heftigsten pulsierte. Der Gedanke, dass Rouben aus einer anderen Welt kam, dass ein Teil seines innersten Wesens womöglich auf irgendeine Art und Weise noch immer vampirisch sein könnte, machte ihr zum ersten Mal Angst.
»Ich will dich nicht verlieren«, hauchte sie. »Niemals.«
»Ich werde dich immer lieben«, erwiderte Rouben. »Und ich verspreche dir: Vielleicht werde ich dich fressen … irgendwann. Aber ich werde dir niemals mehr weh tun.«
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klarisse!
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kenne ich dich?
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schon möglich
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genaueres willst du wohl nicht verraten?
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zum beispiel?
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ob männlein oder weiblein …
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dann schon eher ersteres.
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okay, und woher hast du meine e-mail-daten?
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sagen wir, von einer guten freundin.
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und was willst du von mir?
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du bist mir noch etwas schuldig.
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und das wäre?
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das verrate ich dir – vielleicht – beim nächsten mal.
2
Als mein roter Alfa die Stadtgrenze passiert, dämmert es bereits. Der Himmel ist dicht bewölkt und hängt grau und tief über den Bäumen. Seitdem ich die Welt des Zwielichts verlassen habe, mag ich diese Witterung nicht mehr. Irgendwie werde ich das verdammte Gefühl nicht los, dass diese Sache erst dann wirklich abgeschlossen sein wird, wenn der Frühling anbricht und das Licht der Sonne Luft und Boden durchwärmt, wenn die Nächte lau und hell sind und nichts in der Atmosphäre mehr an dunkle Mächte, Vampire und Dämonen erinnert.
Unwillkürlich muss ich an meine Mutter denken, die Vampirin mit dem geheimnisvollen Namen Ramalia, die den Menschen Harro so sehr liebte, dass sie imstande war, ein Kind mit ihm zu zeugen. – Eine Blutschande, die ihre Familie nicht hinnehmen konnte und meine Eltern am Ende das Leben kostete.
Jolin hat recht: Vincent war dazu auserwählt, sich und seinen Vater von dieser Schande reinzuwaschen und ein Mensch zu werden. Doch an seiner Stelle habe ich die Prophezeiung erfüllt. Ich war dazu in der Lage, weil ich mich zu meiner Liebe für Jolin und damit zu meinen menschlichen Gefühlen bekannt habe. Ich frage mich nur, ob das ausreicht. Ob diese Liebe im Grunde nicht genauso verboten ist wie jene meiner Mutter zu Harro Greims – und ob es womöglich so etwas wie eine Prophezeiung hinter der Prophezeiung gibt … Dann allerdings hätte ich Jolin heute belogen, und dieser Gedanke behagt mir überhaupt nicht.
Jolin fröstelte. Die drahtige Krankenschwester mit den kurzen dunklen Haaren hatte sie in einen kleinen Raum geführt und aufgefordert, auf dem Stuhl neben der Liege Platz zu nehmen. Der Raum hatte eine lange Fensterfront, durch die das Licht des windigen Februarnachmittags hereinfiel und das weiße Mobiliar und den Aluminiumstahl der Apparaturen noch kühler erscheinen ließ.
»Ihnen ist doch nicht kalt!«, sagte die Schwester in einem Tonfall, der weniger wie eine Frage, sondern eher wie ein Befehl klang und keinen Widerspruch zuließ.
»Ein bisschen«, sagte Jolin. Sie schielte auf das Namensschild, das wie üblich an der Stelle des hellblauen Kittels angebracht war, unter der sich beim weiblichen Krankenhauspersonal normalerweise der Busen hervorwölbte. Bei Schwester Ingrit wölbte sich allerdings nichts.
Jolin dachte an Rouben, an seinen Duft und seine Küsse, und augenblicklich stieg eine wohlig prickelnde Wärme in ihr auf.
»Na, sehen Sie«, sagte die Krankenschwester. »Alles halb so wild.«
»Ich habe gerade an meinen Freund gedacht«, sagte Jolin lächelnd.
»Das freut mich für Sie«, erwiderte Schwester Ingrit schroff. Ihr grauer Blick musterte sie abschätzig, fast feindselig. »Der Doktor macht