Neville, Katherine - Der magische Zirkel
Materie im Universum darstellen. Nur der wahre Initiierte, der von dem Gott Erfüllte, wird wissen, wie dies geschieht.
Um diese Verbindung herzustellen, müssen dreizehn heilige Gegenstände an einem Ort versammelt werden. Jeder Gegenstand erfüllt einen besonderen Zweck bei der rituellen Wiedergeburt des neuen Zeitalters, und jeder dieser Gegenstände muß mit der göttlichen Flüssigkeit gesalbt werden, bevor er benutzt wird. Die Gegenstände für das nächste Zeitalter sind diese:
Die Lanze
Das Schwert
Der Nagel
Der Kelch
Der Stein
Die Truhe
Der Kessel
Der Teller
Das Gewand
Der Webstuhl
Das Pferdegeschirr
Das Rad
Das Spielbrett
Wer diese Gegenstände versammelt, ohne die ewige Weisheit zu besitzen, wird kein Zeitalter kosmischer Einheit heraufbeschwören, sondern ein Zeitalter der Barbarei und Schreckensherrschaft.
«Siehst du?» sagte Caligula, als er zu Ende gelesen hatte. «Was habe ich dir von der Lanze bei der Kreuzigung in Judäa erzählt? Eine Lanze war der erste Gegenstand auf der Liste. Verstehst du jetzt, was das bedeutet? Tiberius hat gedacht, Pan wäre der Gott, der sich hat opfern lassen, um das neue Jahrtausend zu bringen – der Ziegengott, der Gott, der am engsten mit der Insel Capreae in Verbindung gebracht wird oder mit ihm, Tiberius.
Aber wenn dieser Stein auf Paxi übersetzt worden ist, beweist das, daß es die Juden waren, mein Lieber, die den Kadaver für diese Verwandlung geliefert haben. Sind es nicht die Juden, die auf der ganzen Welt herumrennen und alte Sprachen studieren, damit sie die Geheimnisse übersetzen können – und vielleicht auch, um diese Gegenstände, die unendliche Macht verleihen, zu sammeln? Glaubst du, daß dein Josef von Arimathäa nicht genau gewußt hat, was er tat, als er bei Tiberius um die Rückkehr seines Volkes nach Rom bettelte? Kannst du dir vorstellen, er hätte nicht gewußt, was er tat, als er die Leiche des gekreuzigten Juden in Judäa stahl? Denn das hat er getan, und er hat auch die Lanze genommen, die Gaius Cassius Longinus in die Leiche gestoßen hat.»
«Du hebe Zeit, Gaius! Bitte, hör auf!» rief Claudius. In seinem Kopf drehte sich alles. Er beugte sich vornüber. «Bring mir eine Feder, Gaius, damit ich mich übergeben kann», stöhnte er.
«Kannst du dich nicht für einen winzigen Augenblick konzentrieren?» sagte sein Neffe, während er aufstand und ihm eine Schüssel und eine der in einem Ständer bereitstehenden Straußenfedern brachte.
Claudius hob den Kopf und wedelte mit der Feder durch die Luft, um sie auszuschütteln; dann öffnete er den Mund und kitzelte sich den Rachen, bis er würgte und den Wein aus seinem Magen in die Schüssel erbrach.
«So ist es besser – jetzt habe ich wieder einen klaren Kopf», sagte er
zu Caligula. «Aber in Bacchus Namen, sag mir, was das alles zu bedeuten hat!»
«Es bedeutet», sagte Caligula, «daß wir zwei nach Britannien reisen, um Josef von Arimathäa zu finden und diese Lanze, während Herodes Agrippa in Judäa herauszufinden versucht, wo die anderen Gegenstände sind.»
24. Fu / Die Wiederkehr (Die Wendezeit)
…Die Zeit des Dunkels ist vorüber. Die Sonnenwende bringt den Sieg des Lichts… Nach einer Zeit des Zerfalls kommt die Wendezeit. Das starke Licht, das zuvor vertrieben war, tritt wieder ein. Es gibt Bewegung. Diese Bewegung ist aber nicht erzwungen…
Die Wiederkehr ist im Naturverlauf begründet. Die Bewegung ist kreisförmig. Der Weg ist in sich geschlossen… Es kommt alles von selber, wie es an der Zeit ist.
D AS I G ING
nach Richard Wilhelm
Ich fühlte mich noch immer wie zerschlagen und saß seit über einer Stunde in dem dampfendheißen Pool. Nach Onkel Lafs aufschlußreichem Bericht über Nazi-Kollaborateure und Vergewaltiger, die meinen Stammbaum schmückten, ganz zu schweigen von meiner entzückenden ergrauten Tante Zoe in Paris, die sich ins Herz Adolf Hitlers getanzt hatte, sah meine Familiengeschichte mehr und mehr wie das Zeug aus, mit dem ich mein Geld verdiente: eine Riesenschweinerei, die man verbuddelt hatte und die jetzt, nach einem halben Jahrhundert, aus ihren Behältern zu sickern begann.
Als sich Laf verabschiedete, um seine Siesta zu halten, ging auch ich auf mein Zimmer, um allein zu sein und über einiges nachzudenken.
Ich wußte, daß mein Cousin und Blutsbruder seine eigene Ermordung vorgetäuscht hatte, und es schien jetzt, als hätte er es wegen desselben Manuskripts getan, das vielleicht seinen Vater Earnest und auch
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