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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Strahlen und weißem Innenkörper waren darübergemalt. Harro Greims war kein Künstler gewesen, aber er hatte es verstanden, sich sein bescheidenes und im Grunde unglückliches Leben so fröhlich wie irgend möglich zu gestalten.
    Rouben verlangsamte seinen Schritt, doch Jolin lief zügig weiter auf Harros Container zu und ließ ihre Fingerspitzen über das kühle Metall gleiten. Während sie ihn umrundete, warf sie einen Blick in das an der Seitenwand eingelassene Fenster, aber wie immer war der Vorhang zugezogen.
    Auch draußen vor dem Container hatte sich nichts verändert. Der Hocker, der kleine runde Tisch, die Blumentöpfe, alles stand nach wie vor so dort, als ob es in den vielen Wochen seit Ende November nicht angerührt worden wäre, und Jolin dachte schon, dass der Container gar nicht wieder bezogen worden sei, da bemerkte sie, dass die Tür einen Spalt offen stand und aus dem stockdunklen Inneren ein Augenpaar argwöhnisch zu ihr herausstarrte. Jolin blieb unvermittelt stehen.
    »Hallo?«, fragte sie. »Entschuldigen Sie bitte … sprechen Sie Deutsch?«
    Unter leisem Quietschen verbreiterte sich der Spalt, und nun konnte Jolin das Gesicht einer Frau erkennen. Sie hatte dünne, schwarzgefärbte Haare und trug einen abgewetzten Mantel aus grünem Tweed, löchrige Männerstrümpfe, die ihr bis über die Knie reichten, und weiße Hausschlappen.
    »Oh, Sie sind das!«, rief Jolin überrascht. »Wohnen Sie jetzt hier? Sie und ihr Mann?«
    Die Frau stieß die Tür nun ganz auf. »Was wollen Sie denn schon wieder hier? Können Sie uns nicht einfach in Ruhe lassen?« Doch plötzlich hellte sich ihre Miene auf. »Du meine Güte, Kindchen, ich hätte Sie fast nicht erkannt!«
    »Hallo«, sagte Jolin noch einmal.
    Die großen neuen Mantelknöpfe, die vom Farbton überhaupt nicht zu dem grünen Tweed passten, fielen ihr sofort ins Auge.
    Verlegen ließ die Frau ihre schmale Hand darübergleiten. »Manchmal ist er schon ein bisschen warm, aber ich trage ihn immer noch gern.« Ihre dunkel geränderten Fingernägel wanderten fahrig von Knopf zu Knopf.
    »Sie sind sehr hübsch«, sagte Jolin lächelnd.
    »Ja, ich dachte, eine auffällige Farbe …« Die Frau hob die Schultern. »Meinem Mann gefallen sie nicht besonders, aber ich …«
    »Sie sind wirklich schön«, sagte Jolin noch einmal.
    »Und sie waren sehr günstig. Herabgesetzt. Ich hatte noch eine ganze Menge Geld übrig.« Die Frau machte eine abwehrende Geste. »Sie haben mir damals ohnehin viel zu viel gegeben.«
    »Sie haben mir sehr geholfen«, erwiderte Jolin. »Und ich freue mich, dass Sie jetzt in Harros Container wohnen.«
    »Da sind Sie wohl so ziemlich die Einzige, Kindchen«, erwiderte die Frau. »Alle anderen hier behaupten, wir hätten uns was angeeignet, was uns nicht zusteht. Dabei war er doch unser Freund.«
    »Es tut mir leid, dass Sie Ärger haben«, sagte Jolin und ließ ihren Blick über das Gelände gleiten. »Dabei wäre es doch so einfach«, murmelte sie. »Man bräuchte nur ein bisschen Farbe und …«
    »Ach, es ist ihnen ja ganz recht, wenn wir nicht miteinander auskommen. Und mit denen da drüben in der Siedlung schon gar nicht.«
    Jolin schüttelte verständnislos den Kopf. »Was meinen Sie damit?«
    »Die Leute vom Amt. Die uns das alles zuteilen. Sie liegen Herbert und mir in den Ohren, dass wir hier nicht bleiben können, weil wir ja keine Ausländer sind. Wir müssen ins Obdachlosenheim. Aber das wollen wir nicht, wir sind gerne hier. Und bis Harro gestorben ist, war das auch für alle in Ordnung.«
    Jolin runzelte die Stirn. »Und jetzt ist das nicht mehr so?«, fragte sie. Sie hatte noch immer nicht verstanden, worauf die Frau eigentlich hinauswollte.
    »Natürlich nicht!«, schnaubte die. Ihre dunklen Augen verengten sich, und ihre Brauen tanzten zornig auf und ab. »Aber vielleicht können Sie sich das nicht vorstellen, Kindchen, in Ihrer schönen Welt, in der jeder alles hat, was er sich wünscht …«
    »Sie irren sich«, sagte Jolin. »Das ist in unserer Welt auch nicht so.« Sie blickte über ihre Schulter und sah, dass Rouben sich langsam näherte. »Egal, wie schön man lebt oder wie reich man ist, es gibt immer Dinge, die man sich wünscht«, setzte sie leise hinzu.
    Die Frau hob das Kinn. »Aha«, sagte sie. »Na ja … Ich hab davon wirklich keine Ahnung. Herbert und ich, wir wollen einfach nur hier wohnen, in diesem Container. Wir sind sicher, dass Harro das sehr recht wäre.«
    »Das bin ich auch«, sagte

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