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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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zuerst nicht, aber er sagte, Elch säße bereits im Truck. Das funktionierte.
    Die Cops waren nicht gerade begeistert gewesen, als ich mich nach dem Angriff auf Sandy davongemacht hatte, aber jetzt können sie nicht mehr viel deswegen unternehmen. Ich musste allerdings eine Aussage machen, dass ich John getötet habe, und der Staatsanwalt muss deswegen ermitteln, aber Billy meint, es sei völlig ausgeschlossen, dass er zu einem anderen Ergebnis als Notwehr kommt.
    Evan hat mir ebenfalls die Hölle heißgemacht, weil ich auf eigene Faust nach Ally gesucht und nicht auf die Polizei gewartet habe, aber er reitet nicht darauf herum. Ich glaube, er ist ziemlich schockiert, wie nahe wir alle dran waren, einander zu verlieren. Und da ist er nicht der Einzige.
     
    Vermutlich bin ich meinem Vater sogar noch ähnlicher, als wir gedacht hatten. Ich weiß, dass es Notwehr war, aber trotzdem habe ich ihn
getötet
. Und nicht nur irgendeinen Mann, sondern meinen eigenen Vater. Ich frage mich, was Gott wohl von der Sache hält. Ich bin mir nicht sicher, was ich selbst davon halten soll. Was mir am meisten Angst macht, ist nicht, dass ich es getan habe, sondern dass ich nicht einmal gezögert habe.

23. Sitzung
    Ich bin gerade ziemlich frustriert. Und das nervt mich vor allem deshalb, weil es mir nach dem letzten Mal eigentlich schon wieder besserging. Ich war einfach nur froh, dass alles
vorbei
war, und das Leben bekam so einen euphorischen Schimmer. Der Medienhype ebbte langsam ab. Evan und ich stritten uns nicht, mein Kind konnte gar nichts falsch machen, ich liebte meine Familie und alle liebten mich. Sogar das Essen schmeckte mir besser. Aber je normaler die Dinge wurden, desto mehr wurden die Dinge, na ja, normal eben.
     
    Heute Morgen kam Melanie vorbei, um die Songliste abzuholen, die Evan und ich für die Hochzeit zusammengestellt hatten. Das ganze Wochenende über hatte ich das halbe Haus auf den Kopf gestellt, um die CD zu finden, die sie mir gegeben hatte, ohne Erfolg, also hatten wir beschlossen, dass es einfacher sei, Kyle einfach spielen zu lassen, anstatt einen Familienkrieg vom Zaun zu brechen. Im Moment sehe ich das alles nicht so verkniffen. Aber dann hat Evan gestern Abend die CD gefunden – ich hatte es fertiggebracht, sie in die verkehrte Hülle zu stecken, obwohl ich sie mir noch nicht einmal angehört hatte. Wir hörten uns die Songs an, und es stellte sich heraus, dass sie nicht mal so übel waren, aber richtig genial war diese Frau, die im Hintergrund sang. Sie hatte eine erstaunliche Stimme, eine Art Mischung aus Sara McLachlan und Stevie Nicks.
    Als Melanie kam, war ich gerade hinten und versuchte, meinen bemitleidenswerten Versuch eines Gartens zu wässern. Als wir hineingingen, gab ich ihr die Liste.
    »Auf der CD singt eine Frau im Hintergrund«, sagte ich, während sie das Blatt überflog. »Weißt du, wie man sie erreichen kann?«
    Ihr Kopf schoss in die Höhe. »Warum?«
    »Ich hatte gehofft, dass sie auch auf der Hochzeit singt.«
    Melanie wurde rot, und sie starrte hinunter auf die CD .
    »Bist du das?«
    Mit funkelnden Augen schaute sie auf. »Du brauchst gar nicht so überrascht zu tun.«
    »Aber ich
bin
überrascht. Du hast nie zuvor gesungen – jedenfalls nicht, dass ich wüsste.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich singe manchmal im Pub.«
    »Du solltest dich ganz aufs Singen verlegen, Melanie. Du könntest echt was aus dir machen.«
    »Anstatt nur hinterm Tresen zu stehen?«
    »So habe ich es nicht gemeint.« Ich dachte daran, was ich mir geschworen hatte, nachdem ich dem Tod so nahe gekommen war: geduldiger und versöhnlicher zu sein. »Aber es tut mir leid, falls es so rübergekommen ist. Ich meinte nur, dass du eine unglaubliche Stimme hast. Ich würde mich freuen, wenn du auf meiner Hochzeit singen würdest. Bitte!«
    Sie sah mich an, dann hob sie die Schultern.
    »Wenn du willst. Aber nicht alle Lieder, ich will auch noch tanzen.«
    »Danke, das ist klasse.« Wir schwiegen eine Weile, dann sagte ich: »Bleibst du noch auf einen Kaffee?«
    Sie wirkte verblüfft. »Gerne.«
    Wir nahmen unsere Becher mit ins Wohnzimmer und saßen uns auf den Sofas gegenüber, musterten einander, nippten an dem Kaffee und wandten den Blick ab. Das Schweigen dehnte sich aus. Es gab etwas, das mir auf der Seele lag, aber ich wollte keinen Streit riskieren. Evan hatte gesagt, ich solle es bleibenlassen, als ich mit ihm darüber gesprochen hatte. Damals hatte ich ihm zugestimmt, aber jetzt war sie hier, und

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