Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
ich unter diesen Umständen noch deine beste Freundin bleiben kann.« Sie zuckte mit den Schultern und grinste schlapp. »Bloß für einen klitzekleinen Moment, ja?«
    »Nein!« Jolin sprang aus dem Bett. Ihre Beine fühlten sich weich und kraftlos an, trotzdem schaffte sie es, auf Anna zuzulaufen und ihren Arm zu ergreifen. »Das Fenster muss unter allen Umständen zu bleiben. Hörst du? … ZU! Rouben hat mir verboten, es zu öffnen, weil er sonst reinkommen …«
    Anna starrte sie an. »Wer? Er? Oder sein Bruder?«
    »Spielt das eine Rolle?«, flüsterte Jolin. Sie schwitzte noch immer, ihre Haut war heiß und klatschnass, ebenso das T-Shirt, die Unterhose und selbst die Socken. Sie roch ihren eigenen Gestank, der warm und ölig aus ihren Poren aufstieg. »Tut mir auch leid«, sagte sie und vermied es, Luft durch die Nase einzuziehen. »Du musst durch den Mund atmen.«
    »Vielen Dank für den Hinweis«, brummte Anna. »Was glaubst du wohl, was ich tue?«
    Jolin presste noch ein weiteres »Tut mir leid«, hervor und deutete auf die Zimmertür. »Vielleicht reicht es, wenn wir die aufmachen, die Klamotten wechseln und das Bett frisch beziehen …«
    »Optimal wäre duschen.«
    Jolin nickte. »Ich weiß. Geht aber nicht«, wisperte sie. »Nicht mitten in der Nacht. Wie spät ist es überhaupt?« Sie sah zum Nachttisch hinüber. Die Zeiger des Weckers standen auf fünf nach halb zwei, und plötzlich war alles wieder präsent.
    Jolin stürzte zur Tür, huschte in den Flur und tastete sich bis zur Kommode vor. Schemenhaft hob sich die Telefonanlage von der Wand ab. Jolin zog den Hörer aus der Station und hastete sofort in ihr Zimmer zurück, wo sie sich aufs Bett warf und die Zahlenkombination zum Abrufen hinterlassener Nachrichten eingab.
    Anna setzte sich neben sie und hielt den Blick erwartungsvoll auf die Freundin gerichtet.
    »Und?«, fragte sie, als Jolin den Telefonhörer endlich sinken ließ.
    »Nichts. Gunnar hat alle Anrufe gelöscht.«
    »So ein Mist!«, knurrte Anna. »Und jetzt?«
    Jolin starrte eine Weile vor sich hin und schüttelte unablässig den Kopf. »Es ändert ja sowieso nichts«, murmelte sie schließlich.
    Sie erhob sich wieder, brachte den Hörer zurück und schlüpfte ins Bad, wo sie sich entkleidete und von Kopf bis Fuß mit kaltem Wasser abrieb. Ein Frösteln rauschte über ihren Körper, aber das empfand sie als angenehm.
    Als sie wenige Minuten später in ein Duschhandtuch gewickelt über ihre Zimmerschwelle trat, hatte Anna das Bett schon abgezogen. Neue Bezüge und Klamotten lagen bereit, der schwere, säuerliche Schweißgeruch hing allerdings noch immer in der Luft.
    »Ich bin doch nicht krank«, sagte Jolin.
    »Doch, deine Seele«, sagte Anna leise. »Die ist schrecklich krank. Und das ist wahrscheinlich noch viel schlimmer als alles, was mit dem Körper passieren kann.«
    Jolin presste die Lippen zusammen, sie war kurz davor, wieder loszuheulen.
    »Hör zu«, sagte sie, während sie in den frischen weißen Slip schlüpfte, den die Freundin für sie herausgesucht hatte. »Was hältst du davon, wenn wir so bald wie möglich mit Klarisse reden?«
    Anna nickte. »Hab ich auch schon dran gedacht. Die Frage ist bloß, ob sie uns was sagen wird.«
    »Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.« Jolin, die mittlerweile ein sauberes T-Shirt übergestreift hatte, deutete auf die Bezüge. »Kannst du mir mal mit dem Laken helfen?«
    »Eigentlich würde ich erst gerne schnell ins Bad«, erwiderte Anna. Sie schnappte sich den Haufen Schmutzwäsche und steuerte auf den Flur zu.
    »Geh nur«, sagte Jolin und faltete das Laken auseinander. »Ich krieg das hier schon alleine hin. Mach ich ja sonst auch.«
    Das eigentliche Problem war, dass sie Angst vor jeder Sekunde hatte, die sie allein in diesem Zimmer verbringen musste. Sie wollte nicht an Rouben denken, nicht an ihre Eltern und nicht an den Anruf, den sie bekommen hatten, und schon gar nicht daran, dass womöglich Vincent hier irgendwo im Haus herumlief und auf eine Gelegenheit lauerte, über sie herzufallen.
    Jolin hatte keine Angst vor dem Tod, aber die Vorstellung, in einer anderen Welt existieren zu müssen als Rouben, machte sie verrückt. Sie hasste Vincent aus ganzem Herzen, nicht für das, was er war, sondern dafür, was er ihnen und womöglich auch Klarisse und anderen antun könnte.
    Wütend schleuderte Jolin die nach exotischen Blumen duftenden Bezüge auf ihr Bett. Sie ballte die Fäuste und hämmerte damit auf ihre Schläfen ein,

Weitere Kostenlose Bücher