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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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sehr, dass es weh tut. Ich kann es in deinen Augen sehen – deine Freude, dein Glücksgefühl, wenn du von Kunst umgeben bist. Trotzdem wirst du nun Architekt und baust die alten Designs nach. Zum Teufel mit der Originalität!«
    »Hör auf«, erwidert er, und es ist fast ein Flehen. »Ich liebe dich.«
    »Ich weiß.« Früher hat er einmal Lebensfreude besessen. Er ist immer der Erste gewesen, der die Tanzfläche stürmte oder ins Schwimmbecken sprang. Gott, ich vermisse ihn so sehr, obwohl er neben mir steht. Ich gehe zum nächsten Gemälde. Schwarz umrandete gelbe, blaue und rote Formen. Ich mag Abstraktes. Ich lasse es auf mich wirken und starre ins Leere. Nun erkenne ich in dem Bild die Emotionen, die wir voreinander verbergen. »Ich mag dieses hier.«
    »Ja.« Er kommt zu mir und stellt sich neben mich. Unsere Schultern berühren sich. »Die Präzision und der Gebrauch der Farben sind erstaunlich.«
    Ich schiebe meine Hand in seine. Nur für eine Weile möchte ich diesen Moment so bewahren. Nicht an die Zukunft denken oder die Polizei oder Ethans Ortungsgerät oder Braydon – am wenigsten an Braydon. Ich klammere mich an dieses Bild von Ethan und mir, Hand in Hand, Seite an Seite, ein Moment, wie vom Maler festgehalten.
Das glückliche Paar.
    »Heirate mich, Neva«, flüstert er mir zu. Und erschüttert mich damit total. »Lass uns nicht mehr warten. Fangen wir endlich an zu leben.«
    Wenn ich Ethan heirate, trete ich in die recycelten Schuhe meiner Mutter.
    Er hält meine Hand fester und redet weiter. »Wir sind füreinander gemacht.«
    Wir passen ebenso wenig zusammen wie alle anderen Paare.
    »Ich weiß von deinem Verhör bei der Polizei.« Er zieht mich in seine Arme. Ich kann nicht mehr atmen. »Sanna hat es mir erzählt. Sie macht sich große Sorgen um dich, und das tue ich auch.«
    »Ich bin …«, setze ich an, bekomme ›okay‹ aber nicht heraus. Ich ersticke.
    »Es ist doch die beste Lösung. Wir heiraten und suchen uns eine hübsche Gegend zum Wohnen. Ich verdiene gut. Wir würden den Ehezuschuss von der Regierung kriegen und könnten eine Familie gründen. Die Polizei würde einsehen, dass wir gesetzestreue Bürger sind.«
    Was bedeutet, dass sie uns in Frieden lassen würden. Wir sind eine Bedrohung für Heimatland, bis wir uns niederlassen und Babys produzieren. Schlau. Meine Eltern wären überglücklich. Ein Bild von Braydon blitzt vor meinem inneren Auge auf. Er und ich auf seinem Motorrad, wie wir in Richtung Sonnenuntergang davonbrausen. Mein Herz beginnt zu jagen. Aber zwischen uns kann niemals etwas sein. Ich versuche, die Stimme in meinem Kopf zu ignorieren, Braydons Stimme, die schreit: ›Lauf weg. Lauf so weit weg wie möglich. Flieh vor diesem gewöhnlichen Leben.‹
    »Neva, willst du mich heiraten?«, fragt er erneut.
    Mein ganzes Leben lang bin ich auf diese Ziellinie zugelaufen. Nun kann ich sie überqueren. Doch wieso nur fühlt es sich an, als würde ich damit den Sieg verschenken? »Ich weiß nicht, Ethan.«
    Er hält mich noch immer fest. »Denkst du wenigstens darüber nach?«, fragt er und klingt beinahe verängstigt. »Bitte.«
    Ich lasse mich resigniert in seine Arme sinken. »Okay«, willige ich ein und spüre, wie mein Kampfgeist sich verflüchtigt.

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    11 . Kapitel
    I ch stürze mich in die Arbeit – wenigstens soweit mich die herrische Effie lässt –, damit ich nicht über das Chaos nachdenken muss, das ich aus meinem Leben gemacht habe. Das Einzige, das mich daran hindert, den Verstand zu verlieren, ist die Möglichkeit, dass ich hier vielleicht etwas über die Vermissten herausfinden kann. Jedes Mal, wenn ich das Logo von RegNet auf dem Bildschirm erkenne, geht ein Adrenalinstoß durch meinen Körper.
    Nach fast zwei Wochen im Ministerium bekomme ich endlich zum ersten Mal eine Chance, hineinzusehen. Effie nimmt einen Anruf entgegen. Ich weiß nicht, worum es geht, aber sie springt sofort auf und sprintet um den Tisch, kommt jedoch mit quietschenden Gummisohlen abrupt wieder zum Stehen. Sie fährt herum. Ihre Gefangene ist ihr eingefallen – und die bin ich.
    »Kopier diese Unterlagen für Dr. Adams’ Präsentation heute Nachmittag.« Sie tippt mit ihrem kurzen, eckig gefeilten Fingernagel auf eine Akte, die auf dem Schreibtischrand liegt. »Und Dr. Adams darf unter keinen Umständen gestört werden.«
    »Kopieren? Ich dachte, es herrscht ein Kopierverbot.« Ich klappe die Akte auf.
    »Das gilt nicht für Regierungspersonal.« Mit der flachen Hand

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