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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Outfit wirkte an ihr fast genauso lächerlich wie das zu große Trenton-Sweatshirt. Unter anderen Umständen hätte Isobel vermutlich darüber gelacht. Aber jetzt runzelte sie stattdessen die Stirn.
    Varens Brief hatte sie in ihre Sporttasche gesteckt, gleich neben ihre Einladung. Sie wollte nicht, dass Gwen ihn sah. Nach heute Abend, nachdem sie gesehen hatte, wozu die Nocs fähig waren, war ihr klar, dass sie auf jeden Fall das Versprechen halten musste, das sie sich selbst gegeben hatte: Gwen davor zu schützen, zu viel zu wissen.
    »Was ist passiert?« Gwen blickte Isobel mit zusammengekniffenen Augen an. »Wir haben einen Krankenwagen wegfahren sehen. Ist jemand verletzt?«
    »Brad«, antwortete Isobel. Es gab keinen Grund, es geheim zu halten. »Er hat sich das Bein gebrochen«, erklärte sie und versuchte, nicht an den Knochen zu denken, der aus den blutigen Hautfetzen herausgestanden hatte.
    Gwen verzog schmerzerfüllt das Gesicht. »Autsch. Ist alles in Ordnung mit ihm?«
    Isobel nickte. Sie ging an den beiden vorbei, öffnete die hintere Tür des Cadillacs und warf ihre Sporttasche hinein.
    »Und alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja«, sagte Isobel. »Fahren wir los.«
    Gwen schien nachzudenken. Sie wippte vor und zurück, so als ob sie nicht wüsste, in welche Richtung sie gehen oder was sie sagen sollte. Schließlich meinte sie: »Isobel, das ist Mikey. Mikey, Isobel.«
    Nach dieser kurzen Vorstellung umrundete Gwen das Heck des Autos. Sie öffnete den Kofferraum und wühlte darin herum.
    Mikey vertrieb sich die Zeit damit, Isobel anzustarren. Sie starrte zurück und ihre Abneigung ihm gegenüber wuchs mit jeder Sekunde. Schließlich zwinkerte er ihr zu und kletterte auf den Fahrersitz.
    Na toll. Er fuhr also? Isobel verzog das Gesicht, sagte aber nichts. Sie wollte keine Zeit mit Streiten vergeuden. Sie glitt auf die Rückbank und nahm hinter dem Beifahrersitz Platz.
    Mikey drehte sich um und lächelte sie träge an. Sein Gesicht war kantig und spitz und jedes Ohr wurde von einer Reihe silberner Stecker gesäumt. »Hey«, sagte er.
    »Hey«, erwiderte Isobel und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Irgendetwas an diesem Kerl löste Schleimer-Alarm bei ihr aus, und zwar volle Kanne.
    »Rutsch rüber.« Gwen tauchte mit einer langen weißen Schachtel unter dem Arm neben ihr auf. Sie stupste Isobel an, bugsierte sich ins Auto und legte Isobel die Pappbox auf den Schoß.
    »Was ist das denn?«, wollte Isobel wissen. »Und warum sitzt du nicht vorne?«
    »Das«, Gwen klopfte auf die Schachtel, »ist dein Kostüm. Es ist Halloween, schon vergessen?«
    Mikey kurbelte das Fenster auf der Fahrerseite herunter, streckte den Kopf hinaus und heulte laut und lang gezogen den Mond an. Gwen griff nach vorne, bekam den Ausschnitt seines Kapuzenshirts zu fassen und zog ihn wieder rein. Mikey lachte und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Der Cadillac heulte auf.
    Isobel blickte hinunter auf die Box. Das Letzte, was sie wollte, war, Zeit wegen eines blöden Kostüms zu vertrödeln. Konnte Gwen denn nicht verstehen - auch wenn sie nicht alle Einzelheiten kannte -, dass sie Varen finden musste? Dass ihn zu finden der einzige Grund war, warum sie überhaupt auf diese Party ging?
    »Mach es auf«, sagte Gwen. »Du weißt hoffentlich, dass du das was du anhast, da nicht tragen kannst. Sie würden dich killen.«
    »Cheerleaderfleisch!«, knurrte Mikey, als er aufs Gaspedal trat.
    Der Cadillac machte einen Satz nach vorne und schleuderte seine Insassen nach hinten. Das Radio sprang mit einem Knacken an und hüpfte dann von Sender zu Sender. Laute Musik dröhnte aus den Lautsprechern, gefolgt von schnellem, zerrissenem Gesang. Isobel krallte sich in ihrem Sitz fest, als das Auto sich in einem wahnsinnigen Tempo vom Stadion entfernte. Als sie auf die Hauptstraße abbogen, streifte die hintere Stoßstange den Bordstein. Wütend starrte Isobel auf Mikeys Hinterkopf und seine albernen Haare, die aussahen wie die einer Zeichentrickfigur, neben der gerade eine Bombe explodiert war.
    Ungeduldig entfernte Gwen den Deckel von der Pappschachtel, unter dem mehrere Lagen Spitze zum Vorschein kamen.
    Isobel riss die Augen weit auf.
    »Was ist?«, fragte Gwen.
    »Gwen, ich kann doch nicht in diesem Teil rumlaufen!«
    »Und warum zum Teufel nicht?«
    »Es ist pink.«
    »Na und?«
    »Äh … hallo … hast du denn nicht Carrie von Stephen King gesehen?«
    »Das wäre doch mal ein Statement!« Gwen drapierte das Kleid über ihren Schoß und

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