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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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sie mich auf und drückt mir das Glas an die Lippen. Als ich ansetze, kippt sie es, so dass mir die Flüssigkeit in die Kehle rinnt und ich nur noch schlucken kann, bis es leer ist. Ich habe nur das Prickeln im Hals gespürt, habe nicht einmal etwas geschmeckt. Sie schenkt mir nach.
    »Braydon will auch von dir eine Maske machen«, erwähnt sie. »Ist das nicht eine krasse Idee?«
    Nein. Das ist eine ausgesprochen dumme Idee. »Ich denke nicht. Das ist furchtbar nett von ihm, aber …«
    »Komm, Nev, lass ihn doch. Er sammelt eben Gesichter.«
    Das kann ich mir denken. Er scheint auch anderes zu sammeln.
    »Es dauert gar nicht lange.« Ungeschickt drückt sie mich aufs Bett, aber ich springe wieder auf. Ich will mir gar nicht ausmalen, was sie auf ebendieser Matratze gemacht haben.
    »Es wäre so großartig. Bei der Gelegenheit könnt ihr zwei euch auch besser kennenlernen«, flüstert sie laut. »Tu’s für mich, Nev. Ich möchte, dass die zwei Menschen, die mir am wichtigsten sind, miteinander auskommen.«
    Ich leere das Champagnerglas.
    Braydon kommt aus dem Bad mit einer gläsernen Schüssel, in der sich ein weißlicher Brei befindet. »Hi, Neva«, begrüßt er mich. Es ist also schon beschlossene Sache. Ich erkenne am Funkeln seiner Augen, dass vor allem er das hier will: Er will ein Stück von mir einfangen.
    »Nettes Haus«, bemerke ich, ohne dass es mir gelingt, die Worte nicht sarkastisch klingen zu lassen.
    Sanna sieht von mir zu Braydon und trinkt dann den Rest Champagner direkt aus der Flasche. Sie wirft sie aufs Bett.
    »Wo möchte der Künstler mich denn haben?« Ich gebe mich besonders locker und flockig, um nicht zu verraten, wie sehr ich mich darüber freue, ihn wiederzusehen.
    »Egal. Setz dich dahin, wo du es bequem hast.« Er vollführt mit einer Hand eine Geste, die den ganzen Raum umfasst. Auch er verstellt sich. Sein Lächeln ist gezwungen. Unsere Blicke begegnen sich. Meiner fleht ihn an, mir das hier nicht anzutun, seiner bittet mich, es ihn tun zu lassen.
    Ich setze mich auf einen Lederstuhl mit hoher Rückenlehne. Sanna hält meine Haare mit einem Stirnband aus meinem Gesicht fern. Dann streicht sie eine dicke Schicht Gel auf meine Haut. »Das fühlt sich zuerst ein bisschen ekelig an, aber man kriegt die Maske nachher leichter ab. Mach die Augen zu.« Sie reibt das kühle Gel auf meine Lider. »Lass sie zu. So, fertig.«
    »Entspann dich einfach, Neva«, meint Braydon, als er sich mit leicht gegrätschten Beinen über meinen Schoß stellt. Fest umklammere ich die Armlehnen. Seine Schenkel drücken meine Beine zusammen. Mein Körper versteift sich. »Leg den Kopf zurück«, sagt er, und ich gehorche. »Ich beginne an deiner Stirn. Am Anfang fühlt es sich kalt an, aber das geht rasch vorbei.« Er hat recht. Der Gips ist kalt und zäh, doch ich spüre vielmehr seine Fingerspitzen, die kleine Kreise beschreiben. Unwillkürlich stelle ich mir vor, wie seine Hände sich langsam über meinen Körper bewegen. Bestimmt ist er ein Meister der hauchzarten Berührung – dieses quälende Etwas zwischen Kitzeln und Liebkosung, das Gänsehaut erzeugt und den Wunsch weckt, sich der Hand entgegenzustrecken. Er befindet sich so dicht über mir, dass ich ihn atmen hören kann. Der Rhythmus
meines
Atems beschleunigt sich und passt sich seinem an. Ich drücke meine Schulterblätter fest ins Leder der Lehne, um nicht nach ihm zu greifen.
    Ich höre Sanna leise vor sich hin singen. Die Bettfedern ächzen; sie hat sich wohl auf die Matratze fallen lassen. Ob sie uns beobachtet? Voller Unbehagen rutsche ich auf dem Stuhl hin und her.
    »Du darfst dich nicht bewegen.« Er legt die Hände an meine Wangen und dreht meinen Kopf in die ursprüngliche Position zurück. Seine Finger verteilen die kühle Masse auf meinen Schläfen und dem Nasenrücken. »Dein Gesicht ist so angespannt.« Er streicht über meinen Kiefer, um die Verkrampfung zu lösen.
    Ich versuche, mich zu entspannen – wirklich. Aber mein Körper verrät mich, er will ihm näher sein. Jede Faser steht in Flammen, während mein Verstand durch die Schuldgefühle wie eingefroren ist. Er gibt die zähe Masse auf meine Lider. Seine Fingerspitzen zeichnen mein Lid nach und glätten die Linien, die meine Anspannung verursacht hat.
    Ich stelle mir vor, wie Sanna vor Aufregung ganz leicht auf dem Bett hüpft, weil ihr Freund und ihre beste Freundin endlich miteinander auskommen.
    »Wie soll ich denn dabei atmen?« Ich schlage seine Hände weg, als sie sich

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