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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Mitchell.«
    »Ja. Sie ist es.«
    Cherry erschauerte ein bisschen. Sie hatte drei oder vier Lederjacken an, die sie von verschiedenen Freunden ergattert hatte. Typisch Cleveland.
    »Bis zu diesem edlen Schloss«, kam die Stimme aus Angies Mund, dick wie Schlamm, und Cherry stieß sich den Kopf am Dach des Hovercrafts und ließ den Hammer fallen, »ist mein Pferd gelangt.« Im wackligen Schein von Cherrys Schlüsselbundlämpchen sahen sie Angies Gesichtsmuskeln unter der Haut zucken. »Was verweilt ihr hier, kleine Schwestern, wo nun alles für ihre Vermählung vorbereitet ist?«
    Angies Gesicht entspannte sich und wurde wieder zu ihrem eigenen. Ein dünnes Blutrinnsal lief aus ihrem linken Nasenloch. Sie öffnete die Augen, blinzelte ins Licht. »Wo ist sie?«, fragte sie Mona.
    »Weg«, sagte Mona. »Sie hat gesagt, ich soll hier bei dir bleiben.«
    »Wer?«, fragte Cherry.
    »Molly«, antwortete Mona. »Die am Steuer gesessen hat.«
     
    Cherry wollte einen gewissen Slick suchen. Mona wünschte, Molly würde zurückkommen und ihr sagen, was sie tun sollte, aber Cherry hatte Hummeln im Hintern und wollte nicht hier unten im Erdgeschoss bleiben, weil draußen diese Leute mit Gewehren waren, wie sie sagte. Mona erinnerte sich an den Knall, den Aufschlag am Hover; sie lieh sich das Lämpchen von Cherry und ging nach hinten. Rechts auf halber Höhe war ein Loch, durch das sie knapp den Finger stecken
konnte, und ein größeres – zwei Finger breit – auf der linken Seite.
    Cherry schlug vor, nach oben zu gehen, wo wahrscheinlich auch Slick sei, bevor diese Leute sich entschlossen reinzukommen. Mona zögerte.
    »Kommt schon«, sagte Cherry. »Slick ist bestimmt oben bei Gentry und dem Count …«
    »Was hast du gerade gesagt?« Und es war Angie Mitchells Stimme, genau wie in den Stims.
     
    Wo immer sie hier auch sein mochten, es war höllisch kalt, als sie aus dem Hover stiegen – Mona hatte nichts an den Beinen -, aber es wurde endlich Tag: Sie konnte undeutliche Rechtecke erkennen, wahrscheinlich Fenster, nur ein grauer Schimmer. Das Mädchen namens Cherry führte sie irgendwohin, nach oben, wie sie erklärte. Sie knipste immer wieder das Schlüsselbundlämpchen kurz an, um sich zu orientieren. Dicht hinter ihr folgte Angie, Mona bildete die Nachhut.
    Mona blieb mit der Schuhspitze an etwas hängen, das raschelte. Sie bückte sich, um sich zu befreien, und es fühlte sich wie eine Plastiktüte an. Klebrig. Mit kleinen, harten Sachen drin. Sie holte tief Luft, richtete sich auf und steckte die Tüte in die Seitentasche von Michaels Jacke.
    Dann ging es eine schmale, steile Treppe hinauf, die fast schon eine Leiter war. Angies Pelz streifte Monas Hand an dem rauen, kalten Geländer. Ein Absatz, eine Biegung, dann eine weitere Treppe und wieder ein Absatz. Es zog von irgendwoher.
    »Ist so’ne Art Brücke«, sagte Cherry. »Geht bloß schnell rüber, okay, das Ding bewegt sich nämlich irgendwie …«
     
    Und mit all dem, was dann kam, hatte sie nicht gerechnet, nicht mit dem hohen weißen Raum, den Regalen, die sich
unter lauter abgegriffenen, vergilbten Büchern bogen (sie musste an den Alten denken), dem Wirrwarr von Konsolen und Kabeln überall; nicht mit dem mageren Typ in Schwarz und seinen glühenden Augen, der die Haare zu einer Frisur zurückgebunden hatte, die man in Cleveland »Kampffisch« nannte; nicht mit seinem Lachen, als er sie sah, und auch nicht mit dem Toten.
    Mona hatte schon Tote gesehen, und zwar genug, um es zu merken, wenn sie einen vor sich hatte. Es war die Farbe. In Florida hatte sich manchmal einer auf dem Bürgersteig draußen vor der Bude auf einen Pappendeckel gelegt. Und war dann einfach nicht mehr aufgestanden. Klamotten und Haut hatten sowieso schon die Farbe des Bürgersteigs angenommen, aber wenn sie krepiert waren, lag noch ein anderer Farbton drunter. Dann kam der weiße Laster. Denn sonst, sagte Eddy, würden sie sich bald aufblähen. Mona hatte mal eine Katze gesehen, die war aufgetrieben wie ein Basketball. Sie lag auf dem Rücken, Beine und Schwanz standen brettsteif ab, und darüber hatte Eddy lachen müssen.
    Und nun lachte dieser Wiz-Künstler hier – Mona kannte diese Art von Augen -, Cherry stöhnte dumpf, und Angie stand einfach bloß da.
    »Okay, alle miteinander«, hörte sie jemanden sagen – Molly -, und sie wandte sich um und sah sie mit einer kleinen Knarre in der Hand in der offenen Tür stehen, und der große Kerl mit den verdreckten Haaren neben ihr schaute

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