Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte
ausmacht. Ich habe zu ihm gesagt, dass das Polizeischikane wäre, weil ich schwul bin, und dass ich die Amerikanische Bürgerrechtsunion auf Kurzwahl eingestellt hätte. Das hat ihn verschreckt.«
»Hat dieser Typ irgendetwas von Sagebrush erzählt?«
James schüttelt den Kopf.
Ty ist so aufgeregt, dass er vergisst, leise zu sprechen. »Dann haben sie bestimmt gelogen und du bist gar nicht geisteskrank.« James und ich sehen ihn streng an und er senkt die Stimme wieder zu einem Flüstern. »Ihnen wird klar geworden sein, dass früher oder später bestimmt jemand in Sagebrush anruft, wenn sie allen erzählen, du wärst von dort. Und dann wird herauskommen, dass du da nie Patientin warst.«
Ich hoffe, dass Ty recht hat. Mir ist schon genug verrücktes Zeug passiert. Ich möchte nicht auch noch verrückt sein. »Dann lügen sie vielleicht auch in Bezug auf Officer Dillow!« Eine Woge der Hoffnung überkommt mich.
Die beiden wechseln einen Blick. Schließlich sagt Ty: »Es wäre sehr viel leichter für sie, dir den Mord anzuhängen, wenn es tatsächlich eine Leiche gibt.«
»Aber wer würde so etwas Krasses tun?« Ich bekomme Bauchschmerzen. »Einen Officer umbringen, nur weil er der Erste war, den ich um Hilfe gebeten habe?«
Ty schluckt. »Sie haben wohl wirklich etwas Schlimmes zu verbergen.«
»Ich muss gehen, bevor euch beiden etwas zustößt.« Ich stecke einen Arm in die Jacke. »Ich brauche nur noch einen Plan, wie ich hier rauskomme, ohne dass sie mich bemerken.«
»Du kannst darauf wetten, dass sie jeden beobachten, der diesen Wohnblock verlässt«, merkt James an.
»Ich könnte das Fliegengitter aufschneiden und durch das hintere Fenster verschwinden.«
James schüttelt den Kopf. »Was? Glaubst du etwa, dass sie daran nicht schon gedacht haben? Ich bin davon überzeugt, dass da draußen irgendwo, wo wir es nicht sehen können, ein Auto parkt, in dem ein Typ sitzt, der alles im Blick behält. Und in dem Moment, in dem du aus diesem Fenster kletterst, wird er wissen, dass du diejenige bist, die sie suchen.« Er mustert mich von oben bis unten. »Und ganz egal, wie du hier rauskommst – sie suchen nach einem blonden Mädchen mit genau den Klamotten, die du da anhast. Der Trick liegt vielleicht darin, dich in das genaue Gegenteil zu verwandeln.«
»Und was wäre das?«, fragt Ty. »Ein dunkelhaariger Typ?«
Ich glaube, er macht Witze, aber James sagt: »Ganz genau. Und zwar schnell, bevor sie sich die Wohnungen noch ein zweites Mal vornehmen. Sieh zu, dass du ein paar Klamotten für sie findest, während ich mich um ihre Haare kümmere.«
James zieht mir die Jacke aus und legt sie beiseite, dann führt er mich ins Bad und nimmt eine Schere aus einer Schublade. Bevor ich darüber nachdenken kann, ob das eine gute Idee ist, schnappt er sich ein Haarbüschel und schneidet es ab, dann greift er nach einem anderen. Er macht das nicht gerade sorgfältig, und als er die Haarschneidemaschine zückt, erklärt das auch, warum. Ich schließe die Augen, während mir das Gerät über den Kopf brummt. Als ich sie wieder öffne, sehe ich aus wie ein Junge, der noch so jung ist, dass er keinen Bartwuchs hat. Im Spiegel sehe ich Ty, der mit einem Stapel Kleider im Arm in der Tür steht.
»Ich kann übrigens keine Verletzungen oder Beulen entdecken.« James streicht mit der Hand über das, was von meinen Haaren noch übrig ist. Es sieht aus wie Fell. »Wodurch auch immer du das Gedächtnis verloren hast, ich glaube nicht, dass es von einem Schlag auf den Kopf gekommen ist.«
Mit seinen Worten beabsichtigt James, mich zu beruhigen, aber ich wünschte, es läge an etwas so Simplem. Warum habe ich mein Gedächtnis verloren? Und werden meine Erinnerungen jemals wieder zurückkommen?
»Hast du ein altes T-Shirt, das sie anziehen kann?« James holt eine Packung Haarfarbe unter dem Waschbecken hervor, wo noch ein paar Dutzend anderer Packungen liegen. »Das Zeug neigt dazu zu tropfen und das ist nicht besonders gut für die Haut.«
Ty legt die Kleider, die er gehalten hat, ab und wühlt im Wäschekorb herum. Das gelbe T-Shirt, das er herauszieht, ist am Kragen ziemlich ausgefranst, aber da es aus dem Wäschekorb kommt, trägt er es offenbar noch. Dadurch wird mir klar, wie arm er ist.
Ich zögere. »Bist du dir sicher?«
Ty winkt ab. »Ich hätte es längst wegwerfen sollen.«
Als sich mein Kopf in den Stoff schiebt, merke ich, dass es nach ihm riecht. Es riecht wie sein Kopfkissen oder als er im Schrank seine Arme
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