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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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genug zu drücken.
    Isobel machte sich bereit für die Hebefigur.
    Sie wurde hochgehoben und der Boden entfernte sich. Sie streckte sich nach oben wie der Stiel einer Blume, die nach der Sonne strebt, während ihre Wurzeln fest im Boden verankert sind.
    Die Trainerin zählte laut mit: »Vier, fünf.« Bei fünf senkten sie sie kurz. »Sechs!«
    Sie warfen sie in die Luft. Ja !
    Isobel drehte sich einmal, zweimal … Ihre Welt wurde zu einem sich drehenden Kaleidoskop aus verschwommenen Gesichtern, aus Blau und Gold und hellen weißen Lichtern. Noch eine superschnelle halbe Drehung und schon spürte sie, wie sie wieder aufgefangen wurde. Mit ihren Armen formte sie ein V. Dann klammerte sie sich mit einem Arm um Nikkis Schultern, den anderen hatte sie um Alyssa geschlungen, wurde langsam abgesenkt und auf dem Boden abgesetzt.
    »Das war gut, Iz«, sagte die Trainerin und klang etwas entspannter. Dann wandte sie sich den anderen zu. »Weiter so! Nicht nachlassen!« Allgemeines Ächzen ertönte. »Okay. Diesmal mit Musik.«
    Isobel zog ihre hochgerutschten Trainingsshorts zurecht und nahm ihre Position ein, während Trainerin Anne noch mit dem CD-Player kämpfte. Ihre krausen Grizzlybärhaare wippten bei jedem Schritt und ihre Schuhe quietschten auf dem Boden der Turnhalle.
    Nikki nahm ihren Platz ein, direkt hinter Isobel, die geradezu fühlen konnte, wie sich Nikkis Augen in ihren Hinterkopf bohrten.
    Als die pochende Musik einsetzte und der richtige Takt kam, drehte Isobel sich und stand nun Nikki gegenüber, deren sonst so fröhliche blaue Augen eisig funkelten.
    »Warum hast du gelogen?«, fauchte sie.
    Na ja, dachte Isobel, wenigstens sprachen sie wieder miteinander.
    Der Rhythmus der Musik hämmerte dumpf, wurde immer lauter und ihre Arme streckten sich hoch, während ihre Fersen auf den Boden stampften.
    »Weil du immer gleich losrennst und alles ausposaunst!«
    »Nicht, wenn es etwas Wichtiges ist!«
    »Klar, und du bist natürlich diejenige, die entscheidet, wann etwas wichtig ist und wann nicht!«
    Es war nicht möglich, sich weiter zu unterhalten. Die Musik wurde schneller und auf jeden Grundschlag kamen ein Kick, eine Drehung oder ein Überschlag. Außerdem gefielen der Trainerin groß angelegte Formationswechsel, sodass sie sich ständig umgruppieren mussten, auseinandergingen, sich in alle Richtungen verstreuten und wieder eine neue Aufstellung einnahmen.
    Als Isobels großer Überschlag an der Reihe war, standen die Stützen für sie bereit.
    Vier, fünf, hoch ! Zwei schnelle Drehungen zu dem »Woo-hoo!« des Sängers - doch mitten in ihrer zweiten Umdrehung sah Isobel, für den Bruchteil einer Sekunde, etwas in den Trainingsspiegeln. Eine dunkle Gestalt. Da stand jemand in der Tür zur Sporthalle. Sie konnte nur einen Umriss erkennen, doch wer auch immer es war, er trug etwas, das aussah wie ein schwarzer Hut und … ein Umhang?
    Arme fingen sie auf und stellten sie wieder auf die Füße - mit dem Gesicht zur Turnhallentür. Doch da war niemand.
    Isobel schielte zu den Spiegeln und war so sehr auf das Spiegelbild der leeren, offenen Hallentür konzentriert, dass sie vergaß, ihre Position für die nächste Aufstellung einzunehmen. Prompt wurde sie von Stephanie Dorbon umgepflügt. Sie schlug hart auf dem Boden auf und der Bluterguss von letzter Woche machte sich mit einem Feuerwerk aus Schmerzen wieder bemerkbar. Isobel zog scharf die Luft ein.
    Ringsum kam die ganze Choreografie quietschend zum Still, stand. Die Musik brach ab.
    »Was, zum Teufel noch mal, ist passiert?«, rief die Trainerin als sie sich, mit roten Flecken im Gesicht, einen Weg durch die Menge bahnte.
    Isobel saß immer noch auf dem Boden, Stephanie stand direkt neben ihr und schlang die Arme schützend um sich.
    »Ich bin gestürzt«, sagte Isobel, um Steph zu erlösen. Sie rappelte sich, vom Gemurre des Teams begleitet, auf und ließ dabei ihr dahinschwindendes letztes bisschen Würde röchelnd am Boden zurück. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und warf einen kurzen Blick zur Turnhallentür.
    Da war nichts. Sie hätte schwören können …
    »Also, Leute!«, rief die Trainerin. »Was wir hier machen, ist gefährlich. Kurz gesagt: Ihr müsst aufpassen! Ich will keine gebrochenen Knochen, blutigen Nasen oder heulenden Eltern, okay? Also gut. Wir proben das morgen noch einmal. Geht nach Hause.« Mit einer Handbewegung entließ sie sie.
    Als Alyssa an Isobel vorbeiging, beugte sie sich zu ihr und murmelte: »Ganz toll, du Klotz am

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