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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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Schwester, weil ich so aufgewühlt war, aber ich weiß nicht, wie es durchgesickert ist.«
    »Sie haben einen Privatdetektiv angeheuert?« Sie schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen. Als sie sie wieder öffnete, hatte ihr Blick etwas Verzweifeltes.
    »Was wollen Sie
dann

    »Ich will gar nichts.« Doch das stimmte nicht. Jetzt würde sie mir allerdings niemals geben, was ich eigentlich wollte.
    »Wissen Sie, wie lange es gedauert hat, bis ich mir hier ein Leben aufgebaut hatte?«, sagte sie. »Sie haben
alles
ruiniert.«
    Ihre Worte stürzten auf mich ein, und ich machte fast einen Schritt zurück bei dem Aufprall. Sie hatte recht, ich hatte alles ruiniert. Und es würde noch schlimmer werden. Der nächste Teil würde ihr noch mehr Angst machen, doch es musste gesagt werden. Ich wappnete mich innerlich.
    »Ich bin heute hierhergekommen, weil ich denke, dass Sie wissen sollten, dass mich heute Morgen ein Mann angerufen hat. Er sagte … er sagte, er sei mein richtiger Vater. Er hat Sie auf einem Foto wiedererkannt, und er sagte, er hätte Ihre Ohrringe.«
    Sie stand vollkommen still. Die einzige Bewegung waren ihre Pupillen, die sich weiteten. Dann begann sie zu zittern, während Tränen aus ihren Augenwinkeln rannen.
    »Sie waren ein Geschenk meiner Eltern. Perlen. Pinkfarben, mit einer blattförmigen Einfassung aus Silber. Ich habe sie zum Schulabschluss bekommen.« Ihre Stimme erstarb, und sie schluckte hart. »Ich hatte Angst, sie beim Zelten zu tragen, aber meine Mutter sagte, schöne Dinge seien dazu da, sich an ihnen zu erfreuen.«
    Er
hatte
ihre Ohrringe mitgenommen. Ich dachte an die Stimme des Mannes, die Art und Weise, wie er über das Geschenk »für seine Tochter« gesprochen hatte. Das Blut rauschte in meinen Ohren, während ich Julia anstarrte und versuchte, darüber nachzudenken, was ich sagen sollte, und nicht darüber, was das hier bedeutete.
    Endlich fand ich ein paar Worte. »Es … es tut mir leid, dass er sie mitgenommen hat.«
    Unsere Blicke trafen sich. »Er hat sich
bedankt
.« Sie schaute wieder weg. »Die Polizei hat es niemals veröffentlicht, dass er meine Ohrringe genommen hat. Sie sagten mir, dass sie ihn fassen würden.« Sie schüttelte den Kopf. »Dann stellte ich fest, dass ich schwanger war. Aber ich konnte es nicht umbringen. Also habe ich meinen Namen geändert und bin weggezogen. Ich wollte vergessen, dass es jemals passiert war. Aber jedes Mal, wenn er jemanden umbringt, sucht mich die Polizei auf. Einer von denen sagte mir einmal, ich hätte Glück gehabt.« Sie lachte bitter, dann sah sie mich wieder an.
    »Seit fünfunddreißig Jahren lebe ich mit der Angst, dass er mich findet. Ich habe nicht eine Nacht geschlafen, ohne aus einem Traum aufzuwachen, in dem er mich immer noch jagt.« Ihre Stimme zitterte. »Sie haben mich gefunden,
er
kann mich finden.«
    Ausnahmsweise einmal hatte sie ihre Mimik nicht unter Kontrolle, und ich sah den unverhüllten Schmerz in ihren Augen. Ich sah
sie
. Jedes zerbrochene Stück. Diese arme Frau lebte schon so lange in Furcht – und jetzt hatte sie meinetwegen noch mehr Angst. Ich trat näher.
    »Es tut mir wirklich …«
    »Gehen Sie.« Ihr Gesicht war wieder verschlossen.
    »Okay, klar. Möchten Sie meine Nummer haben?«
    »Die habe ich.« Mit einem festen Klicken schloss sich die Terrassentür hinter ihr.
     
    An diesem Abend kam Evan nach Hause, und ich sagte ihm, dass wir reden müssten, aber erst als Ally und Elch im Bett waren und wir auf dem Sofa zusammenklappten, kamen wir dazu. Evan hatte die Füße auf den Couchtisch gelegt, und ich saß am anderen Ende, die Arme um die Knie geschlungen. Er war bestürzt wegen des zweiten Anrufs, aber froh, dass ich sofort zur Polizei gegangen war. Als ich ihm sagte, dass ich auch zu Julia gefahren war, schüttelte er den Kopf. Und die Sache mit den Ohrringen hörte er gar nicht gern.
    »Wenn er noch einmal anruft, geh nicht ran.«
    »Das haben die Cops auch gesagt.«
    »Das gefällt mir alles nicht, und ich muss Montag wieder zurück. Vielleicht sollte ich einen der anderen Guides bitten, die Gruppe zu übernehmen.«
    »Ich dachte, es wären alle weg?«
    Er rieb sich das Kinn. »Frank könnte es vielleicht machen, aber er war erst einmal alleine draußen, und es ist eine große Gruppe, die jedes Jahr wiederkommt.«
    Evan hatte jahrelang am guten Ruf seiner Lodge gearbeitet, bis sie jetzt endlich jeden Sommer ausgebucht war. Doch ein einziger misslungener Trip mit einem unerfahrenen

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