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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist die Bibel aller Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der amerikanischen Bundesregierung: 35 Bände mit gesetzlichen Bestimmungen und Durchführungsverordnungen, die berücksichtigt werden müssen, ob nun ein Computersystem entwickelt oder ein Leichtwasserreaktor gebaut werden soll. Die Herstellung und Aktualisierung dieses Grundlagenwerks kostete den Steuerzahler ein Vermögen.
    Wir hatten mehrere Exemplare der großen mehrbändigen Ausgabe in der Firma; eine befand sich auf dem zwei Meter langen Bücherbord unmittelbar vor meinem Büro. In den fünf Jahren, die ich hier arbeitete, hatte ich noch nie erlebt, daß jemand einen Band herausnahm oder gar darin nachschlagen wollte. Ich war mir sicher, wenn ich das Runenmanuskript hier versteckte, würde es niemand finden.
    Am Freitag, als ich zum ersten Mal wieder selbst zur Arbeit fahren konnte, blieb ich länger im Büro als Olivier, was ihn nicht überraschte, weil wir am nächsten Morgen nach Sun Valley fahren wollten und ich noch einiges vor dem Wochenende aufzuarbeiten hatte. Sobald er gegangen war, holte ich die Bände des DOD Standard aus dein Regal vor meiner Tür, öffnete die Klemmrücken und legte ungefähr alle vierzig oder fünfzig Seiten über alle Bände verteilt ein Runenblatt ein.
    Als ich fertig war, war es zehn Uhr. Glücklicherweise hatte ich beim Hantieren mit den schweren Bänden meinen Arm nicht überanstrengt. Ich setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl, um eine Minute auszuruhen und zu überlegen, ob ich auch alles erledigt hatte. Dabei berührte ich zufällig die Maus meines Computers; der auf meinem Computer aktivierte Bildschirmschoner verschwand, und ein fast leeres Bild erschien, das den halbdunklen Raum erhellte.
    Es war ein Symbol, das ich noch nie gesehen hatte – ein vergrößertes Kennzeichnungssternchen, das den halben Bildschirm ausfüllte.

    Unter diesem Symbol stand ein Fragezeichen. Wie kam das auf meinen Bildschirm? Niemand hier im Büro
    hätte es eingeben können. Ich saß den ganzen Tag an meinem Schreibtisch.
    Ich tippte Fragezeichen in mein Terminal für «Hilfe». Der Computer gab mir eine Information, die ich von dort noch nie bekommen hatte und die mit Sicherheit nicht einprogrammiert war: Ich sollte meine E-mail durchsehen.
    Ich ließ die Mail-Datei durchlaufen, obwohl ich sie erst ein paar Stunden zuvor überprüft hatte. Trotzdem war ein neuer Eingang vermerkt. Ich holte mir die Message auf den Schirm. Sie baute sich ganz langsam auf, als befände sich dahinter eine Hand, die das Bild verkehrt herum zeichnete. Verblüfft und gleichzeitig fasziniert schaute ich zu, wie die Buchstaben erschienen. Bevor die Nachricht ganz durchgegeben war, wußte ich, wer sie geschickt hatte. Es konnte nur Sam gewesen sein.
    Ich druckte mehrere Kopien aus, und dann sah ich mir das Ganze genauer an.
    Ich wußte, daß die erste Sicherheit sregel verlangte, eine chiffrierte Nachricht so schnell wie möglich aus dem Computer zu löschen, aber ich kannte Sam. Wenn er wollte, daß die Nachricht sofort nach dem Ausdrucken gelöscht werden sollte, hätte er sie selbstlöschend programmiert. Die Tatsache, daß sie sich noch auf meinem Bildschirm befand, bedeutete, daß sie außer der Buchstabenfolge noch andere Hinweise enthielt. Einen hatte ich vielleicht schon erhalten: den Stern.
    Ich nahm drei von unseren billigen durchsichtigen Plastikkugelschreibern aus der Schreibtischschublade und band sie mit einem Gummiring zusammen. Dann fächerte ich sie sternförmig auf und schob sie über die Seite, um zu sehen, ob entlang der drei Achsen Akrostichen auszumachen waren, also Buchstabenreihen, die ein Wort ergaben. Fehlanzeige. Doch ein solcher Hinweis wäre auch zu simpel gewesen und damit zu gefährlich, um ihn in meinem Computer zu hinterlassen.
    Während ich diese nur aus einzelnen Buchstaben bestehende Nachricht betrachtete, rückte ich für ein paar Sekunden ein Stück davon ab, um eine andere Perspektive zu bekommen. Um einen unbekannten Code zu knacken, ist es stets von Vorteil, wenn die Person, die die Nachricht verschlüsselt hat, versucht, mit dem Adressaten zu kommunizieren – und das geht natürlich besonders gut, wenn man zufällig von dieser Person ausgebildet wurde wie ich von Sam.

    So konnte ich zum Beispiel jetzt davon ausgehen, daß mir Sam nie eine Nachricht via Computer geschickt hätte – er hielt Computer für absolut unsicher –, wenn es sich nicht um etwas Wichtiges oder Dringendes oder beides gehandelt hätte, wenn

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