Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
verstehst du?»
    «Ja, natürlich!» Claudius schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, als wäre ihm gerade etwas aufgegangen. «Aber du hast nicht gesagt, daß es die Göttin ist. Das hat mich verwirrt. Deine Schwester, die Göttin. Natürlich. Dann sprichst du also von… Drusilla!» schloß er und schickte ein Stoßgebet zu allen wirklichen Göttinnen, die ihm einfielen.
    Caligula lächelte. «Onkel Claudius, du bist ein Fuchs. Du hast es die ganze Zeit gewußt. Also, jetzt will ich dir sagen, was wir tun sollten, um das Reich zu retten.»
    Caligulas Ideen zur Rettung des Reichs erschreckten selbst Claudius, dessen Vorliebe für kostspielige Frauen und üppige Feste bekannt war. In der einen Stunde, in der sie das Mausoleum und den Tempel des Augustus besichtigten und darüber sprachen, wie der Bau fertiggestellt werden könnte, errechnete Claudius, was solche Ideen kosten würden.
    «Hier in Rom werde ich den Augustus-Tempel und das Pompeius-Theater vollenden», sagte der junge Kaiser, ein Projekt nach dem anderen an den Fingern abzählend. «Ich werde den Kaiserpalast über den Capitolinischen Hügel ausbauen, ihn mit dem Tempel von Castor und Pollux verbinden, eine Wasserleitung für die Gärten anbauen und für Mnester ein neues Amphitheater errichten. In Syrakus werde ich alle Tempel wiederaufbauen. Ich werde einen Kanal durch den Isthmus von Griechenland stechen, den Palast des Polykrates auf Samos wiederherstellen, die Statue des olympischen Jupiter nach Rom bringen lassen, wo sie hingehört – und außerdem möchte ich dem Didymaischen Apollon in Ephesus einen neuen Tempel bauen, dessen Planung und Bau ich persönlich überwachen werde…»
    So ging es weiter, bis sie den Palast erreichten, und erst als sie sich in Caligulas Privatgemächern befanden, konnte Claudius die Frage stellen, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge lag.
    «Du hast dir natürlich etwas Schlaues ausgedacht, um deine Truhen zu füllen, nicht wahr?»
    «Willst du mit einem Gott über schnöden Mammon sprechen?» entgegnete Caligula verächtlich und griff nach dem goldenen Donnerkeil des Jupiter, den er gern bei öffentlichen Anlässen trug. Mit nachdenklicher Miene begann er, sich damit die Fingernägel zu reinigen.
    «Nun gut, nachdem du mein Mitkonsul bist, sollte ich es dir vermutlich sagen», meinte Caligula. Nachdem er ein paarmal auf und ab gegangen war, wobei er mit dem goldenen Donnerkeil leicht auf seine Handfläche schlug, trat er an einen Tisch, goß aus einem Krug etwas Wein in einen Becher und läutete. Der Vorkoster, ein Junge von neun oder zehn Jahren, trat ein und trank von dem Wein, während Caligula zwei weitere Becher bis zum Rand füllte. Dann wartete er, bis sich der Vorkoster verneigt und den Raum verlassen hatte. Zu Claudius Überraschung öffnete sein Neffe nun eine große Schatulle, die auf dem Tisch stand, entnahm ihr zwei kostbare, daumendicke Perlen und ließ sie in die Becher fallen, wo sie sich auflösten, während er das Gespräch wiederaufnahm.
    «Ich habe mir Tiberius Akten aus Capreae bringen lassen, und ich habe sie alle gelesen», sagte Caligula, nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hatte. «Es gibt da einen sehr interessanten Brief von Lucius Vitellius, den er kurz nach seinem Amtsantritt in Syrien voriges Jahr geschrieben hat. Er bezieht sich auf einige Gegenstände von großem Wert, die ernst den Juden gehörten und auf einem heiligen Berg in Samaria vergraben waren. Anscheinend ist der frühere Schützling von Sejanus, Pontius Pilatus, hinter diesen Dingen hergewesen und hat dabei einen Haufen Leute umlegen lassen.»
    Claudius, das einzige verarmte Mitglied der kaiserlichen Familie, überlegte, wie er die Perle aus dem Becher fischen und sie heimlich einstecken könnte, bevor sie sich auflöste. Aber dann besann er sich eines Besseren und trank von dem Wein, der mit Perle auch nicht anders schmeckte als ohne.
    «Hat Vitellius Genaueres über diese Gegenstände geschrieben? Und was ist aus ihnen und aus Pilatus geworden?» fragte er.
    «Pilatus wurde von seinem Posten entfernt. Er wurde aber in Antiochia mindestens zehn Monate in Gewahrsam gehalten, bis ein Truppentransporter von dort direkt nach Rom ging», sagte Caligula. «Das Schiff traf hier in derselben Woche ein, in der Großvater starb. Also habe ich dafür gesorgt, daß Pilatus auch hier in Haft blieb, bis man ihn verhören würde – obwohl ich mir nicht viel Neues von ihm erhoffte. Ein paar Einzelheiten dieser Geschichte

Weitere Kostenlose Bücher