen?, fragte Inbar den jungen Mann, der mit Jamili spielte, hob den in den Sand gefallenen Ball auf und schlug ihn mit einem kräftigen Schlag zu Jamili. Jamili gab ihn ebenso stark zurück, genau auf der richtigen Höhe, und sie schlugen den Ball mehrere Male hin und her, ohne dass er zu Boden fiel.
    Nicht schlecht für einen Gast, woher im Ursprungsland kommst du denn?
    Aus Haifa, sagte sie, schlug ihm einen niedrigen Ball zu und fragte, und du?
    Von alle möglichen Orten. Jamili sprang vor und erwischte den Ball, bevor er auf dem Boden aufschlug.
    Was heißt das, alle möglichen Orte? Inbar schlug den Ball zurück. Wer bist du denn, der Wandernde Jude?
    Jamili erstarrte, und der Ball flog an ihm vorbei in den Sand.
    Entschuldige, sagte er, kam auf sie zu, zu nah, um weiterzuspielen, und fragte: Was hast du da eben gesagt?
    Was du gehört hast, der Wandernde Jude. The Wandering Jew Tour .
    Keine Ahnung, wovon du redest.
    Die Zeichnung der Geige auf dem Plan, Jamili. Sonst wär ich nie auf dich gekommen.
    Schrei doch nicht so, sagte er sehr leise, komm, lass uns wohingehen, wo man reden kann.
    Sie legten die Beachballschläger auf den Boden, und er führte

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