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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht anrufen – aus Wien oder Lenigrad? Wo bist du denn jetzt?»
    «Ich bin hier in Wien am Flughafen», sagte ich. «Aber ich fliege gleich weiter nach Paris – »
    «Nach Paris? Gavroche, ich mache mir die größten Sorgen um dich», sagte Laf, und er klang wirklich besorgt. «Warum willst du nach Paris? Nur wegen der Sache, die dir Volga gesagt hat? Hast du schon mit deiner Mutter darüber gesprochen?»
    «Jersey hat es fünfundzwanzig Jahre nicht für nötig befunden, mir etwas zu sagen», erwiderte ich. «Aber wenn du es für wichtig hältst, werde ich sie selbstverständlich informieren.»
    «Du mußt mir ihr sprechen, bevor du mit jemand anderem in Paris sprichst», sagte Laf. «Wie willst du sonst wissen, was du glauben sollst?»
    «Nachdem ich nichts und niemandem mehr glaube», sagte ich sarkastisch, «spielt es doch keine Rolle, ob ich mir in Idaho, Wien, Leningrad oder Paris etwas vormache.»
    «Es spielt sehr wohl eine Rolle», sagte Laf nun ärgerlich. «Gavroche, ich versuche nur, mich um dich und auch um deine Mutter zu kümmern. Sie hatte gute Gründe, nicht früher über diese Dinge zu sprechen. Es war wirklich zu deinem Schutz. Aber jetzt, nachdem Earnest und dein Cousin Sam tot sind…» Laf stockte, als wäre ihm eben etwas eingefallen. «Mit wem warst du denn in Melk, Gavroche? Mit Wolfgang Hauser?» fragte er dann. «Hast du zufällig während deines Aufenthalts in Wien noch jemand getroffen – außer deinen Berufskollegen, meine ich?»
    Ich wußte nicht, wieviel ich Laf gegenüber preisgeben sollte, noch dazu über ein öffentliches Telefon. Aber ich hatte die Geheimnistuerei so satt – besonders die innerhalb meiner Familie –, daß ich beschloß, damit Schluß zu machen.
    «Wolfgang und ich verbrachten einen Vormittag in Melk mit einem Mann namens Pater Virgilio», sagte ich, und als daraufhin nichts als Schweigen folgte, fügte ich hinzu: «Am Nachmittag zuvor habe ich mit einem gutaussehenden Teufel zu Mittag gegessen, der behauptete, mein Großvater zu sein –»
    «Das genügt, Gavroche», sagte Laf in einem Ton, den ich überhaupt nicht an ihm kannte. «Ich kenne diesen Virgilio Santorini. Er ist ein sehr gefährlicher Mann, was du vielleicht noch selbst entdecken wirst, wenn du lange genug am Leben bleibst. Und was diesen Großvater angeht, so hoffe ich nur, daß er als Freund zu dir gekommen ist. Du darfst jetzt nichts mehr sagen – wir können das nicht hier am Telefon besprechen, denn du hast so viele dumme und schwere Fehler gemacht, seit wir uns in Idaho verabschiedet haben, daß ich nicht weiß, was ich tun soll. Aber obwohl du bis jetzt nichts gehalten hast, was du mir versprochen hast, mußt du mir eines schwören: daß du erst deine Mutter anrufst, bevor du dich mit der bewußten Person in Paris triffst. Es ist von größter Wichtigkeit, egal was du sonst zu tun oder zu lassen gedenkst.»
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich gebe zu, ich war zerknirscht. Ich hatte Laf noch nie so aufgebracht erlebt. Aber dann wurde unser Flug aufgerufen.
    «Es tut mir leid, Laf», flüsterte ich vor dem Hintergrund der Lautsprecherdurchsage. «Ich rufe Jersey an, sobald wir in Paris gelandet sind. Ich schwöre es.»
    Es blieb still in der Leitung, während unser Flug noch einmal auf französisch und dann auf englisch aufgerufen wurde. Wolfgang steckte den Kopf aus der Glastür des Warteraums und bedeutete mir ungeduldig, Schluß zu machen – aber im selben Moment drang eine andere Stimme an mein Ohr. Es war Bambi.
    «Fräulein Behn», sagte sie, «Ihr Onkel ist so unglücklich wegen des Gesprächs mit Ihnen, daß er möglicherweise vergißt, was er Ihnen noch sagen wollte. Aus Wolfgangs Büro wurde eine Nachricht zu uns herübergeschickt. Und dann haben wir ein Telegramm von Ihrem Kollegen, Herrn Maxfield. Er hat mehrmals angerufen. Er sagte, Sie hätten sich nie bei ihm gemeldet, obwohl er Sie darum gebeten hat. Ich lese Ihnen beides vor.»
    «Ja, aber schnell», sagte ich, «sonst verpasse ich mein Flugzeug.»
    «Die E-mail kommt aus einem Ort namens Four Corners in Amerika, und der Text lautet: Forschungsreise abgeschlossen. Äußerste Sorgfalt bei Akte K. Daten sind verdächtig.»
    Ich wußte, das einzige, was es in Four Corners, einem entlegenen Ort in der Hochwüste im Südwesten der USA, gab, waren die Ruinen der Anasazi-Indianer. Also war diese Nachricht von Sam, der mir mitteilte, daß ich aufgrund dessen, was er bei seinen Nachforschungen in Utah erfahren hatte,

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