Neville, Katherine - Der magische Zirkel
gegenüber Angaben von Wolfgang «K» Hauser vorsichtig sein sollte. Das war unangenehm genug; aber Oliviers Telegramm war schlimmer. Es lautete:
Pod flog mit dem nächsten Flugzeug nach Eurer Abreise nach Wien. Er ist noch dort. Vielleicht hast Du bei unserem Lotteriespiel mehr verloren als ich. Jason geht es gut. Er läßt dich grüßen. Grüße auch von meinem Boß Theron. Alles Liebe, Olivier.
Das war ein Schlag! Die einzige gute Nachricht lieferte mein Kater. Daß sich mein Boß, der Pod, in Wien aufhielt, war entschieden keine gute Nachricht. Im Gegenteil, sie beschwor etwas herauf, das mir schon die ganze vergangene Woche in Rußland im Kopf herumspukte. Sams Warnung schien dies nur zu bestätigen.
Wolfgang hatte die Wahrheit gesagt, als er zugab, daß ich Pater Virgilio schon früher gesehen hatte, bevor wir ihn in Melk trafen, nämlich in dem Restaurant, wo er mich als Aushilfskellner verkleidet den ganzen Nachmittag mit Dacian Bassarides im Auge behalten hatte. Dies erklärte möglicherweise, warum er mir tags darauf bekannt vorkam – aber trotzdem nicht so bekannt. Dann erinnerte ich mich an Wolfgangs ausweichende Antworten auf meine Fragen nach dem mysteriösen Hausmeister Hans Klaus, der mal so und mal so hieß. Und hier entdeckte ich die Lüge.
Wie erleichtert mußte er gewesen sein, als ich glaubte, es sei Pater Virgilio gewesen, den ich an jenem Abend im Weinberg erkannt hatte. Aber jetzt wußte ich, daß die Gestalt, die ich im Mondlicht gesehen hatte, nicht Virgilio war, sondern jemand, dem ich oft durch die Gänge der Firma in Idaho gefolgt war – eine drahtige Gestalt mit dem flinken Schritt eines trainierten Boxers und Vietnamveteranen. Ich wußte ohne den Schatten eines Zweifels, daß der Mann, den Wolfgang so heimlich im Weinberg oberhalb von Krems getroffen hatte, niemand anderer war als mein Chef, Pastor Owen Dart.
Eine ganze Flut von Fragen stürzte auf mich ein. Was konnte eine solche Verbindung bedeuten? Zunächst einmal konnte ich nicht übersehen, daß es Dart war, der mich direkt vom College weg in die Firma geholt und mir dann unmittelbar nach meiner Rückkehr von Sams Beerdigung diesen Auftrag zusammen mit Wolfgang übertragen hatte. Im nachhinein und angesichts von allem anderen schien dies mehr zu sein als nur ein ungewöhnliches Timing.
Dann war es wieder Dart, der angeblich mit der Washington Post über meine Erbschaft gesprochen hatte und der Olivier zur Post schickte, um mein Paket abzuholen. Es war auch Pastor Dart, der mich von Wolfgang durch zwei US-Staaten bis nach Jackson Hole verfolgen ließ und sogar eine Kontroverse mit dem Bundessicherheitsdienst riskierte, um sicherzugehen, daß ich mit Wolfgang nach Wien fliegen würde. Was sonst konnte es bedeuten, wenn der Pod selbst das nächste Flugzeug nach Wien genommen hatte? Darüber hinaus schien sein heimliches Treffen mit Wolfgang in jener Nacht, kurz nachdem wir die Manuskripte versteckt hatten, in Verbindung mit Oliviers Nachricht, daß der Pod noch dort, also in Wien war, offensichtlich etwas zu implizieren – doch es gab verdammt wenig, was ich heute nacht dagegen unternehmen konnte.
Als wir an Bord unseres Flugzeugs nach Paris gingen, formte sich etwas Entschlossenes und Kaltes in mir. Ich versuchte, mir die Enttäuschung über Wolfgangs Verschlagenheit nicht anmerken zu lassen, bis ich dem ganzen Lügenmorast auf den Grund gekommen war. Aber es gab noch etwas Wichtigeres, an das ich gar nicht denken mochte. Ich hatte schreckliche Angst zu erfahren, was der letzte Teil von Oliviers Nachricht bedeutete, denn er konnte sich als das Gefährlichste von allem erweisen.
Denn der Mann, der in San Francisco anstelle meines Cousins Sam getötet worden war, hieß Theron wie Oliviers «Boß». Er hieß Theron Vane.
SCHÜLER:
Lama, über den Großen Stein gibt es viele Legenden… Viele Völker erinnern sich seit der Druidenzeit an die Legenden von den natürlichen Kräften, die in diesem fremden Besucher unseres Planeten verborgen sind.
LAMA:
Lapis Exilis… der Stein, der bei den alten Meistersingern erwähnt wird. Man sieht, daß West und Ost nach vielen Regeln zusammenarbeiten. Wir brauchen nicht zu den Wüsten zu gehen, um von dem Stein zu hören… Auf alles wird im Kalachakra hingewiesen, aber nur wenige haben es verstanden.
Die Lehre vom Kalachakra, von der Nutzung der Primärenergie, wurde die Lehre vom Feuer genannt. Die Hindu wissen – auch wenn es eine uralte Lehre ist –, daß der große Agni die
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