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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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vielleicht hatte er auch mit so etwas gerechnet, auf jeden Fall drehte er sich blitzschnell um, ließ seinen Helm fallen, fing sie ab und stieß sie mit Wucht zurück.
    Mit rudernden Armen flog Isobel nach hinten. Sie schlug auf dem Betonboden auf und landete auf dem Po. Splitt bohrte sich in ihre Handflächen und ließ sie vor Schmerz zusammenzucken. Sie biss die Zähne fest aufeinander und atmete scharf ein, als ihre aufgeschürften Handflächen anfingen zu brennen.
    Mark starrte zornig auf sie herunter, in seinem Gesicht waren keinerlei Anzeichen von Reue oder Besorgnis zu finden. Er bückte sich, um seinen Helm aufzuheben, und machte sich dann auf den Weg zum Spielfeld.
    »Mark, warte!«, rief Isobel und versuchte, nicht weinerlich zu klingen - aber es tat verdammt weh. Auch wenn sie jetzt nicht mehr befreundet waren, sie waren es gewesen - zumindest bis zu einem gewissen Grad.
    Mühsam stand Isobel auf, lief los und holte Mark ein. Aber sie wahrte einen Sicherheitsabstand, bis sie in Sichtweite der Tribüne waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch eine verpasst bekam, war geringer, wenn die zahlreichen Augen der Eltern und die der Trainer auf sie gerichtet waren. »Hör mir zu. Du verstehst das nicht!«
    Isobels Blick wanderte zwischen Marks Rücken und den Spielern, die sich gerade auf dem Feld versammelten, hin und her. Die Stimme des Stadionsprechers schallte aus den Lautsprechern und kommentierte den Spielstand. Brad ging zusammen mit den anderen Spielern in die Mitte des Spielfelds. Er setzte seinen Helm auf, schnallte ihn fest und legte seine Hände über seine Ohren, als könnte er so die Welt um sich herum aussperren. Er blickte sich nicht um und Isobel wurde klar, dass er die dunkle Gestalten, die ihm auf den Fersen waren, nicht sehen konnte.
    »Mark!« Sie bekam seinen Arm zu fassen.
    »Lass mich los!« Mark riss sich gewaltsam los.
    »Du musst Trainer Logan sagen, dass er Brad aus dem Spiel nehmen soll!«, flehte Isobel. Wieder griff sie nach seinem Arm »Du musst einfach!«
    »Ich habe gesagt, du sollst mich nicht anfassen!«, knurrte er.
    »Denson!«
    Sie blickten beide auf.
    Trainer Logan marschierte auf sie zu, ein kalter Windhauch zerzauste sein dünnes weißes Haar und rötete die finstere Miene seines rissigen Gesichts. »Was soll das?« Er machte eine Handbewegung in Richtung Isobel, so als ob sie ein Haustier wäre, das Mark hinterherlief.
    »Brad hat ihr gesagt, dass sie ihn in Ruhe lassen soll, aber sie geht ihm trotzdem weiter auf die Nerven«, erklärte Mark.
    »Wo ist denn deine Trainerin? Warum belästigst du meine Spieler?«, brummte Trainer Logan und seine Gesichtsfarbe, die inzwischen an ein heißes Bügeleisen erinnerte, wurde von Sekunde zu Sekunde dunkler. »Solltest du nicht eigentlich irgendwo dort drüben sein?« Er deutete auf die Seitenlinie, wo das Cheerleaderteam sich gerade versammelte.
    Na gut, dachte Isobel. Dann würde sie Mark eben umgehen - und sich direkt an die Quelle wenden. »Sie müssen Brad aus dem Spiel nehmen!« Die Worte sprudelten aus ihrem Mund und überschlugen sich förmlich. »Irgendetwas stimmt hier nicht. Sie müssen ihn rausnehmen«, wiederholte sie und zeigte auf das Spielfeld.
    Das Gesicht des Trainers färbte sich lila. Sein Unterkiefer begann zu zittern und gerade, als Isobel anfing sich zu fragen, ob vielleicht einen Herzinfarkt hatte, begann er sie in einem rauen und harten Ton anzuschreien, der sich anhörte wie eine Säge, die ein Stück Stahl durchschneidet. »Sag ich dir vielleicht, wie du deine Cheers aufführen sollst?«
    Isobel musste sich ducken, um der auf sie zufliegenden Spucke auszuweichen.
    »Denson!«, brüllte Trainer Logan. Wutentbrannt machte er kehrt und marschierte polternd zur Seitenlinie zurück. Ohne Isobel auch nur eines weiteren Blicks zu würdigen, folgte Mark ihm.
    Hilflos stand Isobel da, eine frostige Windböe ließ sie vor Kälte erzittern.
    »Tja«, ertönte eine ruhige, knarzige Stimme, begleitet von einem seltsamen Rauschen. »Das lief doch gut.«
    Isobel drehte sich um.
    Pinfeathers lehnte an der Tribünenmauer. Seine gespenstisch dünne Figur verdeckte ein Stück des aufgemalten Falkenkopfemblems. Er hatte die Arme verschränkt und die Hände unter die Ellbogen geklemmt, seine roten Krallen standen auf beiden Seiten wie tödliche Fächer hervor. Ein paar grobe, federartige Haarspitzen hingen über die kantige Lücke in seinem weißen Gesicht. Er lächelte blutrot. »Hallo noch mal …

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