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Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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Abtaster meldete den Beginn eines Torpedo-Countdowns.
    Der Zanzibar flog Smugglerboy ins Schußfeld, duschte fu n kensprühend in einem bläulichen Laserstrahl und flog farbve r fremdet weiter.
    Smugglerboys Finger schmerzten. Sehnenscheid in jedem einzelnen Gelenk.
    Der Zanzibar drehte höhnisch ab, setzte zu einem neuen Angriff an.
    Der Countdown sog jeden Herzschlag in seinen Rhythmus. Dann endlich passierte es: die Bugwände des Everest gaben nach. Majestätische Implo- und Explosionen grassierten durch den fliegenden, waffenstarrenden Dom. Der Everest brach auseinander wie ein kalbender Eisberg auf einem Farbnegativ. Suicider war plötzlich verschwunden. Smugglerboy manövrie r te rückwärts, um nicht von den auseinanderdriftenden Trü m mern des gigantischen Debris -Schlachtschiffs den letzten fatalen Kollisionsschaden zu erhalten. Der Zanzibar tauchte wieder auf, flog unbeeindruckt einen weiteren Angriff auf den schwitzenden Smugglerboy. Dann jedoch explodierte auch der Zanzibar. Durch seine farbenprächtige Detonation hindurch jagte Suiciders Grieg. Suicider war beim Auseinanderbrechen des E ve rest zwischen dessen glühende Trümmer getaucht, hatte sich dadurch von den Bildschirmen des Zanzibar gelöscht und diesen dann von hinten erledigt, als der Zanzibar sich gerade dem Smugglerboy zugewandt hatte.
    Die Gegner waren aufgerieben.
    Die Satelliten hatten die Seiten gewechselt und waren vor dem Zornesausbruch ihrer Vorbesitzer geschützt worden.
    Die Mission war ein voller Erfolg.
    Die Bildschirme zeigten die übliche Heim-zum-Mutterschiff-Sequenz sowie einen lobenden Fließtext, ein sauberes Mission-Rating mit dem Verdienst etlicher Zukauf- und Aufrüst-Punkte und eine Gelegenheit, den Missionsfortschritt auf externem Datenspeicher zu sichern, was Suicider auf einer Minidisk erledigte. Viel konnte jetzt nicht mehr kommen. Zwei oder drei Missionen noch, dann war das ConFour-Arcade- Package im Sack und Confrontation V konnte von Anfang an mit hochg e rüsteteren Schiffen bestritten werden.
     
    Suicider und Smugglerboy schlüpften aus ihren engen Kabinen und drückten sich draußen erstmal lachend die überkreuzten Hände. Um sie herum tobte das Lichter - und Klangcrescendo der nachmitternächtlichen Rollberg-Arcade. Centipede hatte vorm Automaten auf die beiden gewartet, jetzt sprang sie vom Sitz eines festmontierten Hydrobikes herunter und wuselte um die beiden herum. Centipede war klein für ihr Alter, sie war vierzehn, konnte aber mühelos als zwölf oder elf durchgehen. Sie hatte eine hohe Stirn und eine merkwürdige Frisur, die aussah, als würden ihre Haare in allen möglichen Richtungen von ihrem Kopf wegstreben. Einige sagten, daß Centipede einen Knacks hatte, irgendwie geistig zurückgeblieben war oder so, aber das war Unsinn. Manchmal hatte sie Ausfälle und zog sich in einen fötalen Hospitalismus zurück, aber das war nur ein- oder zweimal im Monat und für niemanden gefährlich. Centipede war der Sidekick von Suicider und Smugglerboy, sie war die kleine Schwester, nicht bluts-, sondern seelenverwandt, und sie sah zu den beiden sechzehnjährigen Jungs auf, als w ä ren sie genauso phantastisch und irreal und unsterblich wie die Helden aus ihren gemeinsamen Spielen.
    »Solltest du nicht schon langst im Bett sein, Centi?« fragte Smugglerboy und armdrückte sie lachend. »Deine Ma wird wieder voll abheulen.«
    »Meine Ma hat Besseres vor als mich. Warum seid ihr so umständlich? Jeder kann im Netz nachlesen, daß die Mission viel einfacher zu spielen ist, als ihr das gemacht habt.«
    »Jeder kann im Netz nachlesen, wie man spielt«, knurrte Suicider. »Aber nicht jeder kann spielen.«
    »Wieso, was empfehlen denn die Playerguides?«
    »Na, zuerst die beiden Satelliten umdrehen und dort in der Nähe bleiben, schauen, ob noch was kommt. Dann den Everest orten, die Satelliten auf ihn einjustieren und ihm dann gemei n sam entgegenfliegen. So bleibt man immer zusammen und kriegt das Satellitenfeuer so früh wie möglich zur Unterstü t zung.«
    »Na und? Hat doch auch so prima geklappt. Die Satelliten haben gefeuert, sobald der Boß in Reichweite war, früher geht ’ s eh nicht.«
    »Genau«, bestätigte Suicider. »Ich hab einfach den Everest früher bemerkt als die Guides. Wahrscheinlich wissen die bis heute nicht, daß man ihn überhaupt vor der Ortung optisch wahrnehmen kann. Das ist wie immer. Die falschen Leute haben die guten Jobs.«
    »Komm, wir bringen dich nach Hause, Centi. Die Gegend hier

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