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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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den Park verfolgte, das passte einfach nicht zu ihm.
    Er war viel zu direkt für so was. Ganz zu schweigen davon dass er auch viel zu stolz war.
    Nein, auch wenn er dort gewesen war, auch wenn er ihr nachspioniert hatte, er würde sie niemals so erschrecken. Und wenn er ihr gefolgt wäre, dann hätte er sie niemals alleine durch den Park gehen lassen, Trennung hin oder her. Das war eine ziemlich dumme Idee gewesen - so viel war Isobel jetzt klar. Und Brad kritisierte immer, dass sie solche dummen, impulsiven Dinge tat.
    Isobel biss sich auf die Lippe. Ihre Hand schloss sich fester um ihr Handy, als sie gegen den plötzlichen Drang ankämpfte, Brads Nummer zu wählen. Sie wollte ihn anrufen, wollte ihm erzählen, was passiert war.
    Aber sie wusste, was er sagen würde. Zuerst würde er sich geschmeichelt fühlen, weil sie ihn angerufen und schon nach einem Tag klein beigegeben hatte. Dann würde er jede Menge vernünftig klingender Fragen stellen. Und schließlich würde er sagen, dass es Varen gewesen war, und ihr eine »Hab ich es dir doch gesagt«-Rede halten. Und dann … was dann? Dann würde er noch mehr von den Dingen tun, zu denen, er anscheinend fähig war.
    Bei dem Gedanken machte Isobel ein finsteres Gesicht. Die Erinnerung daran, wie Brad Varen herumgeschubst hatte, ließ sie zusammenzucken. Er hatte sich benommen wie jemand, der eine Mingvase zerbrach, einfach nur um zu beweisen, dass er dazu imstande war.
    Auf der anderen Seite, dachte sie - was war mit Varen? Hatte er sich vielleicht an ihre Fersen geheftet, nachdem sie den Buchladen verlassen hatte? Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen. Doch warum sollte er das tun? Um ihr einen Streich zu spielen? Um ihr irgendetwas Morbides zu beweisen? Sie hatte dort oben definitiv Stimmen gehört, nachdem sie zurückgegangen war, um das Buch zu holen. Hatte er das etwa geplant? Als Rache dafür was in der Eisdiele passiert war? Bei all dem düsteren Kram, manchmal von sich gab - Isobel wusste nicht, ob sie ihm so etwas Zutrauen würde.
    Plötzlich glaubte sie, über das Surren ihres Föhns hinweg ein leises Klopfen an ihrer Tür zu hören.
    Sie schaltete den Föhn aus, nahm ihr feuchtes Haar in eine Hand und sagte: »Herein.«
    Die Tür blieb zu.
    »Mom? Dad?«
    Keine Antwort.
    Sie legte ihr Handy beiseite, ließ den Föhn auf ihrem Bett liegen und ging zur Zimmertür. Sie streckte den Kopf in den Flur und hörte den Fernsehlärm von unten, das entfernte Toben einer Menschenmenge über dem euphorischen »Los, los, los!« ihres Vaters. Das Licht im Badezimmer war aus und der Geruch des Kirschblütenduschgels, das sie benutzt hatte, lag noch immer in der Luft. Dannys Tür am Ende des Flurs stand halb offen und blauweiße Lichtblitze drangen heraus, von denen jeder von dem schmerzvollen Aufschrei eines Zombies begleitet wurde. Sonst war da nichts.
    Verwirrt schloss Isobel ihre Zimmertür wieder, ging zu ihrer Kommode, zog die oberste Schublade auf und durchwühlte sie auf der Suche nach ihrer schwarz-pinken Lieblingspyjamahose und dem dazu passenden T-Shirt.
    Sie warf ihren Bademantel auf den Boden, um sich anzuziehen, zögerte jedoch, nachdem sie das T-Shirt über den Kopf gezogen hatte. Sie glaubte, das Klopfen erneut gehört zu haben, diesmal hinter ihr.
    Isobel sah auf. Sie starrte an ihrem Spiegelbild im Kommodenspiegel vorbei und heftete ihren Blick auf das Fenster.
    Sie wartete - und da war das Geräusch wieder. Ein leises, sanftes Klopfen. Dieses Mal wurde es begleitet von einem leisen Schlurfen, das sich anhörte wie das Kratzen eines rauen Stoffes auf Holz.
    Sie fuhr herum, starrte durch das Fenster und lauschte angestrengt.
    Das Rascheln kam wieder, diesmal lauter. Hinter dem Spitzenstoff ihrer Vorhänge bewegte sich etwas.
    Ihr Herz schlug schneller.
    Für einen Moment dachte sie daran, nach ihrem Vater zu rufen.
    Dann schien sich das kratzende Schlurfen zu verändern. Es hörte gar nicht mehr auf und Isobel glaubte, ein Stück schwarzen Stoffs zu erkennen, wie die Schulterpartie von einem Hemd - jemand griff nach ihrem Fenster.
    Mit einer schnellen Bewegung streckte Isobel die Hand aus und griff nach ihrem Number-One-Flyer-Pokal, den sie im ersten Highschooljahr gewonnen hatte. Er hinterließ ein blank poliertes Quadrat in der Staubschicht. Sie umklammerte die vergoldete Cheerleaderfigur und schwang den harten Granitsockel drohend wie einen Baseballschläger.
    Jeder ihrer Schritte verlor sich im Teppich, als sie auf das Fenster zuging.
    Ein lang

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