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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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mich beschuldigt.« Sein Tonfall war herablassend. »Und warum solltest du mich auch sonst anrufen? Doch wohl hoffentlich nicht, um eine Runde zu quatschen.«
    Okay, die ganze Sache hier war wie auf einem Highspeedboot den Bach runtergegangen.
    »Weißt du«, hackte er weiter und versprühte mit jeder Sekunde mehr Gift, »die Welt dreht sich nicht nur um dich, auch wenn dir das immer alle weismachen wollen.«
    »Hör mal«, knurrte sie, »ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut! Du musst dich jetzt nicht wie ein Arsch verhalten deswegen.«
    »Ich sage dir nur, was sich sonst niemand traut.«
    »Ach ja?« Isobel wurde lauter. Wenn er schwere Geschütze auffahren wollte, dann sollte er das ruhig tun, sie hatte ihre eigenen Waffen. Immer her damit. »Warum fasst du dir nicht mal an deine eigene Nase?«, fauchte sie. »Ich meine, was schreit denn mehr nach Aufmerksamkeit, als wie der Sensenmann persönlich rumzulaufen und gruselige, gequälte Nachrichten in ein Buch zu kritzeln?«
    »Oh bitte.« Sie hörte ihn über ein dünnes Telefonknistern hinweg höhnisch lachen - vermutlich benutzte er ein schnurloses Telefon. Ob er überhaupt ein Handy besaß? »Ich muss mich dir gegenüber wohl am allerwenigsten rechtfertigen. Abgesehen von der Tatsache, dass du es sowieso nicht verstehen würdest, du -«
    »Hey«, unterbrach sie ihn. Sie hatte genug von seinem herablassenden Ich-hab-mehr-drauf-als-du-Mist. Wenn hier jemand rumlief und sich für total überlegen hielt, dann doch wohl er. »Nur weil ich die Sonne nicht meide wie die Pest, gerne blond bin und eine Cheerleaderuniform trage, heißt das noch lange nicht, dass ich dumm bin. Ich habe so die Schnauze voll davon.«
    »Nur weil ich Schwarz trage und Tagebuch schreibe, heißt das noch lange nicht, dass ich die Schule in die Luft jagen will oder hirnlose Cheerleader terrorisiere.«
    »Du bist so was von gemein.«
    »Als ob dir das was ausmachen würde.«
    »Und was, wenn es das doch tut?« Überrascht hielt Isobel sich ihre freie Hand vor den Mund. Sie konnte fühlen, wie ihre Wangen heiß wurden. Woher war das denn gekommen, bitte schön?
    »Das tut es nicht«, versicherte Varen ihr. »Das Einzige, was dich kümmert, ist dein flauschig pinkes Ego.«
    »Das stimmt nicht«, erwiderte Isobel, ließ sich auf ihr Bett fallen und warf einen, missbilligenden Blick auf den Saum ihres flauschigen pinken Bademantels. Sie schloss die Augen und bohrte ihre Fingerkuppen in die Stirn. Ab wann war es denn schiefgelaufen? Auf dem Dachboden war doch noch alles in Ordnung gewesen zwischen ihnen, oder nicht? Und was war mit der Eisdiele? Zählte das denn gar nicht? »Ich wusste einfach nicht, wie ich es dir sonst erzählen sollte, das ist alles«, fügte sie hinzu.
    »Mir was erzählen?«
    »Das mit dem Park.« Sie seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das feuchte Haar. »Vergiss es einfach. Es tut mir leid, okay? Ich habe nicht wirklich geglaubt, dass du es gewesen bist. Ich wollte nur einfach nicht, dass du denkst, ich bin verrückt oder so was.«
    »Indem du mir erzählst, dass dich jemand durch den Park verfolgt hat und dass ich zugeben soll, dass ich es war? Verrückt? Nein. Größenwahnsinnig? Gut möglich.«
    »Ich dachte einfach, dass das vielleicht deine Auffassung von einem Scherz ist oder so. Ich konnte schließlich nicht sehen, wer es war.« Ihre Stimme wurde leiser und klang nun energielos. Ihre Entschlossenheit war inzwischen eingegangen wie eine vertrocknende Pflanze.
    »So verführerisch das auch klingt«, sagte er, »aber nachdem du gegangen bist, war ich noch eine Stunde im Buchladen. Im Übrigen sollte ich dir vielleicht auch sagen, dass ich meinen unsichtbar machenden Tarnumhang letzte Woche verpfändet habe. Vielleicht fragst du mal in dem Geschäft nach, ob ihn jemand gekauft hat.«
    »Ich musste«, erklärte sie leise, »ich musste es einfach irgendwem erzählen.«
    Es wurde wieder still in der Leitung. Sie hörte ein Knistern, so als würde Varen sich bewegen. Seine Stimme klang tiefer, als er sagte: »Bist du dir ganz sicher, dass du es dir nicht nur eingebildet hast? Ich meine, du hast Poe gelesen, bevor du gegangen bist?«
    Dachte er denn, sie ginge noch in den Kindergarten? »Ich kenne den Unterschied zwischen einer Geschichte und der Realität. Außerdem habe ich Stimmen gehört und das Tor hat hinter mir gerasselt, als ich aus dem Park draußen war.«
    »Und abgesehen von der naheliegenden Möglichkeit, dass ich es war, fällt dir sonst niemand ein?« Sein

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