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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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es nicht wieder tun«, sagte Rouben. »Versprochen.«
    »Doch! … Bitte!« Jolin fühlte sich wie ein kleines Kind, dem man mit einer begehrten Süßigkeit vor der Nase herumwedelte. Eigentlich war es erbärmlich, dass sie ihn derartig anflehte, aber sie konnte nicht anders. »Du benimmst dich wie ein Schokoriegel«, platzte sie heraus.
    Rouben sah sie amüsiert an. »Toller Vergleich! Ein Schokoriegel – yeah! Das wollte ich schon immer mal sein!«
    »Ein Schokoriegel, den man geschenkt bekommt, der einem aber wieder weggenommen wird, bevor man das Papier abgerissen hat«, fuhr Jolin ihn an. »Und der zu allem Überfluss auch noch in einen Schrank eingeschlossen wird mit dem Hinweis, dass man ihn erst genießen darf, wenn man kein Milchgebiss mehr hat, weil dann die Gefahr, Karies davon zu bekommen, nicht mehr so groß ist.«
    »Also gut, dann hör mir jetzt mal zu, meine Praline«, sagte Rouben. »Vielleicht war es dumm von mir, dass ich die Cellophanverpackung entfernt habe, dass ich die kandierte Erdbeere abgeknabbert und sogar vom Krokantüberzug gekostet habe, aber …«
    »Du hast nicht nur vom Überzug gekostet«, fiel sie ihm ins Wort. »Du hattest die Füllung bereits im Mund!«
    »Ich rede nicht von der Neumondnacht, Jolin«, stellte Rouben klar, »sondern von jetzt, von unserer gemeinsamen Zeit nach den Ereignissen in der Burg. Damals war ich kein Mensch, das solltest du nicht vergessen. Damals war meine Liebe, meine Sehnsucht nach dir eine andere. Gewissermaßen wusste ich nicht, was ich tat.«
    »Eine reizende Art, sich herauszureden«, sagte Jolin.
    »Himmel nochmal, Jol, ich hab dir das alles doch schon so oft erklärt!«, stieß Rouben hervor und begann, unruhig auf und ab zu laufen.
    »Dann habe ich es wohl noch immer nicht verstanden«, erwiderte sie trocken.
    Rouben blieb stehen und machte eine hilflose Geste. »Ich weiß aber nicht, wie ich es anders … wie ich es besser ausdrücken soll.«
    »Sag doch gleich, dass du es gar nicht willst«, schnaubte Jolin.
    »Ja klar! Genau das ist es!«, brach es nun beinahe zornig aus ihm hervor. »Du bist klug, geistreich, witzig und sensibel, du bist wunderschön und ich liebe dich mehr als mein Leben, da ist es ja geradezu logisch, dass ich nicht mit dir schlafen will!«
    Betroffen registrierte Jolin die Verzweiflung und die Qual, die in seinem Blick lagen. Und obwohl sie nicht verstand, was in ihm vorging, tat es ihr nun schrecklich leid, dass sie ihn mit diesem Thema nicht in Ruhe gelassen hatte.
    »Glaub mir … bitte … nichts auf der Welt wünsche ich mir mehr als das … als dir so nahe zu sein«, fuhr Rouben stockend fort. »Aber ich kann meine Gefühle nicht einschätzen … Noch nicht. Ich habe Angst, dass ich es – vielleicht – nicht aushalte und dir womöglich wieder weh tue.«
    Jolin starrte ihn an. Sie musste furchtbar begriffsstutzig wirken.
    »Du hattest fast achtzehn Jahre Zeit, das zu werden, was du jetzt bist«, sagte Rouben rau. »Ich hatte dazu bisher nur ein paar Wochen. Und selbst du verlierst das Bewusstsein bei der bloßen Vorstellung, so mit mir zusammen zu sein.« Er schüttelte hilflos den Kopf. »Du hast wirklich keine Ahnung, wie es in mir aussieht.«
    Jolin blickte zur Seite. Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Die Entschuldigung für ihre Dummheit und ihren Egoismus lag ihr bereits auf den Lippen, doch ihr Hals fühlte sich wie zugeschnürt an. Sie brachte keinen Ton heraus, und schließlich fing sie an zu zittern.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Rouben. Seine Stimme klang besorgt, doch der Blick aus seinen karamellfarbenen Augen war plötzlich seltsam distanziert.
    Jolin nickte – eine Geste, die alles andere als ehrlich war, das war ihnen beiden klar, und ebenso spürten sie, dass der Boden unter ihren Füßen soeben einen feinen Riss bekommen hatte. Nun standen sie da, sahen einander an und wussten nicht, wie sie sich wieder aufeinander zubewegen sollten.
    »Komm«, sagte Rouben schließlich, und Jolin folgte ihm wie eine Marionette durch den schmalen Durchschlupf, der sich zwischen der Mauer am Ende der Garagenzeile und dem Mülltonnenunterstand befand.

    Die Container, in denen die Asylbewerber untergebracht waren, lagen mit der Rückseite zu ihnen und wirkten im bleichen Licht des späten Nachmittags noch trostloser, als Jolin sie in Erinnerung hatte. Der dritte von rechts jedoch stach nach wie vor aus allen anderen heraus. Leuchtend blau war er gestrichen und unzählige gelbe Sonnen mit langen

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