Nevermore
Kabine ging, stand Coach Logan, der zwei Köpfe kleiner war als Brad, mit hochrotem Gesicht da und schimpfte mit ihm wie ein kläffender Hund, der ein Eichhörnchen hoch oben auf einem Baum anbellt.
»Uups. Sieht so aus, als würde es der Trainer jetzt wirklich etwas übertreiben«, meinte Isobels Vater. »Hey, Iz, ich will mich ja nicht einmischen, aber vielleicht solltest du mal zu Brad gehen und mit ihm reden. Rausfinden, was mit ihm los ist.«
»Isobel! Da bist du ja!«
Sie drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Worte kamen, und ihr Blick fiel auf eine in Blau und Gold gekleidete, kleine Pompons im Haar tragende Fremde, die auf der anderen Seite des Zauns auf sie zusprang. Heilige Sch… - es war Gwen.
»Isobel!«, kreischte sie noch einmal und kam hüpfend neben Isobels Vater zum Stehen. Sie warf die Arme über den Kopf und wedelte mit den Ärmeln ihres viel zu riesigen Sweatshirts, nein, korrigierte sich Isobel, als sie das gelbe T bemerkte, mit den Ärmeln von Stevies viel zu riesigem Sweatshirt.
Sie trat einen Schritt zurück und musterte Gwen erstaunt von oben bis unten. Sie hatte ihre Freundin noch nie in einer Hose gesehen, geschweige denn in irgendetwas, was auch nur annähernd nach Schulfarben aussah (besaß Gwen überhaupt eine Hose?). Bei genauerem Hinsehen kam Isobel die Trenton-Trainingshose, die Gwen trug, irgendwie bekannt vor. Sie hatte große Ähnlichkeit mit ihrer eigenen, die sie vorhin in der Umkleidekabine ausgezogen hatte. Und dann waren da noch die langen Zöpfe, die von einem Paar blau-goldener Pompon-Haargummis zusammengehalten wurden, die Isobel ebenfalls verdächtig bekannt vorkamen. Es war nicht schwer zu erraten, wo Gwen die ganze Zeit über gesteckt hatte.
»Oh mein Gott, ist das dein Vater? Hey, Mr Lanley!« Gwen legte ihm ihren dürren Arm um die Schultern.
»Äh, ja«, murmelte Isobel und war sich nicht sicher, was Gwen damit bezweckte. »Dad, das ist Gwen. Sie ist, äh … sie ist …« Geistesgestört, wollte Isobel sagen.
»Ich bin die Maskottchenbegleitung«, antwortete Gwen an ihrer Stelle. Sie grinste breit und zeigte dabei ihre vollkommen geraden Zähne. »Ich spiele Babysitter für das Maskottchen«, erklärte sie.
»Ah«, sagte Isobels Vater. Er drehte sich zur Seite, soweit es Gwens Griff um seine Schultern erlaubte. »Und wo ist dann das Maskottchen?«
»Ach, es läuft hier irgendwo rum und … ist in der Mauser oder so, keine Ahnung. Also, Iz, kommst du jetzt zu meiner Siegesfeier heute Abend? Du hast nicht auf meine Facebook-Einladung geantwortet.«
»Siegesfeier?«, wiederholte Isobels Vater.
Urplötzlich dämmerte Isobel Gwens geniale Idee. »Entschuldige«, sagte sie mit bedrückter Stimme. »Ich hab total vergessen, dir zu antworten. Ich bin in letzter Zeit nicht viel online gewesen, weil ich so mit diesem Englischprojekt beschäftigt war, weißt du? Aber so oder so, Gwen, ich glaube nicht, dass ich kommen kann.«
»Was?« Gwens Enthusiasmus verflog und ihre Miene verfinsterte sich. Um dem Ganzen noch mehr Nachdruck zu verleihen, nahm sie ihren Arm von Isobels Vater und ließ ihn schlaff herunterfallen. »Wieso denn nicht? Hast du das Projekt nicht fertig bekommen?«
Isobel zuckte mit den Schultern. »Doch, ich habe es schon fertig bekommen. Ich meine, dank meines Vaters. Ich weiß nur nicht…« Sie warf ihrem Vater einen herzzerreißenden Blick zu. Es funktioniert, dachte sie, als sie einen Schimmer von Unschlüssigkeit in seinen Augen entdeckte. Nur noch ein kleines bisschen mehr. »Ich weiß nur nicht, ob ich kommen darf.«
»Oohhhh.« Gwen sah zwischen Isobel und ihrem Vater hin und her und tat verständnisvoll.
»Wie kannst du denn eine Siegesfeier veranstalten, wenn deine Mannschaft verliert?«, fragte Isobels Vater.
»Moment mal, wir verlieren?« Gwen reckte den Hals auf der Suche nach der Anzeigetafel.
»Wo soll diese Feier denn stattfinden?«
Isobel ergriff die Gelegenheit beim Schopf. »Oh mein Gott, Dad, echt, darf ich wirklich hingehen?«
»Ja, Dad, echt, darf sie wirklich hingehen?«
»Ich habe nur gefragt, wo sie denn stattfinden wird -«
»Bei mir zu Hause«, sagte Gwen, »eine Pyjamaparty nur für Mädchen. Jungs sind verboten.«
»Werden deine Eltern da sein?«
»Klar, sie bauen gerade die Karaokeanlage auf.« Gwen tat so, als würde sie ein Mikrofon in der Hand halten, und wiegte sich hin und her. »Fame! I’m gonna live forever - jetzt Sie, Mr Lanley.«
Isobels Vater legte die Hand auf Gwens Faust, die sie ihm
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