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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Bein.«
    Isobel verkniff sich einen Kommentar. Sie latschte zur Zuschauertribüne, um ihre Tasche zu holen, zerrte sie zwischen zwei Bänken hervor und hatte gute Lust, sie einfach auf die Straße zu werfen und zuzusehen, wie sie von einem Sattelschlepper plattgemacht wurde.
    »Isobel«, sagte die Trainerin und näherte sich ihr von hinten, »du bleibst noch hier. Wir müssen uns unterhalten.« Sie eilte an ihr vorbei und wickelte das Kabel um den CD-Player, während die Jungen die Trainingsspiegel zusammenklappten und wegräumten.
    Isobel schloss die Augen und ließ sie volle drei Sekunden lang zu. Konnte dieser Tag, konnte dieses Jahr überhaupt noch schlimmer werden?
    Sie stellte ihre Sporttasche ab, ließ sich auf die Tribüne fallen und sah dem Rest des Teams zu, wie sie einer nach dem anderen die Halle verließen. Nikki warf nur einen einzigen kurzen Blick zurück, bevor sie hinter Alyssa her nach draußen eilte. Isobel stützte ihr Kinn auf die Hände und sah konzentriert auf ihre Turnschuhe mit den blauen und gelben Streifen.
    Sie verspürte mehr Wut als Trauer. Nachdem sie bereits beim Mittagessen geheult hatte, hatte sie es satt, traurig zu sein und es andere Leute merken zu lassen. Es war einfacher, wütend zu sein.
    »Was ist los, junge Dame? Es wird Zeit, dass wir mal miteinander reden«, sagte die Trainerin und setzte sich neben Isobel auf die Zuschauertribüne. Holz und Eisen ächzten unter ihrem Gewicht.
    »Ich war nur abgelenkt«, murmelte Isobel. Sie blickte zur Tür der Turnhalle, die nach wie vor verwaist dalag. Dann sah sie wieder hinunter auf ihre Hände und kratzte Schmutz unter ihren Fingernägeln heraus, der gar nicht da war. Vielleicht war sie ja auch gerade dabei, vollkommen den Verstand zu verlieren.
    »Okay«, sagte die Trainerin. Sie schob den Daumen durch das gelbe Kordelband um ihren Hals und spielte mit der Pfeife, die daran hing. »Was auch immer dich heute abgelenkt hat, kann es vielleicht dasselbe gewesen sein, was dich letzten Freitag abgelenkt hat? Das sind jetzt schon zwei Stürze in zwei Wochen.« Sie hielt zwei Finger hoch, als würde Isobel diese Veranschaulichung als Gedächtnisstütze brauchen. »Das ist sehr ungewöhnlich für dich.«
    »Ich weiß. Es … es ist nichts«, beharrte Isobel weiterhin. habe nur …« Sie verstummte. Sie hatte nur was ? Etwas gesehen das gar nicht da war? Sicher, das würde auch ganz und gar nicht mit einem Anruf bei ihren Eltern enden.
    »Nun«, sagte die Trainerin und beendete damit das sich ausdehnende Schweigen, »ich habe gehört, dass du heute beim Mittagessen etwas traurig warst. Hat es vielleicht damit etwas zu tun?«
    Isobel konnte fühlen, wie ihre Wangen feuerrot und heiß wurden. Wusste denn wirklich jeder von dem Vorfall beim Mittagessen?
    »Hör zu, Isobel«, fuhr die Trainerin fort. Sie beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Niemand zwingt dich, es mir zu erzählen. Ich versuche nur, meinen besten Flyer zu halten. Das ist alles.«
    Isobel nickte in Richtung Boden. Sie wusste diese Ermutigung zu schätzen. Es war ein schönes Gefühl, Anerkennung zu bekommen, aber sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Sie konnte sagen, dass sie sich mehr anstrengen würde. Sie konnte irgendetwas sagen. Aber ihrer Trainerin waren Taten schon immer lieber gewesen als Worte. Sie würde es beim nächsten Mal einfach besser machen müssen. Sie würde den ganzen Mist einfach beiseiteschieben, für eine Weile alles andere vergessen und sich richtig konzentrieren.
    »Hey.« Die Trainerin gab ihr einen Stups.
    Isobel hob den Kopf - und erstarrte. Brad stand in der Turnhallentür. Er hatte sich seine Footballjacke über die Schulter geworfen und sein dichtes, lockiges Haar war noch nass vom Duschen.
    Als die Trainerin aufstand, wackelte die Tribüne und gab einen knarzenden Seufzer von sich. »Ich lass dich mal lieber gehen. Da ist jemand der dich sehen möchte.«
     
    »Verschwinde.«
    Isobel zwang sich, geradeaus zu blicken und Brad nicht anzusehen, während sie mit ihm sprach. Er war ihr den ganzen Weg von der Turnhalle bis zu ihrem Spind gefolgt, mit diesem großspurigen Grinsen im Gesicht, das seine Grübchen sichtbar werden ließ.
    Und diese Grübchen plus die Art, wie ihm sein nasses Haar ins Gesicht fiel? So was von süß!
    Isobel drehte sich von ihm weg und versuchte mit aller Kraft, sich an ihre Spindkombination zu erinnern, ließ es aber sein, als er seinen Arm ausstreckte und an den Zahlenrädchen zu drehen

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