Never Knowing - Endlose Angst
beschäftigen, drehte ich unablässig meinen Kaffeebecher herum. Weitere zehn Minuten, und immer noch kein Zeichen von John. Von dem ganzen Kaffee, den ich literweise getrunken hatte, musste ich dringend auf die Toilette. Bilder davon, wie meine Blase platzte, tauchten in meinem Kopf auf. Zum Glück hatte ich dieses Mal daran gedacht, meine Tablette zu nehmen. Ich wollte gerade riskieren, in das Mikro zu sprechen, mit dem ich verdrahtet war, als mein Handy klingelte. Es war John.
»John! Wo steckst du?«
»Tut mir leid, Sara, aber ich schaffe es nicht, mich heute mit dir zu treffen.«
»Du machst Witze. Ich sitze hier jetzt seit fast einer halben Stunde.« Ich zwang mich, ruhiger zu werden. »Ich bin einfach nur erstaunt. Gestern wolltest du doch unbedingt, dass wir uns sehen, warum also bist du …«
»Ich habe meine Meinung geändert.« Er klang stinkwütend.
Glaubst du etwa, ich hätte meine Meinung nicht auch am liebsten geändert, du Idiot?
»Das ist aber schade, John. Ich hatte mich so darauf gefreut, dich kennenzulernen.«
»Tut mir leid, ich wollte es auch, aber es klappt einfach nicht.«
»Wo bist du gerade?«
»In Vancouver.«
»Du bist fast da. Warum versuchst du nicht, die nächste Fähre zu erwischen?«
»Nein, wir müssen uns ein paar Tage später treffen.«
»Das klappt bei mir leider nicht. Evan kommt morgen nach Hause.« Was er konnte, konnte ich schon lange.
»Ach ja?«
»Ich werde also die ganze Zeit beschäftigt sein.«
Er wurde lauter. »Ich will mich heute nicht mit dir treffen. Als ich aufgewacht bin, hat es sich nicht richtig angefühlt.«
Natürlich hat es sich nicht richtig angefühlt, du Scheißmörder – die Cops hätten dich drangekriegt.
Aber so würde es niemals ein Ende finden. Ich musste ihm noch eine weitere Chance lassen.
»Es macht mir nichts aus, noch ein bisschen länger zu warten, du kannst es dir ja noch überlegen …«
Er legte auf. War er sauer? Sollte ich einfach aufbrechen? Ich schaute zu Billy hinüber, doch ich wurde aus seiner Miene nicht schlau.
Eine Minute später klingelte das Telefon.
John sagte: »Es fühlt sich immer noch nicht richtig an. Lass es uns morgen noch einmal versuchen.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass das nicht geht.«
»Wegen Evan?« Sein Tonfall machte deutlich, was er von Evan hielt, und ich bemerkte meinen Fehler.
»Nein, ich habe einfach eine Menge zu erledigen, die Arbeit, Ally, Einkaufen.« Ich musste das Gespräch schnellstens beenden. »Ich denke, wir müssen einfach einen anderen Termin finden. Pass auf dich auf, John. Fahr vorsichtig.« Ich legte auf, ehe er noch etwas anderes sagen konnte. Als ich an Billy vorbeiging, schüttelte ich den Kopf – kaum merklich, für den Fall, dass John mich beobachtete. Als ich in den Cherokee stieg, kam eine SMS . Von Billy.
Treffen auf dem Revier.
Na klasse. Noch mehr Kaffee und noch mehr Gerede. Aber zumindest gab es dort eine Toilette. Auf dem Weg dorthin rief Evan an.
»Hi, du hast versucht, mich zu erreichen?«
»Oh,
Evan
. Du wirst mich noch umbringen.«
Einer seiner schweren Seufzer. »Was machst du gerade?«
»Ich wollte es dir nicht aufs Band sprechen, also habe ich immer wieder versucht, dich zu erreichen, aber deine blöde Rezeptionistin hat gesagt, dass du …«
»Hey, flipp nicht aus … ganz ruhig. Was hast du getan?«
»Ich habe mich mit John verabredet.«
»Herrgott Sara, wann?«
»Es sollte heute sein, aber …«
»
Heute?
Und du hast mir nichts davon gesagt?«
»Ich habe es
versucht
, aber du bist nie rangegangen.«
»Wann ist das Treffen?« Er klang besorgt. »Ich komme rüber und …«
»Es ist bereits gewesen, aber …«
»Was?«
»Er hat sich nicht blicken lassen. Du hattest recht, er manipuliert mich nur.« Ich brachte ihn auf den neuesten Stand. »Aber das war’s. Jetzt bin ich fertig damit, Evan.«
»Das habe ich schon mal gehört.«
»Aber diesmal war es das wirklich. Ich werde die Nummern noch einmal ändern lassen. Vielleicht können wir umziehen oder in der Lodge wohnen, wie du vorgeschlagen hast. Ich könnte Ally zu Hause unterrichten. Oder vielleicht sollten wir nur das Haus verkaufen. Ich weiß nicht, aber ich werde der Polizei sagen, dass sie unser Telefon nicht länger anzapfen dürfen. Ich werde kein Fernsehen mehr schauen oder Zeitung lesen …«
»Ganz langsam. Heute Nacht habe ich eine große Gruppe hier, aber ich komme, so schnell ich kann, und dann können wir über alles reden.«
»Bist du sicher?«
»Wir
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