Never Knowing - Endlose Angst
sagen, ehe wir die Sache nicht überprüft haben, aber seien Sie vorsichtig. Und danke, dass Sie gekommen sind. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, rufen Sie mich an.«
Dann saß ich draußen auf dem Parkplatz in meinem Cherokee und starrte auf die Visitenkarte in meiner Hand. Ich hatte gehofft, die Polizei würde mir erzählen, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte, aber Constable Taylor hatte jede Gelegenheit, mich zu beruhigen, ungenutzt verstreichen lassen. Jetzt hatte ich Angst, dass der Anrufer tatsächlich der Campsite-Killer gewesen war.
Würde die Polizei mit Julia sprechen? Wie lange würde es dauern, bis sie sich mit mir »in Verbindung setzten«? Wie sollte ich noch weitere Tage überstehen, ohne Bescheid zu wissen? Ich dachte daran, was der Mann über Karens Ohrringe gesagt hatte. War das nicht die schnellste Möglichkeit, ihn als Lügner zu entlarven? Doch wenn ich Julia anriefe, würde sie nur auflegen, ehe ich sie irgendetwas fragen könnte.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war erst neun Uhr morgens – Zeit genug, um runter nach Victoria zu fahren und rechtzeitig wieder zurück zu sein, um Ally von der Schule abzuholen.
Es war Freitag und noch nicht einmal Mittag, also ging ich davon aus, dass Julia an der Uni war. Ich wollte direkt zum Campus und verbrachte die ganze Fahrt damit, verschiedene Möglichkeiten durchzuprobieren, wie ich ihr sagen könnte, was los war. Doch zuerst musste ich sie dazu bewegen, überhaupt mit mir zu sprechen. Ich hoffte, dass sie mir nicht einfach die Tür vor der Nase zuknallen konnte, wenn ich an ihrem Arbeitsplatz auftauchte. Doch als ich von einer Telefonzelle aus in ihrem Büro anrief, teilte mir eine Assistentin mit, dass Julia heute nicht unterrichtete und dass sie nicht wüsste, wann sie wiederkäme.
Ich musste also zu ihr nach Hause fahren.
Als ich die Dallas Road entlangfuhr, begann ich an der Brillanz meines Plans zu zweifeln. Ich war verrückt. Julia würde durchdrehen, sobald sie mich sah. Ich sollte die Sache der Polizei überlassen. Trotzdem parkte ich schließlich auf der Straße vor Julias Haus und starrte auf ihre Haustür.
Ich
musste
sie wissen lassen, was los war. Sie war die einzige Person, die von den Ohrringen wusste. Ich hatte ein Recht zu fragen – die Sicherheit meiner Familie hing davon ab.
Ihre
Sicherheit hing davon ab.
Als ich an die Tür klopfte, schaltete mein Herz einen Gang höher, und meine Kehle wurde eng. Sie öffnete nicht, aber ihr Wagen stand in der Auffahrt. Hatte sie mich kommen sehen? Was sollte ich sagen, wenn Katharine zu Hause war? Das war eine ziemlich blöde Idee gewesen. Dann hörte ich Stimmen hinterm Haus.
Als ich um die Ecke bog, sah ich Julia mit einem älteren Mann neben einem Kellerfenster am anderen Ende des Hauses stehen. Der Mann hatte ein Klemmbrett dabei, und Julia deutete auf das Fenster. Ihr Gesicht war bleich und angespannt. Ich blieb stehen und überlegte, ob ich verschwinden sollte. Ich schnappte einen Teil ihrer Unterhaltung auf, irgendetwas über Eisengitter. Jetzt fiel mir der Van einer Sicherheitsfirma ein, den ich auf der Straße gesehen hatte. Der Mann sagte etwas, während er Julias Hand schüttelte, aber sie wirkte abgelenkt. Sie starrte immer noch auf das Fenster, als der Mann mit einem Nicken an mir vorbeiging. Ich wartete, bis er von der Auffahrt herunter war, dann räusperte ich mich. Ihr Kopf schnellte in meine Richtung.
»Hallo, ich muss mit Ihnen …«
»Mir reicht’s. Ich rufe die Polizei.« Steifbeinig ging sie zur hinteren Terrasse.
»Darum bin ich hier –
wegen
der Polizei.«
Das ließ sie innehalten. Sie drehte sich um.
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich habe Anrufe von Zeitungen bekommen und …«
»Was glauben Sie, wie
mein
Leben aussieht?« Ihr gerötetes Gesicht verriet ihren Zorn. »Ich musste den Unterricht für heute absagen, weil die Reporter meine Studenten belästigen und auf dem Parkplatz warten. Meine Nummer zu Hause ist nirgendwo aufgeführt, doch sie werden nicht lange brauchen, um sie herauszufinden. Oder haben Sie die auch schon weitergegeben?«
»Ich habe nie …«
»Versuchen Sie, Geld aus der Sache zu schlagen? Sind Sie deswegen hier?«
In kurzen, abgehackten Schritten begann sie, auf und ab zu gehen, als wollte sie fortlaufen, ohne zu wissen, wohin sie sich wenden sollte.
»Ich habe nichts damit zu tun, dass es rausgekommen ist. Das war das Letzte, was ich wollte. Ich habe es nur einem Privatdetektiv erzählt und meiner
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