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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Himmel, so auf Erden›. Verstehst du?»
    Vielleicht hatte ich es damals noch nicht verstanden, aber ich glaubte, es jetzt zu verstehen. Wenn die heiligen Stätten wirklich nach dem Muster der Sternbilder angeordnet waren, konnte man sich sogar vorstellen, wie mit der Zeit diese himmlische Landkarte die Landkarte der Erde geworden war – was wiederum die Geographie hier unten mit der archetypischen Bedeutung der Sternbilder über uns verbinden würde: Totems und Altäre und Götter.
    Zum ersten Mal hatte ich tatsächlich das Gefühl, daß Kette und Schuß zu einem Muster verknüpft waren.
    Wolfgang rief mich rechtzeitig genug über das Haustelefon an, so daß wir beim Frühstück noch Zeit für ein kurzes Gespräch hatten, bevor wir uns um neun Uhr mit den russischen Kollegen trafen. Er saß mit dem Rücken zur Wand am Ende eines langen Tisches in dem Speisesaal, wo ich nur ein paar Stunden zuvor mit Volga gesprochen hatte.
    Ich ging an russischen Geschäftsleuten in schlecht sitzenden schwarzen Anzügen vorbei, die Ellbogen an Ellbogen ihren Haferbrei löffelten und schwarzen Kaffee tranken. Als mich Wolfgang kommen sah, legte er seine Serviette beiseite, stand auf, um mir einen Stuhl zurechtzurücken, und schenkte mir Kaffee ein. Aber als er sprach, klang er eisig.
    «Ich weiß nicht, ob du unsere Lage hier in der Sowjetunion ganz verstehst», sagte er. «Es ist äußerst selten, daß Westler zu einer offenen Diskussion eines so heiklen Themas eingeladen werden, und ich habe dich darauf hingewiesen, daß wir beobachtet werden. Was zum Teufel hast du dir gedacht, dich heimlich in der Nacht mit jemand in diesem Hotel zu treffen? Wer war das?»
    «Ich war genauso überrascht, als er hier auftauchte. Ich war schon im Bett», beteuerte ich. «Es war Volga, der Diener meines Onkels. Laf hat sich Sorgen gemacht, weil ich ihn in Wien nicht einmal angerufen habe.»
    «Sein Diener?» sagte Wolfgang ungläubig. «Aber man hat mir gesagt, ihr seid stundenlang zusammengewesen – fast bis zum Morgen! Hat er denn so viel zu sagen gehabt?»
    Ich wußte nicht so recht, wieviel ich Wolfgang von meiner nächtlichen Unterhaltung sagen wollte. Außerdem gefiel mir sein Ton nicht. Mir reichte es, daß ich eine Woche lang kaum geschlafen und gestern den ganzen Tag nichts zu essen bekommen hatte. Da brauchte ich nicht auch noch die spanische Inquisition zum Frühstück. Als dann eine Frau mit einer Terrine und einem Brotkorb an unseren Tisch kam, füllte ich meinen Teller mit Haferbrei und stopfte mir statt zu antworten ein Stück Brot in den Mund. Nachdem ich etwas Warmes im Magen hatte, ging es mir besser.
    «Wolfgang, es tut mir leid, aber du weißt, wie mein Onkel Lafcadio über dich denkt», erklärte ich. «Er war wirklich besorgt. Als er nichts von mir gehört hat, rief er sogar in der Firma in Idaho an, um herauszufinden, was aus mir geworden ist.»
    «Er hat in deinem Büro angerufen?» sagte Wolfgang. «Aber mit wem hat er gesprochen?»
    «Mit meinem Hausherrn, Olivier Maxfield», sagte ich. «Anscheinend wollte Laf etwas mit mir besprechen. Er hat es zuerst in Sun Valley versucht, dann in Wien, aber wir sind nie dazu gekommen. Deshalb hat er Volga geschickt.»
    «Was wollte Laf mit dir besprechen?» fragte Wolfgang ruhig, während er seinen Kaffee trank.
    «Familienangelegenheiten», sagte ich. «Lauter privates Zeug.»
    Ich blickte auf meinen Haferbrei, auf dem sich eine Haut bildete. Aber ich hatte gestern gelernt, daß man nie wissen konnte, wann man wieder etwas zu essen bekommen würde, und so zwang ich mich, noch einen Löffel voll zu essen, und spülte ihn mit dem bitteren Kaffee hinunter. Ich wußte nicht genau, wie ich sagen sollte, was ich unbedingt sagen mußte, deshalb platzte ich einfach damit heraus:
    «Wolfgang, wenn wir wieder in Wien sind, möchte ich, daß wir nicht direkt nach Idaho zurückfliegen, sondern – nur für einen Tag – einen Abstecher machen.» Ich hielt inne, als er mich ansah. «Ich möchte, daß du für mich ein Treffen mit meiner Tante Zoe arrangierst – in Paris.»

    Nach dem Frühstück wurden Wolfgang und ich vor der reizenden Strafkolonie, die wir jetzt unser Zuhause nannten, von einem Kombiwagen abgeholt, der wie ein Panzer mit Fenstern aussah. Neben dem Fahrer begrüßte uns eine neue Intourist-Begleiterin, damit wir auch ganz bestimmt dahin gelangten, wo wir hin sollten. Um mein Gedächtnis aufzufrischen, holte ich meine Unterlagen von der IAEA hervor und sah mir unseren Tagesplan

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