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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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ihrer Stimme.
    »Schau mal, was der gute Braydon hier hat«, trällert sie. Sie schwenkt eine grüne Glasflasche in der einen und ein edles Stielglas in der anderen Hand. »Champagner. Mit Blubberbläschen«, fügt sie mit einem Kichern hinzu.
    »Wo hat Braydon denn Champagner her?«, frage ich und versuche, mich nicht zu auffällig nach ihm umzusehen.
    »Im Weinkeller gefunden.« Sie schwankt, als sie mich oben am Kopf der Treppe begrüßt. »Da steht eine ganze Kiste von dem Zeug. Bestimmt gehört der zu dem letzten Champagner, den HeimatWeinberg produziert hat. Ist das nicht cool?« Ihre Worte fließen ineinander. Sie ist betrunken. So habe ich sie bisher nur einmal auf einer Party ihres Bruders erlebt. Jemand hatte selbstgekelterten Wein mitgebracht. Er war sauer, und ich mochte den Geschmack nicht, aber sie schien das nicht zu stören.
    »Ich wollte schon immer mal Champagner probieren«, sage ich und lege einen Arm um Sanna, damit sie nicht fällt. Hoffentlich wird ihr nicht schlecht, wie beim letzten Mal. Sie torkelt den Flur entlang, und ich folge ihr in einen großen Raum, an dessen Stirnwand ein riesiges Himmelbett steht. Der Raum hat eine gewölbte Decke und ist mindestens viermal so groß wie mein Zimmer.
    Zu meiner Rechten erstreckt sich eine Fensterfront, die zu einem Balkon hinausgeht. Zu meiner Linken befinden sich zwei Türen, die beide jeweils ein Stück offen stehen. Die eine führt in ein Badezimmer, das mit all seinen Spiegeln und dem vielen Chrom geradezu funkelt. Die andere ist die eines begehbaren Schranks, in dem Braydon wahrscheinlich seine Sammlung an rotem Schuhwerk aufbewahrt. Aber all das ist gar nicht das Auffälligste in diesem Raum. Überall sehe ich Masken. Hunderte von leeren Augenhöhlen starren mich an.
    Sanna zieht mich weiter in das Zimmer hinein. »Ist das nicht krass? Einige davon hat er gemacht. Die anderen waren wohl schon hier. Die hier mag ich am liebsten.« Sie deutet mit dem Glas auf eine silberne Maske, die mit glitzernden farbigen Steinen besetzt ist. An der Stelle eines Auges prangt ein smaragdgrüner Edelstein, der im Sonnenlicht zu zwinkern scheint.
    »Woher hat er denn die Materialien dafür?«
    »Zum Teil wohl daher.« Sie zeigt auf einen Schmuckkasten, aus dem ein Gewirr aus Ketten quillt.
    »Wo sind eigentlich die Besitzer?« Es kommt mir nicht richtig vor, mich ohne Einladung in einem fremden Haus aufzuhalten.
    »Gott, Neva, weiß ich doch nicht. Wo können sie alle schon sein?« Sie tritt ans Bett und nimmt eine Maske, die auf einem der Kissen liegt. Sie ist zartrosa und mit fuchsiafarbenen Federn geschmückt, und winzige Kristalle darauf bilden Sannas Narbe auf der Wange nach. »Das bin ich. Ist das nicht Wahnsinn?« Sie hält sich die Maske vors Gesicht und steckt die Zunge durch den Schlitz zwischen den Lippen der Maske.
    »Er scheint ein echter Künstler zu sein«, stelle ich fest, während ich mich umsehe. Eine hölzerne Maske, bei der die Maserung ein Faltengeflecht erzeugt. Eine glänzende Porzellanmaske mit verzerrten Gesichtszügen, als hätten wütende Hände sie geknetet. Einige Masken sind mit leuchtend bunten Bändern und Silber- und Goldfarbe verziert, andere mit den Buchstaben einer Tastatur und Computerchips, die wie Fischschuppen schillern. Jede Maske ist anders, aber alle haben dunkle Löcher statt Augen. Zehn Masken hängen wie ein Kopfteil einige Zentimeter über dem Bett an der Wand, und diese sind fast identisch. Wahrscheinlich hat er alle zehn in Serie hergestellt und anschließend jeweils eine Kleinigkeit weggenommen oder hinzugefügt. Man muss genau hinsehen, um zu erkennen, was er verändert hat, aber diese Einzelheiten reichen aus, um jede einzigartig zu machen.
    »Wow.« Mehr bringe ich nicht heraus.
    »Hast du kapiert, was es bedeuten soll?«, fragt Sanna.
    Ich nicke. Ich weiß genau, warum Braydon diese ausgehöhlten Abbilder anfertigt. Ich weiß, wie viele verschiedene Masken jeder tagtäglich trägt. Die Reihe über dem Bett ist seine Darstellung von uns Menschen hier in Heimatland. Wir sind gleich und doch verschieden. Aber das kann ich nicht sagen. »Irgendwie unheimlich, findest du nicht?« Ich täusche ein Schaudern vor.
    »Sei lieb, Nev.« Sie schlägt spielerisch nach mir und lacht. Wenn sie wüsste.
    »Komm, du musst unbedingt auch einen trinken.« Sie schenkt die sprudelnde Flüssigkeit ein, bis sie überschäumt. Nachdem sie mir das Glas gereicht hat, leckt sie sich die Bläschen von den Fingern. »Trink aus«, fordert

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