Never Knowing - Endlose Angst
in unseren Akten.«
Der Campsite-Killer
ist
mein Vater. Es ist wahr. Ich wartete, dass die Gefühle mich überwältigten, wartete auf Tränen. Doch sie kamen nicht. Es fühlte sich an, als hätte Sandy mir lediglich meine eigene Telefonnummer mitgeteilt. Ich starrte aus dem Fenster auf meinen Kirschbaum. Er stand in voller Blüte.
Sandy redete immer noch. »Wir konnten nicht an jedem Tatort Proben von biologischem Material sichern, aber seit DNA -Tests möglich sind, konnten wir ihm viele Opfer eindeutig zuordnen.«
»Woher wissen Sie, dass er auch für die anderen Morde verantwortlich ist?«
»Der Modus Operandi ist immer der gleiche.«
»Was ist mit anderen Frauen, die vermisst werden?«
In ihrer Stimme schwang gezwungene Geduld mit. »Der Campsite-Killer schlägt nur im Sommer zu, und er versucht nicht, die Leichen zu verstecken, so dass er in anderen Vermisstenfällen nicht zu den Verdächtigen zählt.«
»Aber ist es nicht ungewöhnlich, dass er nur im Sommer Frauen überfällt? Ich weiß, dass es zwischen den Morden zu einer Art Stillhaltephase kommen kann, aber seine sind …«
»Es ist durchaus schon vorgekommen, dass Serienmörder lange Stillhaltephasen haben. Sobald ihre Bedürfnisse befriedigt sind, können sie oft eine Weile ausharren, indem sie das Verbrechen im Geiste immer wieder nacherleben.«
»Und deshalb nehmen sie Andenken mit.«
»Manche, ja. John benutzt wahrscheinlich den Schmuck, um weiterhin eine Verbindung zu dem Opfer herstellen zu können. Aber wir wissen immer noch nicht, was für ihn überhaupt der Auslöser ist oder warum er auf diese ritualisierte Weise tötet. Aus diesem Grund sind Ihre Gespräche mit ihm so ungeheuer wichtig.«
»Ich gebe mir Mühe, Sandy. Ich wusste nicht, dass er die Website gesehen hat.«
»Natürlich, ein vollkommen verständlicher Fehler.«
Ich biss die Zähne zusammen. »Es war kein
Fehler
. Ich will nicht, dass er Einzelheiten über meine Familie und mein Leben erfährt.«
»Wir wollen auf keinen Fall, dass Sie etwas tun, bei dem Sie das Gefühl haben, sich in Gefahr zu begeben.« Aber ich wusste, dass das nicht stimmte. Sie wollte John schnappen – mehr als alles andere. Und es war ihr ein Dorn im Auge, dass sie mich dafür brauchte.
»Er muss Ihnen vertrauen, Sara.«
»Das erwähnten Sie bereits. Mehrmals. Ich muss Schluss machen – ich habe einen vermissten Hund, den ich wiederfinden muss.« Ich legte auf, ehe sie noch etwas sagen konnte.
Aber ich fand Elch nicht. Als Ally von der Schule nach Hause kam, rückte ich endlich mit der Nachricht heraus, dass er weggelaufen war.
»Du hast gelogen! Du hast gesagt, er ist beim Tierarzt!« Dann begann sie, auf meine Beine einzuprügeln und zu schreien: »Warum? Warum? Warum?«, bis sie heiser war. Alles, was ich tun konnte, war, ihren rasenden, zitternden Körper von meinem fernzuhalten, bis sie sich ausgetobt hatte. Am Ende ließ sie sich einfach auf den Boden fallen und weinte. Es brach mir das Herz, als sie jammerte: »Was, wenn er nicht nach Hause kommt, Mommy?« Ich versprach, dass ich alles tun würde, was ich konnte, um ihn wiederzufinden, aber sie war untröstlich und schluchzte in meinen Armen, während ich mühsam meine eigenen Tränen zurückhielt. In dieser Nacht kroch sie in mein Bett, und wir hielten einander fest. Ich lag stundenlang wach und starrte auf die Uhr.
Am nächsten Morgen frühstückten Ally und ich in gedrückter Stimmung. Als sie zum gefühlten hundertsten Mal sagte: »Du
musst
Elch finden, Mommy«, versprach ich es ihr. Doch als der Tag verstrich, verlor ich die Hoffnung. Ich versuchte sogar noch einmal, John anzurufen, probte verschiedene Möglichkeiten, ihn zu fragen, ob er meinen Hund mitgenommen hatte, manche drohend, manche flehend, aber ich erreichte ihn immer noch nicht.
Nachdem ich Ally zur Schule gebracht hatte, wusch ich eine Ladung Wäsche nach der anderen und saugte das Haus von oben bis unten. Der Anblick von Elchs Plüschtier, der Schwanz ganz steif vom getrockneten Sabber, brach mir beinahe das Herz. Normalerweise wusch ich es jede Woche, doch ich brachte es nicht über mich, jede Spur von ihm zu tilgen und setzte es lediglich in seinen Hundekorb.
Ich wollte gerade duschen, als das schnurlose Telefon in der Küche klingelte. In der Hoffnung, jemand riefe wegen Elch an, stürmte ich die Treppe hinunter, aber als ich auf das Display schaute, war es nur Billy.
»Ich habe gute Neuigkeiten für Sie, Sara.«
»Sie haben Elch gefunden!« Mein
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