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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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nicht da. „Ich habe Kinder. Wir… haben Kinder bekommen.“
    Sie lachte leise in sich hinein. „Ich bin froh, dass du dich daran erinnerst.“
    „Aber das ist es ja gerade, ich erinnere mich nicht.“
    Alina runzelte die Stirn. Sie schien etwas verängstigt. „Du erinnerst dich nicht? Leonard, du redest wirres Zeug. Willst du etwa behaupten, dass du deine Erinnerung verloren hast?“
    „Ich kann mich noch nicht einmal an unsere Hochzeit erinnern, Alina.“
    Ihre Lippen zitterten. „Was haben sie nur mit dir gemacht?“
    „Aber vielleicht kann ich diese Erinnerungen alle irgendwie wiederfinden. Wenn dieses Leben tatsächlich passiert ist, muss es irgendwo hier drin sein.“ Er tippte mit einem Finger an seinen Kopf.
    Sie kniff ihre Augen zusammen. „Was meinst du mit ,wenn dieses Leben tatsächlich passiert ist‘?“
    Leonard holte tief Luft und seine Backen blähten sich, bevor er schließlich ausatmete. „Lass es mich erklären.“
    Alina sah sich zögernd um, so, als ob sie sicher gehen wollte, dass sie niemand belauschte. Offenbar zufrieden mit dem Ergebnis, nickte sie. „Bitte tu das.“
    „Ich habe einen Jungen getötet.“
    „Oh mein Gott.“
    Er nahm die Hände in einer abwehrenden Haltung hoch. „Nein, warte. Hör zu. In meinem ursprünglichen Zeitstrahl verursachte ich mit einundzwanzig Jahren einen Unfall, bei dem ein Junge zu Tode kam. Erinnerst du dich nicht?“
    „Dein ursprünglicher Zeitstrahl ?“, fragte sie und starrte ihn dabei skeptisch an.
    „Nach diesem tragischen Ereignis versuchte ich mein ganzes Leben lang, eine Zeitmaschine zu bauen.“
    Ihr Gesichtsausdruck wurde noch skeptischer.
    Er berührte ihre Schulter. „Du hast mich verlassen, bevor du zur Medizinischen Hochschule gegangen bist.“
    „Ach wirklich? Warum hab ich dich denn dann geheiratet, als ich Assistenzärztin geworden bin?“
    Leonard seufzte frustriert. „Ich meinte im anderen Zeitstrahl… dem, wo ich einen Jungen getötet habe und mein Leben damit verbracht habe, ihn wieder zurückbringen zu wollen.“
    Alina verschränkte die Arme. „Und wie bist du dann bitte in diesem Zeitstrahl gelandet?“, fragte sie sarkastisch. „Lass mich raten. Du bist in deine Zeitmaschine gestiegen und mit einem Mal hast du an unserem Esstisch gesessen, Vater zweier Kinder.“
    Leonard verzog das Gesicht. „So in etwa.“
    Alina musste laut loslachen. Dann hielt sie sich den Mund zu und suchte den Grüngürtel mit den Augen nach Zuschauern ab.
    Leonard fuhr fort. „Ich bin zu dem Tag des Unfalls zurückgekehrt und habe versucht, ihn zu verhindern. Der Unfall geschah trotz meiner Bemühungen, nur… habe ich ihn diesmal nicht verursacht. Ich wollte die Realität des Jungen verändern und ihm das Leben zurückgeben, das ich ihm mit meiner Nachlässigkeit genommen hatte. Aber so wie es aussieht, habe ich stattdessen nur meine eigene Realität verändert.“
    Alinas Gesichtsausdruck wurde sanfter. Sie sah ihren Ehemann einfühlsam an.
    Eine seltsame Traurigkeit überkam Leonard. „Nicht nur meine Realität.“ Er berührte ihr Haar und strich es über ihre Schulter glatt. „Wie ich den Mann bedaure, dessen Herz nun gebrochen ist, weil ich dich jetzt die Meine nennen kann und nicht er.“ Er schloss die Augen, während er sich nach vorne beugte, um einen Kuss zu erhaschen.
    Sie drückte ihn unerwartet von sich weg. „Was meinst du?“
    „Ich vermute mal, du hast jemanden geheiratet… im anderen Zeitstrahl. Jetzt ist er Vergangenheit und du bist wieder bei mir.“
    „Du glaubst das also wirklich, oder?“
    „Weil es so passiert ist, Alina. Ich wünschte, ich würde mich an jedes Detail aus dem Leben mit dir erinnern. Aus diesem Leben.“ Er sah hinauf in den Sternenhimmel. „Gott, ich würde alles dafür geben, es noch einmal leben zu können. Bitte hilf mir, mich wieder zu erinnern.“ Seine Stimme wurde plötzlich etwas munterer. „Haben wir irgendwelche Videos?“
    „Tonnenweise. Vielleicht helfen sie deinem Gedächtnis wieder auf die Sprünge und du vergisst diesen Schwachsinn mit dem alternativen Zeitstrahl.“
    Er packte sie fest an den Schultern. „Es ist real.“
    „Leonard“, stieß sie hervor und versuchte gleichzeitig so ruhig wie möglich zu bleiben.
    „Du musst mir einfach glauben.“
    „Wo ist dann bitte diese Zeitmaschine?“, flüsterte sie.
    Leonard stöhnte. „Das ist es ja. Ich habe sie nie gebaut.“
    „Aha.“
    „Ich habe das verdammte Ding nie gebaut.“
    Alina fing an zu weinen.

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