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Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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ist übel genug.«
    »Hältst du mich für soft?«
    »Du bist Adamantium, Baby. Aber die Psychos sind hier einfach in der Überzahl.«
    Tatsächlich war die Rollberg-RobotZone so ziemlich das düsterste Viertel, in dem Berliner Virts überhaupt abhängen konnten. Früher war das hier schon ein Brennpunkt gewesen, aber nachdem in den nuller Jahren ein Sozialhilfeempfänger dem Druck nicht mehr standgehalten hatte und sich durch eine Erschießungsorgie an einundzwanzig Mitbewohnern Erleicht e rung verschafft hatte, wollte hier niemand mehr leben. Einun d zwanzig ungehaltene Geister trieben hier ihr Unwesen, raunte man. Virts jedoch glaubten nicht an Gespenster. Virts glaubten an überhaupt nichts außer an das große kosmische Wechse l spiel von Nullen und Einsen. Also hatte ein geschäftstüchtiger Spandauer sich das dunkle Herz Neuköllns angeeignet, es mit Neon, Argon und Flüssigkristall ausgekleidet und zu einer Heimstätte aller bodenlosen Liga-Anwärter gemacht. Hier wurden Drogen verschoben und mit strengstgeheimen Cheat-Codes gedealt. Hier konntest du Sex kaufen mit komplettamp u tierten Weißrussinnen und mit extra für diesen Zweck gezüc h teten rhodesischen Ridgeback-Hunden. Hier konnten diejen i gen, deren Geschicklichkeit nicht ausreichte, um die erforderl i chen Punktsummen zusammenzubringen, sich mit ersatzbefri e digenden echten Waffen ausstatten. Hier gab es Hi-Tech und Lo-Tech aus dem Im- und Export über und unter dem Lade n tisch für Geld, Kredite, Gefälligkeiten oder im Tausch gegen etwas anderes. Hier spielten die metall-implantierten Pseudo-Cyborgs sich blutige Streiche mit Elektromagneten, und hier streiften die Separatisten-Gangs umher, deren mit eigenwill i gen Wappenflaggen geschmücktes Ziel es war, daß »Colin« wieder eine eigenständige Stadt wurde, so wie das vor rund siebenhundert Jahren der Fall gewesen war.
    »Was haben wir morgen vor?« fragte Smugglerboy, als die drei sich zwischen ausrangierten Automaten und V- League -Sparringsringen einen Weg bahnten. Centipede verwaltete sozusagen den Terminkalender der beiden und hatte den Überblick über so ziemlich alles, was in Stadt und Umland abging.
    »Heute abend ist Kampfnacht im Bloodpool. Gothjob wird da sein und einen Typen namens Execution Blue atomisieren. Ich hab drei Karten besorgt, wir gehen hin.«
    »Du bist Gold. Aber was ist mit morgen? Hast du uns reing e kriegt?«
    »Warum sollte ich mich anstrengen? Ihr wollt doch nur wieder Rêve ansabbern. Warum sollte ich mich dafür ins Zeug legen?«
    »Weil Rêve uns nach oben bringen kann. Uns alle drei, Baby.«
    »Das einzige, was Rêve nach oben bringt, sind eure kleinen Schwänzchen. Die kümmert sich doch einen Scheißdreck um ein paar Berliner Anwärter.«
    »Nicht, wenn wir gut abschneiden. Nicht, wenn wir wirklich gut abschneiden.«
    Rêve hatte sich ihren Virt -Namen gut gewählt, sie war tatsäc h lich der feuchte Traum aller männlichen und auch ein paar weiblicher Möchtegern-Ligisten. Einmal im Jahr tauchte sie in Berlin auf und spielte Stray Freighter, ein mittlerweile schon klassisches Weltraumspektakel, in dem Teams von jeweils zwei Space-Marines den Auftrag erfüllen mußten, ein herrenlos im Raum treibendes Frachtraumschiff von der Alien-Brut zu säubern, die sich dort mittlerweile eingenistet hatte. Stray Freighter wurde im Cooperation Mode gespielt , und Rêve spielte mit den zwanzig Virts zusammen eine Runde, die in einem vorher veranstalteten Turnier am besten abgeschnitten hatten.
    Letztes Jahr waren Suicider und Smugglerboy auch schon dabei gewesen und hatten sich in einem Bewerberfeld von 120 Teams immerhin bis unter die besten fünfzehn vorgekämpft. Seitdem hatten sie trainiert wie verrückt und ihre Fähigkeiten in fast jederlei Hinsicht ausgebaut. Dieses Jahr konnten sie sich Hoffnungen auf eine Qualifikation machen, auf ein Spiel mit der betörend schönen Rêve persönlich, und morgen war der Tag dafür.
    Allerdings hatte Rêve noch mehr zu bieten als den perfektest modellierten Busen Nordeuropas. Sie war eine V-Leagueistin aus der zweiten Liga, und sie war bekannt dafür, über ausg e zeichnete Kontakte zu verfügen. Als Liga-Anwärter mit ihr in Berührung zu kommen und ihr zu gefallen, bedeutete, die zur Aufnahme in den Anthill der Drittliga erforderlichen Papiere schon so gut wie in der Tasche zu haben.
    Genau das war nämlich Suiciders und Smugglerboys vordrin g lichstes Problem. Sie wollten beide in die Liga, hatten aber weder das nötige

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