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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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verleiten würden – »
    Jakobus unterbrach ihn sichtlich erschrocken: «Willst du damit sagen, Simon Petrus hat solche Regeln eigenmächtig aufgestellt?»
    «Mit Unterstützung von anderen – aber zu denen gehöre ich nicht», erwiderte Johannes. «Weißt du, Jakobus, du und Josef, ihr wünscht die Wahrheit, aber es gibt einige, die glauben, sie würden sie bereits haben. Es wird eine Saga gesponnen, um jedes Wort und jede Tat des Meisters zu erklären, und häufig von jenen, die ihn nie verstanden oder nicht einmal gekannt haben. Diese Geschichten sind verwirrend, widersprüchlich und manchmal sogar frei erfunden. Er wird zum Beispiel behaupten, daß die ‹sieben Teufel›, die der Meister aus Miriam vertrieben hat, nicht nur sündhafter Stolz und Eitelkeit waren aufgrund ihrer Erziehung und ihrer Schönheit, sondern etwas viel Schlimmeres – etwas Verderbtes – »
    «Aber wie können sie so etwas sagen?» rief Jakobus entsetzt. «Warum erlaubt Petrus so etwas? Fürchtet er nicht, daß ihn der Meister vom Königreich ausschließen wird?»
    «Vergiß bitte nicht», antwortete Johannes mit einem bitteren Lächeln, «daß es Simon Petrus ist, der die Schlüssel zu diesem Königreich besitzt. Sie wurden ihm vom Meister übergeben, worüber er niemanden im unklaren läßt. Wie du siehst, lieber Bruder, bist du nicht einen Augenblick zu früh zurückgekommen.»
    BRIGANTIUM (GALIZIEN):

    Sommer, A.D. 34

    Die Worte

    Denn es wird sich erheben ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere… Denn mancher falsche Christus und falsche Prophet wird sich erheben… Aber zu der Zeit, nach dieser Trübsal, werden Sonne und Mond ihren Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen…
    Und das Evangelium muß zuvor verkündet werden allen Völkern… Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.
    J ESUS VON N AZARETH
    Markus-Evangelium, Kap. 13; 8 – 31

    Josef von Arimathäa stand auf einem hohen Felsen oberhalb der Bucht von Brigantium, wo im letzten Abendschein das Schiff von Jakobus Zebedäus in den Nebel und auf das offene Meer hinausglitt. Brigantium, einst das kultische Zentrum der großen keltischen Göttin Bridgit, war der letzte keltische Hafen, den es noch auf dem Kontinent gab. Der größte Teil Iberiens war seit Hunderten von Jahren, seit den Punischen Kriegen, in der Hand der Römer. Erst zur Zeit des Augustus wurde dieser abgelegene nordwestliche Teil des Landes blutig erobert, aber der Mut der einheimischen Bevölkerung war nicht gebrochen.
    Diese keltischen Stämme hatten ein weites Gebiet von Spanien bis Kleinasien kulturell geprägt und überall Siedlungen gegründet. Mit ihrer Kunstfertigkeit beeinflußten sie das Handwerk von Skandinavien bis Nordafrika. Keltische Krieger waren im Lauf der Jahre so häufig raubend und plündernd über den Kontinent hergefallen, daß die Römer zum Schutz gegen sie das System der Legionen eingeführt hatten, mit dem sie nun den größten Teil der Welt beherrschten. Die Aufgabe, keltische Geschichte, Riten und Sprache zu erhalten, fiel den Druiden zu – Männern wie diesem, der jetzt neben Josef auf der hohen Felsenküste stand.
    Er trug die gleiche keltische Tunika wie Josef, die eine Schulter bedeckte und mit einer goldenen Fibel zusammengehalten wurde, doch die des Druiden war aus weichen, dicken Rotfuchsfellen gefertigt, denn er war ein bedeutender Mann in der Fuchssippe. Seinem Rang, der dem eines Fürsten und Priesters gleichkam, entsprachen auch die dicken, goldenen und mit kunstvollen Mustern verzierten Torques, die er um den kräftigen Hals und die muskulösen Arme trug.
    Lovernios, der Stammesfürst der Füchse, war ein Druide, dem Josef sein Leben lang vertraut hatte und der für ihn – mit Ausnahme des Meisters – der weiseste Mensch war, den er kannte.
    «Es ist fast vorbei», sagte Josef.
    «Vorbei – vielleicht», entgegnete Lovernios. «Aber jedes Ende ist ein neuer Anfang, wie der Meister uns gelehrt hat. Ich frage mich, ob du genau verstehst, was das bedeutet?»
    «Ich fürchte, es bedeutet, daß du ebenso wie Miriam von Magdali glaubst, der Meister lebt – daß er durch die Verwandlung des Todes gegangen ist, aber irgendwie immer noch unter uns wandelt.»
    Der Druide zuckte die Achseln. «Erinnere dich an seine Worte: ‹Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.» Er zitierte einen Lieblingssatz des Meisters.
    «Im Geiste, ja. Das ist

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