Nevermore
Freund treffen kannst.«
Isobel erstarrte.
Sie wusste zwar, dass er sie nur aufzog, doch die Worte gingen ihr dennoch unter die Haut. Er würde es nicht auf sich beruhen lassen. Sie fühlte sich wie ein Drachen, der zurück auf den Boden sank, nachdem ihn eine Windböe in die Luft getragen hatte.
Isobel runzelte die Stirn und schob Brad von sich. Er lehnte sich zurück und blickte sie an.
»Ich hab es dir doch gesagt, so war das nicht.«
Er sah sie weiter an, ließ sich dann zurück in seinen Sitz fallen und starrte durch die beschlagene Windschutzscheibe. »Ach, und warum macht es dir dann immer noch so viel aus?«
»Tut es nicht. Ich meine … Ich wollte nur …«Isobel konnte es einfach nicht glauben. Noch vor zwei Sekunden war zwischen ihnen alles in Ordnung gewesen. Sie streckte die Hand nach ihm aus.
Er schüttelte sie ab. »Wachst du vielleicht mal auf, Isobel? Wie er dich immer anstarrt, so als ob er es gar nicht erwarten könnte, dich flachzulegen!«
»Brad! Oh mein Gott!«
»Du kapierst es einfach nicht, Iz. Er ist ein total abgedrehter Spinner. Ein Mädchen wie du? Du kannst nicht mal mit einem Kerl wie dem reden, ohne dass er denkt, er hätte im Lotto gewonnen!«
Isobel überlegte, ob sie ihm sagen sollte, dass Varen die Frage, ob sie sein Typ war oder nicht, bereits geklärt hatte. Aber vermutlich war das keine so gute Idee. Es könnte Brad in seinen Hulk-Modus (mit wulstigem Nacken, irren Augen und allem Drum und Dran) versetzen.
»Ich mache das Projekt nicht mehr mit ihm, okay?«, sagte sie schnell und schob sich die Haare hinter die Ohren.
»Du wirst mir verzeihen können, dass mich das nicht gerade tieftraurig macht.«
Er schaltete die Lüftung an. »Schnall dich an.«
Isobel drehte sich zur Seite, griff nach dem Gurt und zog ihn sich über den Schoß. Auf das Klicken der Schnalle hin drückte Brad mit dem Fuß das Gaspedal durch. Isobel versteifte sich in ihrem Sitz. Die Hinterreifen wirbelten Kies auf, als Brad den Mustang Richtung Straße lenkte.
Maelström
Es war wirklich seltsam.
Nachdem sie den Rest des Abends nicht mit Brad gesprochen hatte, kam Isobel am nächsten Morgen zur Schule und fand ihn wartend vor ihrem Spind. Mithilfe einer Tüte Hershey’s Kisses versöhnten sie sich. Noch einmal.
Es sah so aus, als würden die Dinge wieder ihren normalen Lauf nehmen, zumindest solange niemand den »Zahnarzt«-Vorfall oder das Wort mit V erwähnte. Der Rest der Woche schien ohne weitere Super-GAUs vorüberzugehen, sie aßen wieder alle zusammen zu Mittag und beklagten sich über die schrecklichen Tacos und die verkochten Hamburger. Sogar Nikki hatte wieder Vertrauen zu Isobel gefasst und am Donnerstag bei ihr angerufen, um sich ihren goldenen Nagellack auszuleihen, und sich dann darüber ausgelassen, ob oder ob sie nicht mit Mark Schluss machen und sich den süßen Typen aus dem Chemieunterricht angeln sollte.
Zwischen Isobel und Brad lief es auch wieder besser. Es sah so aus, als hätte er einfach nur Zeit gebraucht, um sich wieder abzuregen. Natürlich hatte Isobel noch immer keine Ahnung, wie sie an eine gute Note in Swansons Kurs kommen sollte, aber wenn sie am Montag mit ihm sprach und ihm erklärte, dass sich Varens Stundenplan zu sehr mit ihrem eigenen überschnitt, würde er ihr vielleicht ein eigenes Projekt geben oder sie bei einer der deren Gruppen mitarbeiten lassen. Und wenn sie ihm erzählte, dass sie versucht hatten, sich zu treffen, dass es aber nicht funktionierte, dann war das ja sogar die Wahrheit, zumindest weitgehend. Und auf diese Weise war keiner von ihnen schuld.
Es war besser so. Es war besser für sie beide, wenn sie sich einfach voneinander fernhielten. Und jedes Mal, wenn sie sich dabei ertappte, dass sie an Varen dachte, daran, wie er versucht hatte, sie zu warnen, indem er ihr diesen Zettel zugesteckt hatte, daran, wie seine Stimme am Telefon klang oder wie konzentriert er an jenem Tag ausgesehen hatte, schob sie diese Gedanken beiseite und versuchte, an etwas anderes zu denken - egal an was. Er hatte lediglich ihre Neugier geweckt. Das war alles. Nur das und sonst nichts.
Aber sie musste zugeben, dass sie etwas verblüfft war, was ihre Freunde anging. Sie wollte ja nicht meckern, aber es war doch etwas seltsam, dass einfach alles vergeben und vergessen war, solange es nur nie wieder erwähnt wurde. Von Nikki hatte sie so etwas erwartet, doch sogar Alyssa war momentan supernett zu ihr. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie alle
Weitere Kostenlose Bücher