Never Knowing - Endlose Angst
Grunde dieselben wie die, die mir die Polizistin schon am Freitag gestellt hatte, doch sein Tonfall war freundlich und umgänglich, und ich öffnete mich mehr. Ich berichtete ihm sogar von meinem letzten Besuch bei Julia und ihrer heftigen Gefühlsreaktion.
»Gut gemacht, Sara«, sagte er lächelnd, als ich fertig war. »Das wird uns eine große Hilfe sein.« Seine Miene wurde wieder ernst. »Aber ich fürchte, wir müssen Ihr Telefon anzapfen und …«
»Sie glauben also tatsächlich, dass er es war?« Erschrocken stellte ich fest, wie verzweifelt ich mich anhörte.
»Wir wissen es noch nicht, aber der Fall des Campsite-Killers ist von höchster Priorität, und wir müssen jede Spur ernst nehmen. Solange wir nicht bestätigen können, dass es nur ein Telefonstreich war, steht Ihre Sicherheit für uns an erster Stelle. Sobald wie möglich werden wir eine ÜMA in Ihrem Haus installieren.«
»Eine was?«
»Überfallmeldeanlage. Ein Alarmsystem, das wir einsetzen, wenn wir meinen, das Opfer könnte in Gefahr sein.«
Jetzt bin ich also ein Opfer.
»Der Privatdetektiv, den Sie angeheuert haben, ist ein pensionierter Polizist, aber wir konnten ihn noch nicht ausfindig machen, um ihn zu befragen. Wir sähen es gerne, wenn Sie wegen dieser Sache keinen Kontakt zu ihm aufnähmen. In den nächsten Tagen werden zwei Ermittler vom Dezernat für Kapitalverbrechen aus Vancouver herkommen und sich mit Ihnen unterhalten.«
»Warum kann Nanaimo sich nicht darum kümmern?«
»Das Dezernat für Kapitalverbrechen hat mehr Leute und mehr Mittel. Der Verdächtige ist möglicherweise für eine ganze Reihe furchtbarer Verbrechen verantwortlich. Wenn er es war, der Sie angerufen hat, dann würden wir ihn natürlich gern dingfest machen, aber wir müssen uns vergewissern, dass wir dabei weder Sie noch Ihre Familie gefährden.«
Ich spürte meine Angst bis in die Zehenspitzen. »Soll ich meine Tochter wegschicken?«
»Er hat bisher noch keine direkten Drohungen ausgesprochen, und wir versuchen, Familien nicht auseinanderzureißen, aber ich schlage vor, dass Sie ein paar grundsätzliche Sicherheitsregeln mit ihr durchsprechen. Ihr Mann ist im Moment nicht da?«
»Mein Verlobter – wir heiraten im September. Er weiß bereits von dem Anruf, aber soll ich es auch meiner Familie erzählen?«
»Es ist sehr wichtig, dass Sie mit niemandem darüber reden – auch nicht mit Ihrer Familie. Ihr Verlobter muss es ebenfalls für sich behalten. Wir dürfen nicht riskieren, dass etwas zu den Medien durchsickert und der Verdächtige von unseren Ermittlungen erfährt.«
»Aber was, wenn meine Familie ebenfalls in Gefahr ist?«
»Bisher hat er nicht erkennen lassen, dass er irgendjemandem etwas antun will. Falls es zu einer Gefährdung kommt, werden wir geeignete Maßnahmen ergreifen. Morgen früh kommt jemand zu Ihnen nach Hause, um Ihr Telefon anzuzapfen, und eine Sicherheitsfirma wird die Alarmanlage installieren. Falls er in der Zwischenzeit anruft, gehen Sie nicht ran und informieren Sie mich umgehend.« Er reichte mir seine Karte. »Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
»Ich glaube nicht. Das alles ist nur so … surreal.«
Er stand auf und drückte kurz meine Schulter.
»Sie haben genau das Richtige getan, indem Sie zu uns gekommen sind.«
Ich nickte, als würde ich ihm glauben.
Als Ally an diesem Abend mit Elch draußen spielte, beobachtete ich sie durch die Glasschiebetür, während ich Karotten schälte und dem Fernseher hinter mir zuhörte. Als die Lokalnachrichten kamen, schnitt ich mir fast in den Finger. Sie hatten tatsächlich Karen Christianson zum Topthema gemacht. Sie zeigten Aufnahmen von der Universität – Kaninchen, die auf dem Campus Gras mümmelten, lärmende Studenten in der Mensa, die Tür zu einem Seminarraum –, während ein Nachrichtensprecher sagte, eine Professorin sei als Karen Christianson identifiziert worden, das einzige überlebende Opfer des Campsite-Killers. Meinen Namen nannten sie nicht, sondern sagten nur, dass Karen gerüchteweise eine Tochter habe, die in Nanaimo lebe und für einen Kommentar nicht zur Verfügung stehe. Mit ernster Stimme verlas der Nachrichtensprecher den letzten Satz. »Jetzt, wo die Tage wärmer werden, kommen wir nicht umhin, uns zu fragen, wo der Campsite-Killer sein mag und wo er diesen Sommer sein wird.« Ich schaltete den Fernseher aus.
Als Ally wieder hereinkam, erklärte ich ihr, dass wir jetzt »Was wäre wenn« spielen würden und ging mit ihr unsere
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