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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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begann.
    Sie schob seine Hand beiseite und stellte die restlichen Ziffern selbst ein, während sie sich vornahm, später die Kombination zu ändern.
    Die Tür klemmte und bevor sie ihn daran hindern konnte, hatte Brad der unteren linken Ecke auch schon einen schnellen, harten Tritt versetzt. Die Tür sprang auf.
    »Du sollst abhauen, habe ich gesagt!«, knurrte sie.
    Zuerst nahm sie ihren Ordner heraus, den sie über das Wochenende in ihrem Spind gelassen hatte, und beschloss, heute Abend ihre Matheaufgaben zu machen, da sie ja ohnehin keine Freunde mehr hatte, mit denen sie Weggehen konnte. Als Nächstes griff sie nach ihrer Strickjacke, musste aber feststellen, dass sie nicht mehr an dem kleinen Haken hing. Sie war verschwunden. Isobel blinzelte, drehte sich um und sah, dass ihre Jacke an Brads Fingerspitze baumelte.
    »Hör auf!« Sie riss die Strickjacke an sich und zog sie an, wobei sie ihren Ordner von einem Arm zum anderen balancierte. Er stand nur da, hatte die Hände in seine Jackentaschen gesteckt und sah ihr zu.
    Wütend knallte sie ihren Spind zu, warf sich ihre Sporttasche über die Schulter und marschierte in Richtung Ausgang.
    »Nur damit ich dich richtig verstehe«, rief Brad ihr nach, »du willst also nicht nach Hause gefahren werden?«
    »Nein.«
    Isobel schob die Tür mit der Hüfte auf. Ein Schwall kühler, feuchter Luft schlug ihr ins Gesicht und zerzauste ihr das Haar, als sie nach draußen schlüpfte und sich auf die Betonstufen stellte.
    Die Bäume im Hof warfen ihre Äste peitschend umher, ihre rot und gelb verfärbten Blätter leuchteten wie Warnschilder. Ein paar vertrocknete Artgenossen hüpften die leere Busspur entlang, so als suchten sie Unterschlupf. Der graue und schwer herabhängende Himmel gab ein dumpfes Grollen von sich.
    Sie konnte ihre Mutter anrufen, aber montags ging sie immer zum Yoga. Natürlich konnte sie auch ihren Vater anrufen. Er war sicher schon zu Hause, aber dann würde sie einen Schwall von Fragen rund um das Thema Brad ertragen müssen. Denn normalerweise fuhr er sie immer nach Hause.
    Isobel warf Brad einen Blick zu. Er stand auf dem Parkplatz, zwinkerte ihr zu und klimperte mit den Autoschlüsseln.
     
    Isobel mochte es, wenn Brad sich frisch rasiert hatte: Sein Gesicht war dann so weich und doch nicht vollkommen glatt. Irgendwie rau, was sich gut unter ihren Fingerspitzen und an ihrer Wange anfühlte, während sie sich küssten, ein Gefühl wie sehr feines Schmirgelpapier. Sie atmete ihn ein, als sein Mund nach ihrem suchte, und genoss den Duft seines Rasierwassers, das nach kräftiger Eleganz und Moschus roch.
    Draußen donnerte es.
    Wasserdampf überzog die Fenster von Brads Mustang. Leichter Regen trommelte gegen das Glas, während aus dem Radio sanfter Pop drang.
    Auf dem Weg zu Isobel nach Hause war Brad rechts rangefahren, auf einen der freien Kiesplätze vor dem Cherokee Park. Er hatte gesagt, dass er reden wollte, doch bisher hatten sie mehr rumgeknutscht als miteinander gesprochen. Doch für Isobel war das okay. Sie wollte, dass die Dinge wieder ihren normalen Lauf nahmen. Und wenn das bedeutete, das Ganze einfach zu vergessen und so zu tun, als wäre nie etwas passiert, dann sollte ihr das nur recht sein.
    Sie spürte, wie Brads Hände zu ihren Schultern glitten, sich zwischen ihre Jacke und ihr T-Shirt gruben und die Strickjacke sanft abstreiften. Isobel bewegte ihre Schultern, um ihm dabei zu helfen. Trotz des Temperaturabfalls draußen war es im Auto warm geworden.
    »Mmm, Brad?«, murmelte sie an seinem Mund.
    Er antwortete mit einem Grummeln, zog ihr die Strickjacke ganz aus und warf sie auf den Rücksitz. Die Ledersitze quietschten, als er sich näher zu ihr lehnte und seine Hände nach unten wanderten.
    »Mmh … wie spät ist es?«, fragte sie, nahm seine Hand und führte sie zu ihrer Taille.
    Er machte ein »Weiß nicht«-Geräusch und ließ seine Hand wieder nach oben wandern.
    »Brad!« Isobel wand sich in seinem Griff und versuchte, bestimmt zu klingen, musste aber über seine Beharrlichkeit lachen.
    Er grinste, während er sie küsste, und kniff sie leicht in die Seite, was sie zusammenzucken ließ. »Brad, ich muss nach Hause!«, sagte sie kichernd. »Es ist wahrscheinlich schon sieben, ganz sicher.«
    »Das hast du dir nur ausgedacht«, flüsterte er mit rauchiger sanfter Stimme.
    Sie schloss die Augen, presste die Lippen fest zusammen und kämpfte gegen die Versuchung an.
    »… versuchst doch nur wegzukommen, damit du deinen neuen

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