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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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der Abspann in weißer Schrift vorbei. Ich lese einige Wörter und Namen: Produktionsassistenz, Jamie Johnson, Kameraführung, Catering, Colin, Miranda. Mit einem Mal muss ich an meine stetig anwachsende Vermisstenliste denken. Wenn man uns erwischen würde, könnte ich der Liste all unsere Namen hinzufügen. Rollt der Abspann plötzlich schneller über die Leinwand? Die Buchstaben verschwimmen, scheinen ineinander überzugehen. Das Kino wird schwarz. Die Dunkelheit überwältigt mich. Ich will Luft holen, doch sie scheint sich zu verflüchtigen, bevor ich genug davon in meine Lungen saugen kann. Mein Gesicht fühlt sich heiß an. Sanna beugt sich zu mir und flüstert: »Alles ist gut. Mach die Augen zu und denk an Sonne.«
    Sie glaubt, dass meine Angst vor dem Dunkeln mich gepackt hat, aber diesmal ist es mehr. Wir wären fast geschnappt worden. Wenn der Polizist begriffen hätte, was wir getan haben, hätte er Nicoline und mich verhaften oder vielleicht noch Schlimmeres tun können.
    »Nev, komm runter.« Sanna reibt mir den Rücken. »Steigere dich nicht hinein.«
    Sie hat recht, doch mein Verstand ist so leer wie die Schwärze um mich herum. Dann kommt mir Braydon, der Kuss, in den Sinn. Die Lust, die mich durchzuckt, wird beinahe sofort durch Schuldgefühle ersetzt. Das hier ist schlimmer als die Finsternis. Ich fürchte mich vor dem Dunkel, vor der Regierung, vor der Polizei, vor einer Verhaftung, und ich fürchte mich davor, dass meine beste Freundin von diesem Kuss erfährt.
    Die Lichter gehen an. Ich spüre die Blicke der anderen auf mir ruhen, vor allem Braydons, und das gefällt mir ganz und gar nicht. Sanna scheucht alle aus der Reihe. Ich klappe vornüber und schnappe keuchend nach Luft. Endlich bekomme ich genug Sauerstoff. Die Last auf meiner Brust verschwindet. Ich starre auf Sannas nackte Füße. Sie wackelt mir mit den Zehen zu.
    »Es geht wieder.« Ich erhebe mich und schüttele die Angst einfach ab.
    »Wir haben’s geschafft, Nev«, flüstert sie mir ins Ohr.
    »Wir haben es geschafft.«

[home]
    5 . Kapitel
    I ch bin spät dran. Abwechselnd jogge und gehe ich, um es bis zehn Uhr zum Mermaid-Café zu schaffen, wo ich Ethan treffen will. Ich bin noch immer aufgekratzt von gestern Abend. Vielleicht können sich die Dinge doch ändern. Der Gedanke ist eigentlich unsinnig, aber die Hoffnung schwebt wie ein Ballon über mir, und ich halte mich an dem dünnen Band daran fest.
    Schließlich komme ich zum Stehen und spähe durch das gesprungene Fenster des Cafés. Ethan sitzt an unserem üblichen Platz und hat seinen Skizzenblock vor sich liegen. Dunkle Schatten umgeben seine tiefliegenden Augen und lassen sie überproportional groß erscheinen. Die Hand mit dem Stift tanzt leicht über das Papier. Ich weiß, dass es sich bei der äußeren Hülle dort um Ethan handelt, doch seit er verhaftet wurde, ist er nicht mehr derselbe. Dabei war es bloß eine dumme Mutprobe; viele Kids machen so etwas. Ich habe keine Ahnung, was die Polizei gesagt oder getan hat. Er will nicht darüber reden. Ich weiß nur, dass er seitdem nicht mehr mein Ethan ist.
    Es passierte an einem Samstagabend vor einem halben Jahr. Wir waren in seinem Zimmer. Er malte Schneeflocken auf meinen Bauch, wodurch mir später auch die Idee für meine Tätowierung kam. Seine Augen blitzten unternehmungslustig. Wir stürzten uns aufeinander und umschlangen uns mit einer Leidenschaft, die meine selbst auferlegte innere Eiszeit mit einem Schlag beendet hätte. Erst küssten wir uns, dann schälten wir uns in einem wilden Tanz gegenseitig die Kleider vom Leib. Plötzlich riss er sich von mir los, als ob er sich verbrannt hätte.
    »Wir können so nicht weitermachen«, stieß er atemlos hervor.
    Verblüfft durch seinen unerwarteten Stimmungsumschwung, streckte ich meine Hand nach ihm aus. Dieser verdammte Schwur. Konnte uns doch jetzt egal sein!
    »Nein. Wir müssen etwas anderes tun. Irgendwas.« Er begann sich zu wiegen, aber ich konnte nur an das eine denke. Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel.
    »Neva!« Energisch schlug er meine Hand weg. »Lass das.« Er zupfte an seinen Jeans. »Denk nach!«
    Ich schlang die Arme schützend um meinen fast nackten Körper und versuchte an etwas anderes als an Sex zu denken. »Klettern wir auf den Capitol-Komplex«, schlug ich vor. An die vielen tausend Menschen erinnert zu werden, die beim
Terror
umgekommen waren, würde wohl jedem die Lust verderben.
    Ethan zog sich sein Hemd über und warf mir Jeans

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