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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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Nacken. Ich genieße das Gefühl, bis ich an Braydon denken muss. »Ethan.« Ich löse mich aus seiner Umarmung.
    Er räuspert sich. »Wir sind jetzt erwachsen, Neva. Also sollten wir anfangen, uns auch so zu benehmen.«
    Woher kommen plötzlich solche Sprüche? »Irgendein willkürlich festgesetztes Datum im Kalender mit einer Zeremonie bedeutet noch lange nicht …«
    »Neva. Ich muss dir etwas sagen«, unterbricht er mich. Dann sagt er jedoch nichts. Er nimmt seine Uhr ab und legt seine Hand mit der Innenfläche nach oben auf den Tisch. Ich entdecke eine Linie zwischen den bläulichen Adern an seinem Handgelenk, dünn wie ein Kratzer von einer Katze. Der rote Streifen ist normalerweise von der Uhr verborgen.
    »Was ist das?«, frage ich und strecke die Finger aus, um ihn zu berühren, als Ethan sich abwendet. »Ethan?«
    »Ein Ortungsgerät. Es wurde mir eingepflanzt, als man mich verhaftet hat.« Er hat mir den Rücken zugekehrt, so dass ich mir vorkomme, als würde ich verbotenerweise lauschen. Und ich traue meinen Ohren nicht. Ein Ortungsgerät? »Sie wollen jeden meiner Schritte überwachen. Wenn ich ein Jahr lang keinen Mist mehr baue, nehmen sie es mir wieder raus.«
    Ich will nicht, dass er sich umdreht. Ich will nicht, dass er den Schock in meinen Augen sieht. Wenn ich mit ihm zusammen bin, weiß die Polizei also ständig genau, wo ich mich gerade aufhalte. Es ist, als wäre er vergiftet. Fest verschränke ich die Arme vor meiner Brust. Er wartet darauf, dass ich etwas sage, doch mein Mund ist wie ausgetrocknet.
    »Ich darf mich nicht mit Leuten erwischen lassen, denen ebenfalls ein Ortungschip implantiert worden ist. Wenn sie mitbekommen, dass mehrere von uns zu viel Zeit miteinander verbringen, holen sie uns ab.«
    Ich sehe mich um. Beobachtet man uns? Ich will, dass er das alles zurücknimmt. Dass er sagt, es sei nur ein Scherz gewesen. Früher hat er einen ziemlich speziellen Sinn für Humor gehabt. Er stellte zum Beispiel regelmäßig die Uhr in unserem Geschichtsraum vor, damit wir eine Viertelstunde früher gehen konnten. Nach der Stunde huschte er hinein und stellte sie wieder richtig, damit der Lehrer nichts merkte. Immer hat er solche kleinen Späße gemacht. Aber als er sich mir nun zuwendet, kann ich ihm ansehen, dass es ihm ernst ist. Die Augen wirken gegen seine blasse Haut dunkler als sonst – gequält. »Wie konntest du mir das verschweigen?«
    »Deshalb.« Er deutet auf mein Gesicht. »Wegen dieser Miene.«
    Ich versuche, meinen Gesichtsausdruck zu ändern, aber jeder Muskel fühlt sich an wie aus Stein.
    »So vieles ändert sich, Neva. Ich wollte unbedingt, dass wenigstens bei uns beiden alles so bleibt.« Er kommt näher, um sich einen Kuss abzuholen. Ich bin entsetzt, zwinge mich dennoch dazu, ihm ein harmloses Küsschen auf die Lippen zu drücken.
    »Ich liebe dich«, sagt er.
    Ich suche in seinen Augen nach etwas Vertrautem. »Warum erzählst du mir das ausgerechnet jetzt?«
    »Weil ich nicht will, dass dir auch so etwas passiert«, antwortet er mit Blick auf die rote Linie an seinem Handgelenk. Ich weiß nicht, ob er das Ortungsgerät meint oder die Tatsache, dass es ihm das Leben herauspresst.
    Mit der Fingerspitze streiche ich über die dünne Narbe. Ich kann es spüren, das Ding, direkt unter der Haut. Es ist eckig. »Tut es weh?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Ich wusste nicht, dass unsere Regierung mittlerweile …«
    »Ich auch nicht.«
    »Das müssen wir allen sagen. Die können doch nicht …«
    »Neva, nein! Bitte! Ich darf es niemandem sagen.« Er nimmt meine Hand. »Versprich es mir.«
    Ich nicke. Ich wünschte, er hätte es mir nicht erzählt. Jetzt kann ich ihn nicht mehr ansehen, ohne mich zu fragen, wer uns da zuhört und beobachtet und jeden unserer Schritte verfolgt. Ich würde ihm gerne sagen, dass alles gut wird, aber das geht nicht. Ich müsste lügen. Ich will ihn nicht einmal mehr anfassen.
    »Neva, irgendwann musst du dich den Tatsachen stellen. Das ist die Zukunft, die sich uns bietet, und so schlecht ist die gar nicht.« Er kramt in seinem braunen Segeltuchrucksack, den er schon seit seiner Kindheit hat, bis er einige zerknitterte Zettel herausholt und sie auf dem Tisch glättet. Es ist ein Ausdruck der Morgennachrichten. »Du musst erkennen, dass ihr in der Minderzahl seid.« Er deutet auf die Schlagzeile. »Siehst du? Die Leute
wollen
die Protektosphäre. Und den Schutz durch die Regierung. Versuch doch wenigstens, mit dem zufrieden zu sein, was wir

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