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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Ty sich irrt, dass nichts gefährlicher ist, als an meiner Seite zu sein. Ich will mir meine Kapuze über den Kopf ziehen, aber er hindert mich daran.
    »Sie könnten denken, du hättest etwas zu verbergen. Sei einfach das, was du bist. Ein dreizehnjähriger Junge. Und du heißt – hm, welcher Name klingt wie ›Katie‹?« Er überlegt einen Augenblick. »Nate. Damit du auch reagierst, wenn ich dich anspreche.« Er wendet sich James zu. »Sind sie immer noch da draußen?«
    James bewegt seinen Kopf nicht. »Da sind die zwei an deinem Auto, ein Typ klopft gerade an eine Tür und ich glaube, ein paar sind noch in den Wohnungen.«
    »Okay.« Ty wendet sich wieder mir zu. »Steck die Hände in die Taschen, damit sie die Verbände an deinen Fingern nicht sehen. Und wenn wir draußen sind, dann schau sie nicht an, schau sie aber auch nicht nicht an. Geh einfach weiter. Wir sind nur ein paar Jungs auf dem Weg zur Schule. Und wenn wir um die Ecke gebogen sind, schauen wir mal, ob du Skateboard fahren kannst.«
    »Seid vorsichtig.« James dreht sich mit großen Augen zu uns um. »Und ruft mich an.«
    »Klar«, sagt Ty. Dann öffnet er die Tür.

20
TAG 2, 8:40 UHR
    W ir gehen durch die Tür von Tys Wohnung. Kurz lasse ich meinen Blick nach links schweifen. Er gleitet an den Männern auf dem Parkplatz vorbei, als wären sie mir gleichgültig, als würde ich sie kaum wahrnehmen. Nur zwei Männer in dunklen Anzügen, die mit ihren Handys telefonieren und langsam an der Reihe der Autos entlanggehen. Es sieht aus, als würden sie die Nummernschilder vorlesen. Einer der Männer steht hinter Tys Auto.
    Keiner von ihnen kommt mir bekannt vor, aber was weiß ich schon? Ich spüre eher, als dass ich sehe, wie der Mann an Tys Wagen zu uns herüberguckt, aber dann schaut er wieder weg.
    Wie lange er wohl braucht, um herauszufinden, dass Tys Wagen jemandem gehört, der im Einkaufszentrum arbeitet? Wie lange, bis sie dahinterkommen, in welcher Wohneinheit er lebt?
    Ich konzentriere mich darauf, normal zu gehen. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich als Junge meine Schultern halten oder meine Beine bewegen soll. Vielleicht sollte ich nicht so gehen, wie ich normalerweise gehe. Wie viel wissen sie über mich? Haben sie Aufnahmen von mir gesehen, die Form meines Gesichts studiert oder die Art und Weise, wie ich mit den Armen schwinge? Jeden Moment erwarte ich, Rufe zu hören, rennende Schritte, selbst das dröhnende Knallen eines Schusses. Die Haut zwischen meinen Schulterblättern juckt.
    Ty redet. Zuerst denke ich, er tut das als Tarnung, damit wir eher wie zwei Kids aussehen, die zur Schule gehen. Dann merke ich, dass er mir eine schnelle Einführung ins Skateboardfahren gibt.
    »Okay, sobald wir draußen auf dem Gehweg sind, lässt du das Board fallen und stellst deinen linken Fuß darauf, direkt hinter die vordere Achse. Die Achsen halten die Räder.«
    Ich nicke. Eine Blase breitet sich in meiner Brust aus und erschwert mir das Atmen. Was, wenn es mich erst mal spektakulär auf die Fresse legt?
    »Und dann machst du mit dem rechten Fuß einen Schritt nach vorne. Als würdest du gehen.« Mit dem Skateboard unter dem linken Arm schiebt Ty die rechte Handfläche in die Luft. »Stell dir nicht vor, du würdest das Skateboard vor dir herschieben. Stell dir vor, du wärst einer dieser Typen in Venedig. Du weißt schon, die mit den schmalen Booten? In den Kanälen?«
    »Ein Gondoliere?« Das Wort taucht aus meinen unsichtbaren Tiefen auf. Vor meinem geistigen Auge sehe ich einen Mann mit Strohhut und gestreiftem Oberteil, der ein langes Ruder hält und auf einem Boot steht. Habe ich je einen in echt gesehen oder erinnere ich mich nur an etwas, was ich aus dem Fernsehen kenne?
    »Genau.« Ty nickt. »Wenn du fährst, ist es, als wärst du ein Gondoliere, der sein Boot vorantreibt. Du behältst die Kontrolle, wenn du seltener anschiebst, aber sorg dafür, dass die Schübe stark sind – keine kleinen Paddelschläge. Wenn du das Tempo hast, das du erreichen willst, dann stell deinen rechten Fuß auf die hintere Achse. Aber für den Anfang solltest du lieber nicht superschnell fahren. Versuch einfach, das Gleichgewicht zu halten. Okay?«
    Darauf reagiere ich mit einem schwachen Lächeln.
    Wir biegen um die Ecke. Wir sind jetzt außer Sichtweite des Parkplatzes. Der Gehweg vor uns ist glücklicherweise leer.
    »Bereit?« Ty sieht mich an.
    »Nein.« Ich seufze. »Aber mir bleibt nichts anderes übrig, oder?« Schauspielere nicht. Fühle es,

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