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Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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Geld, um sich eine Aufnahme einfach zu erkaufen, noch bislang die erforderlichen Trophäen und G e winnerdokumente, die einem Virt den Antragsparcours ebn e ten. Ein Kumpel von ihnen hatte ihnen zwei Charaktere d e signt, die sich beide wie Zwillinge ähnelten und sich nur in ihren Kleidungsfarben rot und blau unterschieden, zwei roma n tische Degenfechter mit Umhang, Schal und Hut, die eine Fusion waren aus den legendären Rakuen -Teilnehmern Cyril Brecard DeVlame und Avalon Jaynes mit den Gesichtszügen des Stummfilmschauspielers Ivor Novello, den sie in Alfred Hitchcocks The Lodger gesehen und für cool befunden hatten. Aber sie hatten für diese Helden noch keine Namen, noch keine Verhaltenskonzepte und vor allem noch keine Kampfl i zenzen. Ein Sieg in einem Stray-Freighter- Turnier und ein anschließendes Gespräch und Brainstorming mit Rêve konnte ihnen Konzepte, Lizenzen und vielleicht auch Namen bringen. Deshalb war morgen der Tag. Natürlich wußte Centipede das, und natürlich hatte sie sich angestrengt und es auch geschafft, Suicider und Smugglerboy anzumelden, und natürlich quenge l te sie nur deshalb, weil sie noch keinen Busen hatte und noch kein Virt von ihr träumte. Sie selbst träumte von einem tiefen und hohen Wald, als sie sich in ihrem Bett zusammenrollte, gekuschelt an den großen orangefarbenen Jahrmarktsb ä ren, den Smugglerboy ihr mal mit einer Lightgun geschossen hatte.
     
    Der Tag vor dem Turnier durfte nicht einfach vertrödelt we r den. Stray Freighter zu trainieren hatte keinen Sinn, da die Missionsparameter, das Gegnerverhalten und sogar die Ausrü s tung und Konstitution der Spielerfiguren in einem Editor eigens für jedes Turnier neu entworfen wurden und somit vor allem Improvisationstalent gefragt war.
    Sie trafen sich deshalb zu viert – Vierter im Bunde war ein stets in einem zerlumpten Ronin-Outfit herumlaufender We d dinger, der sich Daigoro nannte – gegen Mittag im Moabeat und probierten einen neuen Link-Shooter namens Goner aus. Viele Jugendliche in ihrem Alter hingen zu dieser Tageszeit dort herum, Schule war seit Einführung der Schulgebühren bei den Abkömmlingen sozial schwächerer Familien mächtig aus der Mode gekommen. Außerdem: Wer brauchte schon eine klassische Für-den-Arsch-Bildung, wenn er es als Virt im wahrsten Sinne des Wortes spielend zu Ansehen und Anwesen bringen konnte?
    Goner bot ihnen das für dieses Genre typische 3D-Terrain mit versteckten oder verschlossenen Waffen und Upgrades, sowie ein paar verschachtelte Innenräume voller Gimmicks. Jeder der vier spielte einen hartgesottenen futuristischen Freibeuter, der sich von einer anderen Himmelsrichtung aus auf die sogenan n te innere Kammer zubewegte und dabei erstens die Aufgabe hatte, soviel Artillerie und Ammo wie möglich unterwegs aufzuspüren und aufzunehmen, und zweitens Gegenspielern dann damit die Lichter auszublasen. Centipede regte sich jedesmal furchtbar auf, wenn sie von einem Schuß getroffen wurde, und machte jedesmal die »Scheiß-Steuerung« oder die »verfuckt langsamen Movements« dafür verantwortlich. Smugglerboy dagegen spielte ruhig und präzise und sammelte mehr, als daß er attackierte. Nach ein paar Minuten war Cent i pede ausgeschieden und schmollte ein paar Meter entfernt vor sich hin, aber Suicider, Smugglerboy und Daigoro lieferten sich ein dermaßen packendes Dreier-Duell, daß sich bald eine Zuschauertraube um sie bildete und der VJ des Moabeat ihr Gefecht auf einen der großen Hallenscreens legte, damit noch mehr Interessierte das Geschehen verfolgen konnten.
    Smugglerboy gelang es schließlich, bis zur inneren Kammer vorzudringen und dort einen Killer-Androiden freizusetzen, der ihm assistierte. Mit seinen beiden Unterarm-Gatling-Guns strich der Droide erstmal mit Daigoros Figur die Wände neu. Daigoro bedankte sich nach einer höflichen Verbeugung für die erteilte Lektion und verließ dann stolz und aufrecht das Moa b eat, um sich zuhause im Hobbykeller seines Vaters drei Stu n den lang auf eine Bambusstange zu knien. Suicider jedoch ließ sich nicht so leicht unterkriegen. Er lockte den Droiden in eine Kuppel, schaltete dort die Schwerkraft aus, hielt sich selbst gut fest und erledigte den ziemlich hilflos von seinen eigenen Schußrückstößen herumgewirbelten Plastiksoldaten mit einer praktischen Schnellfeuer-Bazooka.
    Es war wie immer mit ihnen. Die Nebendarsteller waren rausgekürzt. Interessierte sich sowieso keiner richtig für. Jetzt hieß es wieder

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