Nevermore
Cheerleaderin.«
Kein Zurück
So langsam begann Isobel, eine richtige Wut auf Reynolds zu entwickeln. Das hier wäre der absolut günstigste Moment, um sein blödes verhülltes Gesicht zu zeigen. Er konnte so verdammt lahm sein.
»Ruf sie zurück«, forderte sie Pinfeathers, die Hände zu Fäusten geballt, auf.
»Wenn du mich lieb fragst.« Er grinste und legte den Kopf schief, so als ob sie irgendetwas an sich hatte, was er putzig fand.
»Mach endlich.«
»Bekomme ich denn nicht einmal ein Bitte?«
»Was willst du denn von ihm?«, rief sie. »Brad hat damit nichts zu tun!«
Seine Miene verfinsterte sich und sein Lächeln verschwand. »Wirklich nicht?«
Isobels Blick richtete sich blitzschnell auf das Spielfeld. Augenblicklich wurde ihr klar, was Pinfeathers die ganze Zeit im Schilde geführt hatte: Er hatte versucht, sie hinzuhalten - mit Erfolg. Isobel fluchte leise und rannte los. Sie lief, so schnell sie konnte, zu der Absperrung, die sie vom Spielfeld trennte.
Pinfeathers erschien neben ihr, seine Gestalt materialisierte sich aus einem violetten Rauchwirbel. »Ich habe eine Nachricht für dich.«
»Und ich für dich: Verschwinde!«, fuhr sie ihn an und machte mit der Hand eine Geste, die bedeuten sollte, dass sein Geschwätz sie nicht interessierte. Als sie die Absperrung erreichte, hielt sie sich am oberen Rand fest und wollte darübersteigen. Konnte sie wirklich, ganz alleine, das Spiel aufhalten? Oder würden sie sie einfach plattmachen? Cheerleaderpizza aus ihr machen?
»Willst du denn nicht mal wissen, von wem sie ist?«, fragte Pinfeathers. Sein Körper zersplitterte, glitt mühelos durch das Metallgitter und setzte sich auf der anderen Seite wieder zusammen. Er hob zwei seiner krallenartigen Finger, dazwischen ein zusammengefaltetes Stück Papier.
Isobel hielt inne, das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die Umrisse violetter Zeilen auf dem Papier erkannte, die wie dunkle Adern durch blasse Haut hindurchschienen. Sie schnappte sich den Zettel - er fühlte sich echt an.
Pinfeathers lächelte unschuldig. So als ob die Tatsache, dass sie die Nachricht entgegengenommen hatte, ihn irgendwie von seiner Pflicht entband, begannen sich die Kanten seines porzellanartigen Gesichts zu verändern. Seine Gestalt löste sich langsam auf und verlor sich in den dichten violetten Rauchwirbeln, aus denen auch die übrigen Nocs aufgetaucht waren. Isobel glaubte, die Konturen schwarzer Federn zu erkennen. Sein Gesicht verwandelte sich zu einem gefährlichen schwarzen Schnabel. Er krächzte sie heiser an, schlug mit den Flügeln und schraubte sich in Spiralen in den Himmel.
Sie folgte ihm so lange mit den Augen, bis ein anderes fliegendes Objekt ihre Aufmerksamkeit weckte. Der Ball. Er beschrieb einen weiten Bogen durch die Luft und drehte sich zu dem freien Fänger, der mit gebeugten Knien und geöffneten Armen bereitstand. Die Nummer einundzwanzig fing den Ball. Brad presste ihn fest an sich und startete einen Sturmlauf zum entgegengesetzten Ende des Spielfelds. Seine Teamkameraden hielten den Raum vor ihm frei und deckten ihn. Brad flitzte durch die Lücke - und vier dunkle Gestalten huschten neben ihm her Sie grinsten wie Piranhas, während sie grazil jeder seiner Bewegungen folgten. Es sah fast so aus, als würden sie tanzen. Plötzlich bedrängten sie Brad und steuerten ihn mit voller Wucht gegen einen entgegenkommenden Spieler. Der Ball fiel zu Boden, Brad folgte ihm und verschwand einen Augenblick lang in einer wirren Mischung aus Blau, Gold, Grün, Weiß - und Schwarz.
Es ging alles so schnell, schneller als ein Wimpernschlag. Trotz der lauten Rufe von der Tribüne und dem Rasseln und Ächzen der kämpfenden Spieler konnte Isobel das scharfe, gnadenlose Knacken heraushören.
Ein schockiertes Keuchen kam von der Tribüne. Isobel konnte ihre Hände nicht daran hindern, zu ihrem Mund zu fliegen und ihn zu verdecken - entsetzt.
Brad lag regungslos auf dem Rasen, sein Bein stand in einem unnatürlichen Winkel vom Körper ab. Die Nocs fauchten triumphierend und verschwanden in violetten Rauchfahnen.
Von irgendwo ertönte die Trillerpfeife eines Schiedsrichters.
Isobel sprang über die Absperrung und hielt dabei den Zettel in ihrer Hand so fest, als befürchtete sie, dass er sich in Luft auf-lösen könnte. Irgendjemand versuchte, sie aufzuhalten, doch sie wich aus und rannte über das Spielfeld zu Brad, der von seinen Mitspielern und Gegnern umrundet auf dem Boden lag. Sie bahnte sich
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