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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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kam auf einem dreieckigen Absatz an, blieb stehen und rieb sich das Bein. Wieder Korridore, schmale Korridore mit Teppichen an den Wänden. Sie zweigten in drei Richtungen ab.
    LINKS.
     
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich schau mich erst mal um, okay?«
    LINKS.
     
    »Nur nicht nervös werden. Wir haben Zeit.« Sie ging in den Korridor, der nach rechts führte.
    STOP.
     
    ZURÜCK.
    GEFAHR.
     
    Sie zögerte. Von der halb offenen Eichentür am Ende des Gangs kam eine Stimme, laut und unartikuliert wie die eines Betrunkenen. Für Case hörte es sich wie Französisch an, aber es war zu undeutlich. Molly trat einen Schritt vor, dann noch einen. Ihre Hand glitt in den Anzug und legte sich um den Griff der Flechette. Als sie in das Neuralstörfeld geriet, klangen ihr die Ohren von einem Schwirrton, der Case an das Geräusch ihrer Flechette erinnerte. Ihre quergestreiften Muskeln erschlafften, und sie fiel nach vorn und knallte mit der Stirn gegen die Tür. Sie krümmte sich und blieb auf dem Rücken liegen. Ihr Blick verschwamm, ihre Atmung stand still.
    »Was ist denn das für ein schickes Kostüm?«, sagte die unartikulierte Stimme. Eine zitternde Hand schob sich in ihren Anzug, fand die Flechette und zog sie heraus. »Komm, mein Kind, leiste mir Gesellschaft!«
    Sie stand langsam auf. Ihre Augen klebten an der Mündung einer schwarzen Automatikpistole. Die Hand des Mannes war
jetzt ziemlich ruhig; der Lauf der Knarre schien wie durch einen straffen, unsichtbaren Faden mit ihrer Kehle verbunden zu sein.
    Er war alt, sehr alt, und seine Züge erinnerten Case an das Mädchen, das er im Vingtième Siècle gesehen hatte. Er trug einen schweren Hausmantel aus kastanienbrauner Seide mit langen, gesteppten Ärmelaufschlägen und einem Schalkragen. Ein Fuß war bloß, der andere steckte in einem schwarzen Samtpantoffel mit einem aufgestickten goldenen Fuchskopf über dem Spann. Er winkte Molly ins Zimmer. »Langsam, Darling.« Das Zimmer war sehr groß und mit allerlei Zeug vollgestopft, das Case sinnlos zusammengewürfelt erschien. Er sah ein graues Stahlgestell mit altmodischen Sony-Monitoren, ein breites Messingbett voller Schaffelle und Kissen, die offenbar aus dem gleichen Material wie der Teppichbelag in den Korridoren bestanden. Mollys Blick schoss von einer riesigen Telefunken-Musiktruhe zu Regalen mit altertümlichen Schallplatten, deren zerfallende Cover in durchsichtigen Plastikhüllen steckten, und schließlich zu einem großen Arbeitstisch, der mit Siliziumchips übersät war. Case registrierte das Cyberspace-Deck und die Troden, aber Mollys Blick ging zügig darüber hinweg.
    »Normalerweise würde ich dich jetzt töten«, sagte der Greis. Case spürte, wie sie sich anspannte und sprungbereit machte. »Aber heute Nacht gönne ich mir ein bisschen Spaß. Wie heißt du?«
    »Molly.«
    »Molly. Ich heiße Ashpool.« Er ließ sich in das faltige, weiche Lederpolster eines riesigen Lehnstuhls mit kantigen Chrombeinen zurücksinken, ohne dass die Pistole dabei auch nur einen Millimeter von ihr wich. Er legte die Flechette auf einen Messingtisch neben dem Lehnstuhl, wobei er eine Plastikdose mit roten Pillen umstieß. Der Tisch war mit Dosen, Schnapsfläschchen und weichen Plastiktütchen übersät, aus
denen weiße Pulver quollen. Case bemerkte eine altmodische Glasspritze und einen schlichten Stahllöffel.
    »Ich bin neugierig, Molly. Wie weinst du? Deine Augen sind umschlossen, wie ich sehe.« Er hatte rote Ringe um die Augen, und auf seiner Stirn glänzte Schweiß. Er war sehr blass. Krank, folgerte Case. Oder auf Drogen.
    »Ich weine nicht oft.«
    »Aber wie weinst du, falls dich doch einmal jemand zum Weinen bringt?«
    »Ich spucke«, sagte sie. »Die Tränengänge sind in den Mund verlegt.«
    »Dann hast du für dein zartes Alter bereits eine wichtige Lektion gelernt.«
    Die Hand mit der Pistole ruhte nun auf seinem Knie, während er sich von dem halben Dutzend Schnäpsen auf dem Tisch neben dem Stuhl wahllos eine Flasche griff. Er trank. Brandy. Ein Rinnsal lief ihm aus dem Mundwinkel. »So wird man mit Tränen fertig.« Er nahm noch einen Schluck. »Ich bin beschäftigt heut Nacht, Molly. Das alles habe ich gebaut, und jetzt bin ich beschäftigt. Mit dem Sterben.«
    »Ich könnte auf dem gleichen Weg verschwinden, wie ich gekommen bin«, sagte sie.
    Er lachte heiser und schrill. »Du störst mich hier bei meinem Selbstmord und verlangst, dass ich dich einfach so gehen lasse? Wirklich, du erstaunst mich. Eine

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