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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Scout der Armee, der tapferste Kämpfer gegen die Indianer, der treffsicherste Schütze –«
    Pearce winkte ab: »Nach Ihnen, Major, nach Ihnen. Erinnern Sie sich noch an den Tag, als –« Die beiden Männer hatten einander die Arme um die Schultern gelegt und offensichtlich jedes Interesse an dem Rest der Gesellschaft verloren. Sie steuerten auf die Bar zu, die eine derartige architektonische Mißgeburt war, daß ihre schäbige Pracht schon wieder eine gewisse Bewunderung verdiente: Sie bestand aus drei gewaltigen und vermutlich gewaltig schweren Eisenbahnschwellen, die auf zwei beängstigend wackligen Böcken ruhten, die aussahen, als würden sie jeden Augenblick unter ihrer Last zusammenbrechen. Ursprünglich war diese bestechend einfache Konstruktion oben mit grünem Linoleum verkleidet und an drei Seiten hinter bodenlangen Samtvorhängen verborgen gewesen. Aber die Zeit war an Linoleum und Samt nicht spurlos vorübergegangen, und die Geheimnisse des genialen Innenarchitekten waren inzwischen für jedermann sichtbar, aber die Gebrechlichkeit der Theke hielt Pearce nicht davon ab, die Ellbogen auf die Bar zu stützen und dem Glaspolierer ein Zeichen zu geben. Die beiden Männer begannen sich leise zu unterhalten.
    An dem Tisch neben der Tür verharrten die fünf, die zurückgeblieben waren, eine Weile in Schweigen, bis Marica Fairchild schließlich leicht verwirrt sagte: »Was meinte der Marshal, als er sagte ›nach Ihnen‹? Ich meine, sie sprachen doch von Scouts und Kämpfen gegen die Indianer und vom Schießen, und, na ja, der Major kann doch kaum etwas anderes als Formulare ausfüllen, irische Lieder singen, seine abscheulichen Geschichten erzählen und –«
    »Und schneller einen Menschen töten als jeder, den ich kenne. Stimmt's Gouverneur?« sagte der Colonel.
    »Es stimmt.« Der Gouverneur legte seiner Nichte die Hand auf den Arm. »Im Sezessionskrieg war O'Brien einer der höchstdekorierten Offiziere der Unionsarmee, meine Liebe. Wie – hm – geschickt er im Umgang mit Gewehr und Revolver ist, muß man gesehen haben, um es zu glauben. Major O'Brien ist mein Adjutant, das ist richtig, aber ein Adjutant ganz besonderer Art. Oben in den Gebirgsstaaten hat die Politik – und schließlich bin ich ein Politiker – nicht selten – wie soll ich sagen? – manchmal recht handfeste Begleiterscheinungen. Aber solange Major O'Brien bei mir ist, beunruhigen mich die Aussichten auf Gewalttätigkeit nicht.«
    »Du meinst, es wäre möglich, daß jemand auf dich losginge? Hast du denn Feinde?«
    »Feinde!« Der Gouverneur schnaubte. »Kein wahrheitsliebender Gouverneur westlich vom Mississippi kann von sich behaupten, keine zu haben.«
    Marica sah ihn unsicher an, dann wanderte ihr Blick weiter zu O'Briens breitem Rücken und der ungläubige Ausdruck auf ihrem Gesicht vertiefte sich noch. Sie wollte etwas sagen, aber dann überlegte sie es sich anders, denn O'Brien und Pearce kehrten mit ihren Gläsern in der Hand an den Tisch zurück. Sie sprachen jetzt ernsthaft miteinander, und Pearce war offenbar ziemlich gereizt. O'Brien versuchte ihn zu beschwichtigen.
    Pearce sagte: »Aber zum Teufel, O'Brien, Sie wissen doch, wer dieser Sepp Calhoun ist. Er hat getötet, Poststationen und Züge überfallen, Grenzlandkriege angezettelt und den Indianern Gewehre und Whisky verkauft.«
    »Wir wissen alle, wer er ist.« O'Brien war ungemein friedfertig. »Wenn je ein Mann verdient hat, gehenkt zu werden, dann Calhoun. Und er wird bekommen, was ihm zusteht.«
    »Erst wenn ein Vertreter des Gesetzes ihn in die Hände bekommt. Und der bin ich! Sie und Ihre Leute haben damit nichts zu tun. Calhoun sitzt in Fort Humboldt in Haft, und ich will nichts weiter als ihn abholen.«
    »Sie haben gehört, was der Colonel sagte, Nathan.« O'Brien wandte sich an Claremont. Es war ihm deutlich anzumerken, wie unbehaglich er sich fühlte. »Glauben Sie, wir könnten diesen Verbrecher unter militärischer Bewachung nach Reese City zurückbringen lassen, Sir?«
    »Das läßt sich arrangieren«, sagte Claremont, ohne zu zögern.
    Pearce sah ihn an und sagte süffisant: »Haben Sie nicht vorhin gesagt, dies sei keine Angelegenheit der Armee?«
    »Ja. Und daran hat sich nichts geändert. Ich tue Ihnen lediglich einen Gefallen. Aber nur diesen einen, Marshal.« Er zog gereizt seine Taschenuhr heraus und warf einen kurzen Blick darauf. »Sind diese verdammten Pferde immer noch nicht gefüttert und getränkt? Mein Gott, wenn man heutzutage

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