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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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ihr nur das gesagt hatte, was sie seiner Ansicht nach unbedingt wissen musste. Alles andere, was auch immer es war, blieb sein Geheimnis, und darüber drohte sie allmählich den Verstand zu verlieren.
    Verdammt, irgendetwas musste sie doch tun können. Vielleicht genügte es schon, ihn nur noch einmal zu sehen, um ihn davon überzeugen zu können, dass es weit weniger schlimm um ihn stand, als er dachte.
    Und wenn nicht? Und wenn nicht? Und wenn nicht?, hämmerte es in ihrem Schädel. Wenn er längst so kalt, berechnend und brutal war wie sein Halbbruder? Wenn die Bernsteinsonne um seine Pupillen verschwunden und einem emotionslosen Schwarz gewichen war, sein schönes Gesicht zu einer ausdruckslosen Maske erstarrte und sein Atem ebenso widerlich nach Aas stank wie der von Vincents Vater? Würde sie ihn dann noch immer lieben, sich nach seinen Berührungen sehnen und das Leben mit ihm verbringen wollen?
    War sie tatsächlich so verrückt?
    Jolin schüttelte den Kopf. Sosehr sie sich auch anstrengte, sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Rouben jemals seine Seele verlor und irgendjemandem etwas Schreckliches antun könnte, geschweige denn ihr.
    Plötzlich spürte sie wieder diese eisige Kälte auf ihrem Brustbein, und ein Zittern raste durch ihren Körper. Das Nachthemd klebte kalt und feucht auf ihrer Haut, ihre Arme schlackerten um ihre Hüften und ihre Zähne schlugen in stakkatoartigem Rhythmus aufeinander. Bibbernd zerrte sie sich das Nachthemd über den Kopf und warf es auf den Stuhl, der neben dem Fenster stand.
    Hastig schlüpfte Jolin in den Pyjama, dann griff sie nach ihrer Bettdecke, legte sie sich über die Schultern und hüllte sich darin ein.
    Wieder fiel ihr Blick auf das Fenster. Ob Rouben jetzt, in diesem Augenblick, auch dort unten stand? Eine warme Welle schwappte durch ihre Brust, doch im nächsten Moment musste sie an ihre Mutter denken. Was würde Paula tun, wenn sie ihn abermals unter der Laterne entdeckte? Würde sie ihm das wieder und wieder durchgehen lassen, so lange, bis er es von sich aus aufgab? Würde sie Gunnar hinunterschicken, oder würde sie womöglich sogar die Polizei rufen?
    Jolin ließ die Decke zu Boden gleiten und zog den Vorhang zurück. Angestrengt fixierte sie die dunkle Stelle hinter dem Lichtkegel der Straßenlaterne. Wenn Rouben ihr Fenster beobachten – oder bewachen? – wollte, konnte er es von dort aus in der Tat unbemerkt tun. Zumindest unbemerkt von ihr – dass er auch Leuten auf der Straße auffiel, dass Paula sich längst schon ihre eigenen Gedanken dazu machte, war ihm wahrscheinlich gar nicht bewusst.
    Ich muss ihn warnen, dachte Jolin. In der Hoffnung, doch etwas erkennen zu können, wandte sie hektisch den Kopf hin und her. Roubens Gesicht war so weiß, es musste sich doch aus der Dunkelheit abheben. Doch Jolin sah nichts, gar nichts, ja nicht einmal die Ahnung eines Schemens konnte sie ausmachen.
    Aber wenn er trotzdem dort war? Und wenn Paula … Nein, Jolin wollte nicht grübeln, sie wollte handeln, und dazu musste sie ihrer Sache hundertprozentig sicher sein.
    Obwohl sie Rouben versprochen hatte, es auf jeden Fall zu unterlassen, legte sie den Griff um und öffnete das Fenster. Sie wollte gerade ihren Kopf hinausschieben, da bemerkte sie auf der rechten Seite einen Schatten, und noch ehe ihr der Schreck durch die Glieder fuhr, wurde sie bereits ins Zimmer zurückgestoßen. Jolin taumelte nach hinten, spürte die Bettkante in ihren Kniekehlen und fiel rücklings auf die Matratze. Sie hörte, wie das Fenster zuschlug, und schoss in den Sitz wie ein Stehaufmännchen. Einige Sekunden lang starrte sie wie gebannt auf die Scheibe, in der sich die Lichter der Stadt brachen, dann sprang sie auf, hechtete zum Fenster hinüber und schlug den Griff in die Verriegelungsposition zurück.
    Ihr Herz tobte in ihrem Brustkorb wie ein wildes Tier, das man in einen viel zu kleinen Käfig gesperrt hatte. Keuchend fischte Jolin die Decke vom Boden auf und flüchtete sich wieder aufs Bett. Sie kroch bis ans Kopfende hinauf und zog sich die Decke bis unter die Nasenspitze, als wäre sie ein kleines Kind.
    Rouben, dachte sie. Rouben. Er musste es gewesen sein. – Hoffentlich! Hoffentlich!
    Du musst ihn warnen, schoss es ihr wieder durch den Kopf.
    Egal, was da draußen los war, Rouben musste wissen, dass er Paulas Zuneigung verloren hatte, dass sie ihm inzwischen misstraute.
    Jolin schielte zum Schreibtisch hinüber. Mitten darauf lag ihre Umhängetasche, und im

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