Neville, Katherine - Der magische Zirkel
folgte. Aber wo führte sie weiter? Ich fand das Wort get, das mit einer langen Passage, die Teil eines größeren Bildes zu sein schien, verbunden war; aber das Wort führte nicht zusammenhängend in diesen Satz. Also suchte ich weiter. Ich fand on, daneben in und to. Die Buchstaben vor meinen Augen begannen zu tanzen, obwohl ich schon den Finger benutzte, um dem Buchstabenlabyrinth auf dem Blatt zu folgen.
Doch dann fand ich ein richtiges Wort: Toussaint. Ich ging von dem Wort on nach Norden, wandte mich nach
Osten und wieder nach Süden. Toussaint – Allerheiligen. Doch hier endete mein religiöses Wissen, denn ich war in meiner Kindheit nur dann in die Kirche gegangen, wenn Jersey bei einer Messe singen mußte. Ob Allerheiligen näher bei Allerseelen oder Karneval lag – die beide nicht am kommenden Sonntag angesagt waren –, daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Doch dann fiel mir ein, daß die Abfahrten an den Hängen des Baldy die Namen von Ferien- und Feiertagen tragen. Wahrscheinlich war das kein Zufall.
Ich kniff die Augen zusammen und studierte den Buchstabenraster noch einmal. Seit einer Stunde saß ich nun über diesem vertrackten Puzzle. Mir taten die Augen weh, und meine Wunde am Arm, die zu heilen begann, juckte wie verrückt. Es gelang mir, das Wort Toussaint mit einigen anderen zu verbinden, wie go und tbrough, die ich vorher gefunden hatte; aber dann wußte ich wieder nicht weiter. Verdammt, Sam! Begib dich zu Toussaint und geh (oder fahre) durch… Durch was? Welche Abfahrt sollte ich nehmen? Ich atmete tief ein, schloß die Augen und versuchte, mir einen dreidimensionalen Lageplan des Berges vorzustellen.
Wenn man zum Beispiel oben an der Sesselliftstation Lookout, von der alle Abfahrten möglich waren bis auf die namens Mayday, startete und dann hinter dem Lift herumfuhr, würde man einer Linie folgen, die aus der Vogelperspektive so ähnlich aussah wie die Buchstabenreihen dieser Mitteilung hier auf dem Blatt. Ja, wenn ich bis an den Anfang der Mitteilung zurückging, verlief das Wort Valley – wenn mich die Erinnerung nicht trog – im selben Winkel wie der Skilift auf dem Berg!
Ich wußte, ich war auf der richtigen Spur. Also schloß ich meine strapazierten Augen und konzentrierte meine Gedanken wieder auf den Berg. Wenn man vom Lift kam, fuhr man bergab über einen schmalen Sims und dann durch ein weites Mugelfeld. Ich öffnete die Augen und suchte das Wort mogul in der Gegend, wo dieses Feld hegen müßte. Ich brauchte eine Minute, aber ich fand es – ein Zickzackmuster, genau so, wie man es durchfahren müßte – und dann gleich danach das Wort field. Ich hatte Herzklopfen vor Aufregung. Dann mußte ich wieder eine Weile überlegen.
Ich hatte gleich unter field das Wort down (hinunter) gefunden, aber ich wußte, daß von diesem Mugelfeld fünf andere Hänge abzweigten, deren Namen ich ebensowenig im Kopf hatte wie die der anderen Abfahrten, wenn ich nicht zufällig Toussaint gefunden hätte. Alles, woran ich mich erinnerte, waren geographische Merkmale, Lifte, wohin die Lifte führten und wie sie entsprechend ihrem Schwierigkeitsgrad gekennzeichnet waren: grün, blau oder schwarz – mit Kreisen, Vierecken und Rauten. Aber das alles schien mir hier nicht zu helfen.
Doch kurz nach dem Wort down sah ich den Buchstaben b. Ich folgte im Geist den scharfen Serpentinen bis zu der Stelle, wo der nächste Lift abgehen würde. Ich hätte wissen müssen, wie gut mich Sam kannte. So fand ich die Worte black diamond (schwarze Raute). Die mit der schwarzen Raute gekennzeichnete Abfahrt endete an einer weiteren Liftstation. Dieser Lift würde mich zum nächsten Hang bringen. Ich folgte den Worten an dieser Stelle und las: then follow this path through… (Dann folge diesem Weg durch…) Und das Wort, das dann nach Norden führte, hieß woods (Wald). Nachdem das Ende eines Worts am Straßenrand «Exit» bedeutete, konnte ich davon ausgehen, daß hier die Mitteilung endete und daß dies auch die Stelle war, an der ich Sam am Sonntag mittag treffen würde.
Jetzt sah ich den ganzen Plan vor mir: Ich würde den Sessellift zur Halloween-Abfahrt nehmen und nach dem Mugelfeld links in eine schwarze Abfahrt einbiegen. Alles war ganz einfach bis auf die Tatsache, daß die mit einer schwarzen Raute gekennzeichneten Abfahrten die steilsten und schwierigsten waren und ich einen verletzten Arm hatte. Diese Abfahrt würde mich auf die andere Seite des Berges führen, weg vom Touristenstrom, in ein
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