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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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antreffen würden, und genauso war es dann auch.
    Die drei Mädchen standen in der Nähe des Infokastens auf dem Bahnsteig. Als sie Jolin und Anna bemerkte, winkte Rebekka sie lachend heran.
    »Hey«, grüßte Katrin. »Ist das nicht viel zu früh für eine Nachteule wie dich?« Sie stupste Jolin in die Seite.
    »Ich habe bei ihr übernachtet«, sagte Anna und grinste vielsagend. Jolin verdrehte die Augen, dann fiel ihr Blick auf Klarisse. Sie sah blass und müde aus. »Du hast wohl nicht besonders gut geschlafen, was?«
    »Nee.« Klarisse schüttelte den Kopf. Es war ihr anzumerken, dass sie sich in Jolins und Annas Gegenwart nicht besonders wohl fühlte.
    »Oh, das liegt garantiert an ihrem neuen Lover! Stimmt’s?«, entgegnete Katrin und stupste ihre Hüfte nun gegen die von Klarisse.
    »Mann, jetzt hör doch mal auf!« Klarisse trat einen Schritt zur Seite und kreuzte die Arme vor der Brust. »Wir sind doch keine kleinen Girlies mehr.«
    »Nee, klar, du natürlich nicht«, neckte Katrin sie weiter. »Wer dem Tod gut genug ist, um persönlich mit ihm … verkehren zu dürfen«, betonte sie genüsslich, »der muss logischerweise über eine gewisse Reife verfügen.«
    »Du hast wirklich keine Ahnung«, sagte Klarisse. Sie wandte sich ab und sah stur an ihren Freundinnen vorbei auf die mit glänzenden hellgrauen Fliesen gekachelte Wand.
    Jolin musterte sie unverhohlen, fiebernd auf der Suche nach irgendetwas Auffälligem, Besonderem oder auf gruselige Weise Vertrautem an ihr, und bemerkte, wie Klarisse plötzlich erstarrte.
    »Scheiße!«, stieß Rebekka im selben Moment hervor. »Wie können die das bloß so direkt zeigen!«, und Anna hauchte: »Mensch, das ist doch die Frau aus dem bunten Container … von diesem Harro … wie hieß der noch mal? … Greims? … den du von früher kanntest.«
    »Was?« Jolin riss den Kopf herum und richtete ihren Blick nun ebenfalls auf den Nachrichtenbildschirm.
    Riesengroß, leichenblass und eingefallen, mit blutleeren Lippen und weit aufgerissenen Augen wurde dort das Gesicht der Frau gezeigt, die der Anlass für ihr Wipo-Projekt und für die in zwei Wochen geplante Verschönerungsaktion gewesen war.
    »Ist die tot?«, krächzte Katrin.
    »Klar, ist die tot«, sagte Rebekka. »Was sonst?«
    »Mensch, Jol, jetzt sag endlich … Hab ich recht? Ist das die Frau?«
    Anna hatte ihre Finger in Jolins Arm gekrallt. »Hast du das gewusst?«
    »Nein. Also, ich hab davon gehört … gestern in den Morgennachrichten, aber ich hatte ja keine Ahnung …«, erwiderte Jolin stockend.
    »Ist doch egal, ob ihr sie kanntet«, meinte Rebekka. »Sie wurde bestialisch getötet. So etwas wünscht man keinem.«
    »Moment mal«, sagte Katrin und hob die Hand. »Die dachten zuerst, dass es ein Tier gewesen ist?« Sie tippte sich an die Stirn. »Was denn für ein Tier, bitte schön? Ein Bär? Oder ein Löwe?«
    Rebekka zuckte mit den Schultern. »Kann doch sein. Eins, das aus dem Zoo ausgebrochen ist.«
    Katrin schüttelte den Kopf. »Aus welchem Zoo? In dieser Stadt gibt es keinen. Schon vergessen?«
    Während Katrin und Rebekka heftig miteinander debattierten und Klarisse noch immer wie einzementiert dastand, rückte Anna dicht an Jolin heran und schlang ihr den Arm um die Schultern. »Das gibt es nicht. Das gibt’s doch gar nicht«, murmelte sie in ihren aufgestellten Jackenkragen.
    Während die Kamera langsam an dem Leichnam entlangglitt und sowohl die zerfetzte Haut und das blutrot klaffende Loch am Hals als auch jede noch so kleine Schürfwunde an Armen, Händen und Beinen der Frau dokumentierte, tickerten am unteren Bildrand via Laufschrift die aktuellen Nachrichten zu diesem Fall ein.
    »… wurde die Annahme, dass es sich möglicherweise um ein Tier handelte, verworfen«, las Jolin leise. »Ein Zeuge gab inzwischen zu Protokoll, in der fraglichen Nacht einen unbekannten Mann beobachtet zu haben, der sich auf dem Gelände herumtrieb. Er war circa zwanzig Jahre alt, groß und schlank, hatte kurze schwarze Haare und war dunkel gekleidet. Die Angaben waren so präzise, dass ein Phantombild angefertigt werden konnte.«
    Die Beine der Frau und der Saum ihres grünen Mantels verschwanden aus dem Bild, und eine aus einzelnen Gesichtsteilschablonen zusammengesetzte Schwarzweißskizze erschien.
    Jolins Herzschlag setzte aus. Wenn Anna sie nicht gehalten hätte, wäre sie wahrscheinlich in sich zusammengesunken. Was sie sah, entsprach genau ihrer Erwartung, aber wahrscheinlich traf es sie gerade

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