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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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sich ständig wiederholt, und merke, dass ich es verursache. Ein Wimmern.
    Es klopft an der Wohnungstür. James schnappt nach Luft und wendet sich uns zu. Ty packt mich am Handgelenk. Er hat die Lippen über die Zähne zurückgezogen. Wir starren uns alle drei wortlos an, dann zieht mich Ty über den Flur in sein Zimmer.
    »Einen Moment«, ruft James. »Bin schon unterwegs.«
    In seinem Zimmer schiebt mich Ty auf den Schrank zu. Ich bücke mich, schnappe mir meine Jacke und gehe durch die Schranktür. Mein Knöchel verdreht sich, als ich auf einen seiner Schuhe trete. Ty drängt sich neben mich in den Schrank.
    »Wer ist da?«, ruft James.
    Ganz, ganz leise schließt Ty die Schranktür. Sie gibt ein Klicken von sich, als sie einrastet. Tys Atem ist laut und schnell. Zumindest glaube ich, dass es seiner ist. Wir kauern einander gegenüber unter der Kleiderstange, eingesperrt in diesem winzigen Raum, atmen dieselbe Luft und unsere Herzen hämmern gegen unsere Rippen.
    Ich umklammere immer noch die Jacke. Ich lasse meine Hand über den Stoff gleiten, suche nach der Tasche. Suche nach der Waffe.
    Das Stimmengemurmel ist zu undeutlich für mich, um einzelne Worte auszumachen. Nur die tiefe Stimme eines Mannes und James, der mit höherer Stimme antwortet. Seine Stimme moduliert auf und ab. Er klingt schwuler als bisher. Ich frage mich, ob er das absichtlich macht – vielleicht um sie glauben zu machen, er hätte keinen Grund, ein Mädchen bei sich aufzunehmen.
    Ich finde die Jackentasche und stecke meine Hand hinein. Die kühle Härte der Pistole wirkt beruhigend auf mich. Ich umklammere den Griff. Langsam ziehe ich sie heraus. James hebt die Stimme. Ich verstehe die Worte zwar noch immer nicht, aber ich höre heraus, dass er gestresst klingt.
    »Nein«, flüstert Ty an meinem Ohr. Das Wort ist kaum mehr als ein Seufzer.
    Ich schüttle den Kopf. Ich weiß, wozu diese Männer fähig sind. Ich kann den Abzug drücken, falls nötig.
    Tys Arme wandern um mich herum und pressen meine Arme ganz fest an meine Seiten. Wie bei Michael Brenner möchte sich mein Körper instinktiv wehren, aber das unterdrücke ich. Immerhin habe ich die Waffe. Wenn es sein muss, kann ich mich schnell bewegen. Vielleicht habe ich ein oder zwei Sekunden Zeit, um den Überraschungseffekt zu nutzen.
    Tys Arme entspannen sich, er lässt sie allerdings nicht sinken. Sein Atem kitzelt an meinem Ohr. Sein Körper, der an mich gedrückt ist, fühlt sich warm und stark an. Und so bleiben wir, gefangen in unserer einseitigen Umarmung, und lauschen angestrengt nach Stimmen, die näher kommen, nach Schritten auf dem Teppich. Ich weiß nicht, ob wir bereits die ganze Luft in dem kleinen Raum verbraucht haben oder ob einfach alles auf einmal auf mich einstürmt, aber plötzlich werden meine Knie ganz weich. Ich sacke nach vorne. Tys Arme spannen sich wieder an, bis er mich halbwegs aufrecht hält.
    »Alles okay.« Sein Atem ist warm an meinem Ohr.
    Ich merke erst, dass ich weine, als mir eine heiße Träne über das Kinn und an meinem Hals herunterläuft. Gar nichts ist okay.
    Ty presst seine Lippen auf meine Stirn. Ich drehe den Kopf und lehne mich an ihn, an seine solide Wärme.
    Als die Schritte auf uns zukommen, hören wir sie nicht.

19
TAG 2, 8:07 UHR
    I ch bin es«, sagt James leise draußen vor dem Schrank.
    Ty und ich erstarren. Doch als wir nichts als Stille hören, wird uns klar, dass er allein ist. Ty lockert seine Arme, öffnet die Schranktür und klettert hinaus. Ich wische mir die Augen mit dem Ärmel trocken, bevor ich die Höhle des Schranks verlasse.
    »Also, wer war das?«, flüstert Ty. »Cops?«
    James zuckt mit den Schultern. »Er hat mir eine Dienstmarke hingehalten, aber nicht lange genug, als dass ich sie mir wirklich hätte anschauen können. Er sagte, dass Katie im Zusammenhang mit dem Mord in Newberry Ranch vernommen werden soll und dass sie alle in diesem Gebäude fragen, ob sie sie gesehen haben. Als ich sagte, ich hätte sie nicht gesehen, wollte er wissen, ob sich sonst noch jemand in der Wohnung aufhält. Ich sagte ihm, dass ich zwei Mitbewohner hätte, die beide noch schlafen.«
    »Zwei?«, fragt Ty.
    »Ich wollte nicht, dass sie dahinterkommen, dass einer zu viel hier ist, falls euch jemand gehört hat. Er wollte, dass ich euch wecke, aber ich sagte, dass ich euch später einfach fragen würde. Als er dann wissen wollte, ob es mir etwas ausmacht, wenn er sich mal ein wenig umschaut, antwortete ich, dass mir das sehr wohl etwas

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