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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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handelte.
    »Lass ihn reden, aber melde die Sache der Polizei.«
    »Aber er hat doch recht. Sie können nichts tun gegen jemanden, der sich nur einen Scherz erlaubt.«
    »Du hast mich um Rat gefragt. Ruf morgen früh die Polizei an – und schreib keine Kommentare in diese Blogs.«
    »Okay, okay.«
     
    Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich ins Bett und sah mir das Nachtprogramm im Fernsehen an, bis ich in einen ruhelosen Schlummer fiel. Früh am nächsten Morgen klingelte das Telefon. Ohne auf das Display zu achten, griff ich danach und nahm das Gespräch an.
    »Hallo?«
    Eine männliche Stimme sagte: »Guten Morgen. Stimmt es, dass Sie Möbel restaurieren?«
    Ich setzte mich auf. »Ja, das stimmt. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe ein paar Stücke, einen Tisch, ein paar Stühle. Ich glaube nicht, dass sie viel wert sind, aber sie gehörten meiner Mutter, und ich würde sie gerne meiner Tochter schenken.«
    »Der Wert bemisst sich nicht immer danach, welchen Preis man beim Verkauf erzielen würde – es geht darum, was sie Ihnen bedeuten.«
    »Der Tisch bedeutet mir eine Menge. Ich habe den Großteil meiner Zeit daran verbracht – ich esse gerne.« Er lachte, und ich erwiderte sein Lachen.
    »Küchentische erzählen ganze Familiengeschichten. Manche Kunden wollen, dass ich sie ein wenig aufarbeite, aber die Kratzer, die die Kinder reingemacht haben, drinlasse.«
    »Wie viel nehmen Sie normalerweise?«
    »Ich müsste mir die Stücke ansehen, dann könnte ich Ihnen einen Kostenvoranschlag machen.« Ich kletterte aus dem Bett und warf meinen Morgenmantel über, während ich auf der Suche nach einem Stift ins Büro ging. »Ich könnte zu Ihnen nach Hause kommen, oder manche Kunden schicken mir auch Fotos per Mail.«
    »Sie gehen zu Fremden ins Haus?«
    Ich blieb im Flur stehen.
    Er sagte: »Gehen Sie allein?«
    Okay, diesen Job würde ich auf keinen Fall übernehmen. Meine Stimme wurde monoton und kalt. »Tut mir leid, ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
    Er schwieg einen Moment, dann sagte er: »Ich bin dein Vater.«
    Das erklärte alles. Noch so ein Idiot, der mir einen Streich spielen wollte.
    »
Wer
sind Sie?«
    »Ich sagte es bereits – dein Vater.«
    »Ich habe einen Vater, und ich lege keinen Wert …«
    »Er ist nicht dein Vater.« Die Stimme bekam einen bitteren Klang. »Ich hätte mein Kind nicht weggegeben.« Er schwieg. Im Hintergrund hörte ich Verkehrsgeräusche. Beinahe hätte ich aufgelegt, aber ich war zu wütend.
    »Ich weiß ja nicht, was für ein krankes Spiel Sie da spielen …«
    »Es ist weder ein Spiel noch ein Witz. Ich habe Karens Foto gesehen und sie wiedererkannt. Sie war meine Dritte.«
    »Jeder weiß, dass Karen sein drittes Opfer war.«
    »Aber ich habe immer noch ihre Ohrringe.«
    Mein Magen schien plötzlich in meinem Hals zu sitzen. Was war das für ein Mensch, der vorgab, ein Mörder zu sein?
    »Finden Sie das witzig? Irgendjemanden anzurufen und zu versuchen, ihm Angst zu machen? Verschafft Ihnen das irgendeinen Kick?«
    »Ich versuche nicht, dir Angst zu machen.«
    »Was wollen Sie dann?«
    »Dich kennenlernen.«
    Dieses Mal legte ich auf. Das Telefon klingelte gleich noch einmal. Das Display zeigte eine Vorwahl aus British Columbia, doch ich wusste nicht, von wo genau. Endlich verstummte das Klingeln, nur um prompt wieder loszugehen. Meine Hände zitterten, als ich das Telefon ausstöpselte.
    Ich rannte den Flur runter, weckte Ally auf, sagte ihr, sie solle sich für die Schule fertigmachen, und sprang unter die Dusche. Innerhalb weniger Minuten machte ich ihr ein paar Toastbrote mit Erdnussbutter, während sie Zähne putzte, und als sie aß, klatschte ich ihren Lunch zusammen, ehe ich mit ihr aus dem Haus stürmte.
     
    Als ich das Polizeirevier betrat, saßen zwei ältere Männer in Zivil hinter dem Empfangsschalter. Während ich auf sie zuging, trat eine Polizistin durch die Tür hinter dem Schalter und nahm eine Akte von einem Schreibtisch. Wahrscheinlich war sie indianischer Abstammung, mit hohen Wangenknochen, kaffeefarbener Haut, großen braunen Augen und dickem, glattem, dunklem Haar, das in einem strengen Knoten zurückgebunden war.
    Am Schalter sagte ich: »Ich möchte mit jemandem über ein paar Telefonanrufe reden, die ich erhalten habe.«
    Einer der Männer fragte: »Was für Anrufe?«
    Die Polizistin sagte: »Ich übernehme das.«
    Sie führte mich zu einer Tür mit einem Metallschild mit der Aufschrift »Besprechungszimmer« und winkte mich herein.

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